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Feuerwehrleute in Amesbury
© dpa/Ben Birchall
Update

Scotland Yard ermittelt wegen Mord: Britin stirbt an Vergiftung mit Nowitschok

Eine Frau stirbt, nachdem sie nahe dem britischen Salisbury mit dem Nervengift Nowitschok in Berührung gekommen ist. Ermittler prüfen einen Zusammenhang mit dem Anschlag auf den Ex-Agenten Skripal und dessen Tochter.

Nach dem Tod einer mit dem Kampfstoff Nowitschok in Berührung gekommenen Britin hat Scotland Yard Mordermittlungen aufgenommen. Am Montagnachmittag sollte zudem der Krisenstab der Regierung, das Cobra-Komitee, in London zusammentreten

Durch den Tod der Frau wächst der Druck auf die Ermittler im Fall Skripal. Sie müssen nun herausfinden, ob es zwischen den beiden Fällen Verbindungen gibt. Denn der russische Ex-Doppelagent Sergej Skripal (67) und seine Tochter Julia (33) waren als Opfer eines Anschlags ebenfalls mit dem Nervengift in Kontakt gekommen. London hatte Moskau dafür verantwortlich gemacht. Russland stritt das vehement ab. Der Tod der Frau könnte das Verhältnis der beiden Staaten weiter zerrütten.

Es sei möglich, dass die beiden Ermittlungen miteinander verbunden würden, teilte Scotland Yard mit. „Es ist aber wichtig, dass die Untersuchung nur den vorliegenden Beweisen und den Fakten folgt“, so die Polizei. Die Untersuchungen in dem Todesfall werden von der Anti-Terror-Polizei geleitet, etwa 100 Ermittler sind im Einsatz.

Die am Sonntagabend gestorbene 44-jährige Britin und ihr 45-jähriger Lebensgefährte waren Ende Juni mit Vergiftungserscheinungen ins Salisbury District Hospital eingeliefert worden. Der Polizei zufolge haben die beiden einen kontaminierten Gegenstand angefasst. Um was es sich dabei gehandelt hat, war aber zunächst unklar. Die beiden lebten nur rund 13 Kilometer von Salisbury entfernt. Dort wurden im März Sergej Skripal und seine Tochter Julia Opfer eines Anschlags mit Nowitschok.

Die Frau hinterlässt drei Kinder. Der Mann ist weiter in einem kritischen Zustand, wie ein Polizeisprecher sagte.

Die britische Premierministerin Theresa May zeigte sich betroffen. „Ich bin entsetzt und geschockt“, sagte sie einer Mitteilung zufolge.

Die Ermittler gehen davon aus, dass das Paar aus Amesbury versehentlich mit dem tödlichen Nervengift in Berührung gekommen war. Die beiden könnte demnach etwa ein Fläschchen oder eine Injektionsspritze mit Resten des Gifts gefunden haben, das beim Attentat auf die Skripals verwendet wurde. Britische Medien berichteten, dass beide Drogenkonsumenten gewesen seien.

Die Polizei sperrte sechs Areale in Amesbury und im 13 Kilometer entfernten Salisbury ab, in denen sich das Paar kurz vor den ersten Symptomen aufhielt. Dazu zählen eine Apotheke, eine Kirche und das Wohnhaus des 45-Jährigen. Das Hostel, in dem seine Freundin lebte, wurde evakuiert.

Sergej Skripal und seine Tochter Julia waren vor vier Monaten bewusstlos auf einer Parkbank im benachbarten Salisbury entdeckt worden. Sie entkamen nur knapp dem Tod und leben inzwischen an einem geheimen Ort. Sie wurden ebenfalls im Salisbury District Hospital behandelt.

London bezichtigte Moskau, Drahtzieher des Anschlags gewesen zu sein. Nowitschok wurde in der früheren Sowjetunion entwickelt, später wurde damit aber auch in anderen Ländern experimentiert. Der Kreml streitet die Vorwürfe vehement ab. Der Fall löste eine schwere diplomatische Krise aus. Mehr als zwei Dutzend Länder wiesen russische Diplomaten aus. Russland reagierte ebenfalls mit Ausweisungen.

Infolge des Falls Skripals hatten das Königshaus und britische Politiker beschlossen, die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland nicht zu besuchen. Nun strebt England ausgerechnet in Moskau den größten Erfolg seit der Heim-WM 1966 an, als man Weltmeister wurde. Am Mittwoch steht in der russischen Hauptstadt das Halbfinale gegen Kroatien an. (dpa)

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