Malaysia Airlines MH370: Angehörige vermuten Vertuschung und wollen Belohnung aussetzen
Hinterbliebene sammeln Geld für eine Belohnung. Sie wollen damit erreichen, dass Regierungsmitarbeiter das Geheimnis von Flug MH370 verraten. Sie vermuten, dass die wahren Hintergründe verschleiert werden.
Gut vier Monate sind vergangen, seit ein Großraumjet des Typs Boeing 777-200 mit 239 Menschen an Bord auf mysteriöse Weise über den Weiten des Indischen Ozeans verschollen ist. Während im August eine neue Unterwassersuche starten soll, haben die Angehörigen vieler Passagiere ihr Vertrauen in die Behörden verloren und gehen davon aus, dass ihnen Informationen verschwiegen werden. Im Internet haben sie einen Spendenaufruf gestartet, um fünf Millionen Dollar für Privatdetektive und als Belohnung für Hinweisgeber zu sammeln.
Malaysia Airlines Flug MH370 von Kuala Lumpur nach Beijing konnte am 8. März nahezu spurlos verschwinden, obwohl Spionagesatelliten auch die entferntesten Winkel der Erde minutiös überwachen. Längst ist der Fall aus den Schlagzeilen der Weltpresse verschwunden.
Unter der Titel „MH370 – Auf der Suche nach der Wahrheit“ haben Betroffene auf der Crowdfunding-Website indiego.com ihren Spendenaufruf gestartet. „Wir glauben, dass eine oder mehrere Personen die Wahrheit kennen und wissen wo das Flugzeug ist“, schreiben die Initiatoren. Einen Monat nach dem Start der Kampagne sind allerdings erst 92 000 Dollar zusammengekommen.
Alles, was man mit Sicherheit weiß, ist, dass die Boeing 41 Minuten nach dem Start über dem Südchinesischen Meer von den Radarschirmen der Flugsicherung verschwand und alle manuellen und automatischen Kommunikationsanlagen des Jets dann schwiegen. Erst nach Tagen räumten die malaysischen Behörden ein, dass auf dem militärischen Radar beobachtet werden konnte, wie die Maschine anschließend wendete, Malaysia erneut überquerte und nach einer weiteren Stunde nördlich von Sumatra außer Reichweite der Antennen geriet.
Spiralförmiger Sinkflug von MH370
Weil ein automatisches Kommunikationssystem an Bord der Boeing noch sieben Mal versucht hatte, ohne Datenübertragung mit einem Nachrichtensatelliten des privaten Betreibers Immarsat in Kontakt zu treten, gelang es, den vermeintlichen Kurs von MH370 zu rekonstruieren. Danach muss der Großraumjet dann auf Südkurs über den Indischen Ozean gegangen sein. Der letzte Kontaktversuch wurde sieben Stunden und 38 Minuten nach dem Start registriert. Aufgrund der Laufzeit der Signale zwischen Satellit, Bodenstation und Flugzeug, den Leistungsdaten des Flugzeugs, der mitgeführten Kerosinmenge sowie der Windverhältnisse wurde daraufhin ein vermutliches Absturzgebiet westlich von Australien berechnet.
Als der Treibstoff verbraucht war, müssen innerhalb kurzer Zeit beide Triebwerke versagt haben. Auch der Autopilot, der die Boeing offenbar gesteuert hatte, wäre dann ausgefallen und die Maschine vermutlich in einem spiralförmigen Sinkflug ins Meer gestürzt. Von Hand gesteuert hätte sie noch mehr als 180 Kilometer im Gleitflug zurücklegen und notwassern können. Nach einem Zwischenbericht des australischen Transportsicherheitsbüros ATSB gilt als wahrscheinlichstes Szenario, dass es an Bord bereits während des Steigfluges zu einem unbemerkten Versagen des Druckausgleichs kam und die Besatzung ebenso wie die Passagiere zunächst das Bewusstsein verloren und dann erstickten.
Wenn die Piloten ohnmächtig waren, warum konnten sie dann wenden?
Jetzt hat die internationale Expertengruppe einen neuen vermeintlichen Absturzbereich berechnet. Das rund 60 000 Quadratkilometer große Gebiet liegt südwestlicher innerhalb eines Bereiches, in dem die Meeresoberfläche bereits vergeblich abgesucht wurde. Dort werden gegenwärtig die bisher unerforschten Konturen des bis zu 6000 Meter tiefen Meeresbodens von Schiffen aus per Sonar vermessen. Voraussichtlich ab August soll hier eine neue Suche mit ferngesteuerten, unbemannten U-Booten beginnen. Die malaysischen Behörden haben überraschend eine Firma beauftragt, die Suche mit einem Unterwasserfahrzeug zu unterstützen. Mit schnellen Ergebnissen dürfte allerdings nicht zu rechnen sein. Die Suche in dem jetzt festgelegten Gebiet, in dem die Absturzstelle nur vermutet wird, kann bis zu einem Jahr dauern.
Rainer W. During