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Fort_Hood
© AFP

Texas: Amoklauf auf US-Militärbasis: Im Krieg mit sich

Ein Armeepsychiater in den USA ist Amok gelaufen. Zwölf Kameraden sind tot. "Allah ist groß", soll er gerufen haben.

Major Nidal Malik Hasan ist ein gottesfürchtiger Mann. Er ist ein Soldat, der nicht in den Krieg ziehen wollte. Und er ist Arzt, ein Militärpsychiater. Am Donnerstag eröffnete er auf dem US-Truppenstützpunkt Fort Hood in Texas das Feuer auf seine zu dieser Zeit unbewaffneten Kameraden. Zwölf Menschen starben in dem Blutbad, mehr als 30 wurden verletzt, viele von ihnen lebensgefährlich.

Hasan schoss um sich wie ein Amokläufer. So lange, bis eine Militärpolizistin herbeieilte und ihn mit mehreren Schüssen außer Gefecht setzte. Hasan hat die Schüsse der Militärpolizistin überlebt. Er liegt nun im Militärhospital.

Die Hintergründe der Tat sind völlig unklar. War es ein Amoklauf? War es Verzweiflung? Gibt es einen politischen Hintergrund? „Allah ist groß“, soll er laut Zeugen vor der Tat gerufen haben. Der 39-Jährige, dessen Schwarz-Weiß-Foto am Donnerstag in Sekundenschnelle um die Welt ging, schweigt. Einiges aber wurde über ihn bekannt: Major Hasan, Spezialist für Katastrophen- und Präventivpsychiatrie sollte in drei Wochen selbst in den Irak-Krieg ziehen. Und das war nach Meinung seines Cousins Nader Hasan „sein schlimmster Albtraum“. Erst kürzlich war der Arzt vom Armeehospital Walter Reed in Washington nach Fort Hood versetzt worden, mit mehr als 53 000 Soldaten der größte amerikanische Militärstützpunkt der Welt. Die Versetzung war angeblich das Resultat einer schlechten Beurteilung durch seine Vorgesetzten. Auch auf Fort Hood hatte Hasan Soldaten behandelt, die vom Kriegseinsatz im Irak und in Afghanistan gezeichnet waren.

Am Donnerstag war im Auditorium des Militärstützpunkts eine Abschlussfeier für all die Soldaten geplant gewesen, die ihre College-Ausbildung abgeschlossen hatten. Das Motto: „Amerikas Patrioten ausbilden“. Doch Major Hasan verwandelte den Tag der Freude mit zwei Handfeuerwaffen in eine Tragödie. Die Opfer selbst waren wehrlos. Denn, so ein Sprecher der Militärbasis, „aus Prinzip tragen wir hier keine Waffen“.

Hasan, US-Bürger und Sohn palästinensischer Eltern, lehnte nach Meinung seines ehemaligen Kameraden Col. Terry Lee die Kriege im Irak und in Afghanistan ebenso ab wie Präsident Obamas Entschluss, weitere Truppen nach Afghanistan zu entsenden. „Er sagte, vielleicht sollten Muslime aufstehen und gegen den Aggressor kämpfen. Wir glaubten zuerst, er meinte, dass uns die muslimische Welt helfen soll. Doch er hat das vielleicht anders gesehen.“

Gut möglich. Möglich auch, dass der Täter schon länger im Visier der Behörden stand. So untersucht das FBI derzeit Blog-Einträge im Internet, die angeblich von dem Schützen stammen sollen. Hier verteigt ein Nidal Hasan Selbstmordattentäter. Ihr Einsatz sei selbst im Koran gerechtfertigt, der Suizide ablehnt. „Man kann sie für verrückt erklären, aber ihre Tat ist kein Selbstmord“, soll der Mann geschrieben haben, der vom Imam des Muslim Community Center in Silver Spring, Maryland, als sehr religiös bezeichnet wird. Dort hatte Hasan die täglichen Gebete befolgt und auch am Dating-Service der Moschee teilgenommen. Eine Frau jedoch fand er nicht. „Er wollte eine Frau, die religiöser als er selbst ist“, erklärte Imam Faizul Khan der „Daily News“. „Sie sollte einen Schleier tragen und fünfmal am Tag beten.“ Dem Imam gegenüber habe sich Hasan als Palästinenser definiert. „Ich weiß nicht, warum. Er wurde in Virginia geboren.“

Es ist ein gefundenes Fressen für konservative Medien. Mit „er ist ein Muslim“, eröffnete Bill O’Reilly die Abendsendung auf Fox News. „Das musste ja kommen“, notierte erregt die Kolumnistin Debbie Schlussel auf ihrem Blog und bezeichnte Hasan als „noch so ein loyaler, moderater amerikanischer Muslim“.

Sicher allein jedoch ist, dass Hasan mit dem Militär schon länger ein Problem hatte. Nach Meinung seiner Familie schon seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Er war zwar sofort nach der High School dem Militär beigetreten, wollte dieses jedoch wiederholt verlassen, da er von seinen Kameraden ob seines Glaubens gemobbt worden sei.

Doch vor allem die Entsendung in den Irak habe ihn mitgenommen, sagte sein Cousin Nader Hasan der „New York Times“. „Täglich erzählten ihm die Leute von dem Terror, den sie da drüben erlebten.“ Er habe versucht, seine Entsendung zu stoppen, doch ohne Erfolg. 30 Prozent der Rückkehrer aus dem Irak und Afghanistan leiden unter posttraumatischem Schock, unter Depressionen oder Angstzuständen. Es sind Probleme, die Hasan jeden Tag zu Gesicht bekam, und die sich, so sagen Experten, in einem Therapeuten manifestieren können, auch wenn dieser den Krieg selbst nicht erlebt hat.

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