Herlind Kasner: Angela Merkels Mutter ist gestorben
Aus Liebe zog sie von Hamburg in die DDR. Bis ins hohe Alter gab sie Sprachkurse in Templin. Herlind Kasner, die Mutter der Bundeskanzlerin, wurde 90 Jahre alt.
Die Mutter von Kanzlerin Angela Merkel, Herlind Kasner, ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Das bestätigte ein Regierungssprecher der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch in Berlin. Er ergänzte: „Wir bitten, die Privatsphäre der Bundeskanzlerin und ihrer Familie zu achten.“ Kasner lebte bis zuletzt in Templin im Norden Brandenburgs – auch für die Kanzlerin, die in der Nähe ein Wochenendhaus besitzt, ist dies ein wichtiger privater Rückzugsort.
Zuerst hatten das Magazin „SuperIllu“ und die „Bild“-Zeitung über den Todesfall berichtet. Demnach soll Kasner Anfang April gestorben sein. Die Beerdigung im kleinen Familien- und Freundeskreis solle in Templin stattfinden, schrieb das Magazin.
Merkel hatte sich bei ihren öffentlichen Auftritten zuletzt nichts anmerken lassen. Am Mittwoch stellte sich die 64-Jährige zunächst den Fragen der Abgeordneten im Bundestag, anschließend reiste sie zum EU-Sondergipfel zum Brexit in Brüssel.
In Berlin ist bekannt, dass die Kanzlerin ein sehr enges Verhältnis zu ihrer Mutter pflegte. Als Merkel im Februar mit der Ehrenbürgerwürde Templins ausgezeichnet wurde, war Herlind Kasner an ihrer Seite. Auch als ihre Tochter Angela am 14. März 2018 zum vierten Mal zur Kanzlerin gewählt wurde, saß Herlind Kasner auf der Besuchertribüne des Bundestages.
Bis ins hohe Alter war Kasner in der Weiterbildung tätig - die frühere Englisch und Latein-Lehrerin unterrichtete an der Volkshochschule Templin Englisch. Im Alter von 80 Jahren wurde sie von der damaligen Volkshochschul-Präsidentin Rita Süssmuth als „Vorbild der Weiterbildung 2008“ geehrt. Der Hintergrund: Seit 34 Jahren hatte sie damals Fremdsprachen in Templin unterrichtet - Kasner war bundesweit eine der wenigen, die in diesem Alter noch ein so großes Pensum bewältigten.
„Man kann mit 70 Griechisch lernen - ich suche noch Schüler“
Kasner galt in Templin als fröhlich und lebenslustig, als Lehrerin aus Leidenschaft. Wer sie porträtierte, entdeckte Ähnlichkeiten mit ihrer Tochter Angela: Die blauen Augen, das Lächeln, der Gang. Weiterbilden könne man sich ein Leben lang, wenn die Gesundheit mitspiele, hatte die Seniorin damals bei der Ehrung gesagt - und ergänzt: „Man kann mit 70 Griechisch lernen - ich suche noch Schüler.“ So lange sie noch vier Kurse an der Volkshochschule plane, denke sie nicht daran, sich einen Platz im Altenheim zu suchen. In ihren Sprachkursen spiele das Wort Spaß eine große Rolle.
Dabei hatte es Kasner zu DDR-Zeiten nicht immer leicht. Aus Liebe ging die gebürtige Danzigerin 1954 mit ihrem Mann, Horst Kasner, von Hamburg in den Osten. 1957 zog die Familie in die Uckermark. In Templin leitete Merkels 2011 gestorbener Vater ein Kolleg, an dem brandenburgische Pfarrer das Predigen lernten.
Als Frau eines Pastors durfte Herlind Kasner nicht an staatlichen Schulen unterrichten, schrieb Merkels Biograf Gerd Langguth. Nach der Wende engagierte sie sich auch politisch. Aus der SPD sei sie aber wieder ausgetreten, erzählte Herlind Kasner später. (dpa)