US-Komiker muss vor Gericht: Bill Cosby wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt
Er hatte die Vorwürfe von mehr als 50 Frauen stets bestritten - und wenn er schuldig sei, warum gebe es dann keine Anklage, hat sich Bill Cosby stets verteidigt. Jetzt ist die Anklage gegen den US-Komiker wegen sexuellen Missbrauchs da.
Der US-Komiker Bill Cosby ist nach zahlreichen Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs zum ersten Mal angeklagt worden. Cosby werde sich für einen Fall von 2004 verantworten müssen, sagte ein Staatsanwalt in Norristown in Pennsylvania am Mittwoch. „Mr. Cosby hat das Opfer gedrängt, Pillen zu nehmen und Wein zu trinken. Danach war sie bewegungsunfähig und Mr. Cosby hat sie sexuell missbraucht“, sagte der Staatsanwalt.
Der Fall liegt schon fast zwölf Jahre zurück und unmittelbar danach, Anfang 2004, hatte sich die Frau schon einmal an die Behörden gewandt. Damals habe es aber nicht genügend Beweise gegeben, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Cosby soll die damals 31-Jährige, Angestellte einer Universität, als Mentor betreut haben. In seinem Haus soll er sie unter Drogen gesetzt und missbraucht haben. Die Beweislage sei „erdrückend“, sagte Staatsanwalt Kevin Steele.
Eine Verurteilung könnte bis zu zehn Jahren Haft bedeuten
Nach den Gesetzen des Staates Pennsylvania ist das schwere sexuelle Nötigung. Wenn es zu einer Verurteilung kommt, drohen Cosby zehn Jahre Haft. Weil Cosby nicht mit seinem Geschlechtsteil in sie eingedrungen sein soll, wurde er nicht der Vergewaltigung angeklagt. Das Strafmaß ist aber ähnlich. Cosby, in Deutschland vor allem als lustiger Familienvater aus der Serie „Die Bill Cosby Show“ bekannt, die zum Teil auch als „Bill Cosbys Familienbande“ gesendet wurde, sieht sich den Vorwürfen von mehr als einem Dutzend Frauen gegenüber. Fast alle werfen ihm vor, sie mit Drogen wehrlos gemacht und dann missbraucht zu haben.
Zu Cosbys mutmaßlichen Opfern gehören Models, Kellnerinnen und Mitarbeiterinnen des Showgeschäfts. Die Fälle reichen bis in die 60er Jahre zurück. Viele der angeblichen Übergriffe gelten deshalb bereits als verjährt.
In wenigen Wochen wäre der Fall verjährt
Cosby hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. „Wenn ich wirklich schuldig bin, warum gibt es dann keine Anklage?“, hatte er immer wieder gesagt. Jetzt ist die erste Anklage da. Der Vorfall wäre nach zwölf Jahren verjährt - also in wenigen Wochen. „Im Sommer dieses Jahres haben wir neue Beweismittel bekommen und wir sind durch eine große Menge Material gegangen“, sagte Staatsanwalt Steele. „Es gibt jetzt sehr viele Fakten, die die Vorwürfe untermauern.“ Die Frau, die wieder in ihrer Heimat Kanada lebt, wolle mit den Strafverfolgern zusammenarbeiten.
Cosbys Anwälte waren vorerst nicht zu erreichen. Steele deutete allerdings an, dass der Schauspieler die Anklage anfechten wolle.
Cosby hat am Mittwochnachmittag (Ortszeit) im Gericht in einem Vorort von Philadelphia einer Millionenkaution zugestimmt, um vorerst nicht ins Gefängnis zu müssen. Dabei habe er 100 000 Dollar (92 000 Euro) in bar hinterlegt, als erste Anzahlung einer Kaution von einer Million Dollar, bestätigte ein Gerichtssprecher. Zudem habe er seinen Reisepass abgegeben, damit er das Land nicht verlassen kann, berichtete CNN. Eine erste Anhörung soll am 14. Januar stattfinden.
Bisher hat er jeden Vorwurf bestritten. Cosby hatte erst vor etwa zwei Wochen mehrere Frauen wegen übler Nachrede verklagt. Neben Verleumdung wirft er ihnen vor, ihm vorsätzlich "seelisches Leid" zugefügt zu haben. Die Missbrauchsvorwürfe seien ein Versuch, seinen Ruf zu ruinieren und sich finanziell an ihm zu bereichern. Im Falle der Kanadierin hatte er zwar sexuelle Kontakte bestätigt, die seien aber einvernehmlich gewesen. (dpa, AFP)