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Bunte Wundertüte. Bobby Kolade schließt seine Kollektionen nicht ab, er entwickelt sie weiter.
© Schaumburg

Mode: Fashion Week Berlin: Bobby Kolade - Gut gedreht, Disco-Kid

Bei Bobby Kolade hängen die Kleider diese Saison von der Decke. Immer mehr Designer ziehen der Show eine Installation oder Performance vor.

An schweren Stangen hängen Kollektionsteile von der Decke des „Happy Shop“ in der Torstraße. Am Montagabend eröffnete Bobby Kolade hier seine Installation.

Von denen gibt es mittlerweile immer mehr. Vladimir Karaleev zum Beispiel enthüllt am Donnerstag eine textile Skulptur – wenn alles gut geht, wie er sagt. Das Label Augustin Teboul lädt schon seit mehreren Saison zu einer Art performativer Modeinstallation.

Designer wollen Einkäufer und Journalisten lieber persönlich erreichen, als horrende Summen für eine Schau am Brandenburger Tor zu zahlen, in der jeder der etwa 700 Gäste am Rande des Laufstegs im Dunkel verschwindet.

In der Torstraße drehen sich einige Stücke von Bobby Kolade an Diskokugel-Motoren. Das passt gut zum Designer, denn er ist kein Unbekannter in der Berliner Clubszene. Das sieht man auch an seinen vielschichtigen, mutigen Kollektionen.

Die entstehen auf ungewöhnliche Weise: „Sie sind nie ganz abgeschlossen“, sagt er. „Ich beschließe ungern an einem Punkt, dass wir fertig sind und nicht mehr weiter daran arbeiten.“ So wird das Entwerfen zum Prozess, jede Kollektion zu einer Weiterentwicklung der vorherigen. Mit Fehlern versucht er lieber umzugehen, als sie zu beheben. So entsteht etwas Neues und Ungeahntes. Erst in dieser Spontanität entfaltet sich Kolades Kreativität: „Wenn man nicht intuitiv und unmittelbar reagiert, ist man nur damit beschäftigt, Fehler zu korrigieren oder Teile ganz zu verwefen.“ Und das macht Bobby Kolade fast nie. „Wieso sollte ich versuchen, auf eine Grundidee zurück zu kommen, wenn mir der Prozess ganz andere Impulse gibt?”, sagt er.

Eine Schau wie jeder andere? Nicht mit Kolade

Ein beigefarbener Anorak zum Beispiel. Eigentlich sollte ein Gummiband zur Raffung des festen Materials dienen, aber das war gerade nicht zur Hand. Kolade hat kurzerhand eine dicke Kordel durch den Tunnelzug gezogen und die Enden verknotet. „Eigentlich eine Notlösung“, sagt er. Die Kordeln und Knoten sind am Ende nicht nur dem Anorak geblieben, sondern ein wiederkehrendes Element der ganzen Linie worden, vielleicht auch in der nächsten Saison. „Das bedeutet, dass die Dinge weiterleben“, erklärt Kolade. „Ich erlaube mir, jedes Stück noch mal an zu fassen und neu zu interpretieren.”

Auch sein neues Präsentationsformat ist eine Weiterentwicklung: Tagsüber können Journalisten mit dem Designer durch den Kleiderwald streifen, der von der Decke hängt. Für den Abend mit Musik und Drinks werden die Stangen hochgefahren. So sieht man die Kollektion von unten – eine ganz neue Perspektive. Dass die Journalisten die Teile anfassen können, gefällt Bobby Kolade. „Sie können die Mode nie so intensiv erleben und präzise beschreiben, wenn sie sie nur auf dem Laufsteg gesehen haben“, sagt er.

Eine Schau zu machen wie jeder andere, das sieht er nicht mehr ein. Auch auf die Vorbereitungen hat er keine Lust. „Ich hasse nichts mehr als Castings“, sagt Bobby Kolade. Am heißesten Tag des letzten Sommers habe er mit 150 Models bei über 40 Grad in seinem Studio schwitzen müssen. Das ist diese Sasion nicht nötig. Nur die Batterien für die Diskokugel-Motoren darf er nicht vergessen.

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