Hurrikan in der Karibik: Amerika wappnet sich für "Matthew"
Hunderttausende müssen ihre Häuser verlassen. US-Präsident Obama mahnt zur Vorsicht. In Haiti werden die für Sonntag geplanten Wahlen verschoben. Mindestens 26 Menschen starben dort.
Nach schweren Schäden und mindestens 26 Toten durch den Hurrikan „Matthew“ in der Karibik bereiten sich hunderttausende Menschen im Südosten der USA auf den Wirbelsturm vor. Die Gefahr für die Bevölkerung sei hoch, warnte der Nationale Wetterdienst am Mittwoch.
US-Präsident Barack Obama rief die Bewohner der amerikanischen Südostküste zu besonderer Vorsicht auf. „Das ist ein schwerer Sturm“, sagte der Präsident am Mittwoch im Hauptquartier der Katastrophenschutzbehörde FEMA in Washington. Es könne sein, dass der Hurrikan auf dem Weg nach Florida an Stärke zunehme. Der Sender CNN berichtete, dass es allein im Bundesstaat South Carolina nötig werden könnte, bis zu eine Million Menschen in Sicherheit zu bringen. Warnungen galten laut dem US-Hurrikan-Zentrum auch weiter für Haiti und Teile Kubas.
Am Dienstagabend war „Matthew“ mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 220 Kilometern pro Stunde auf den äußersten Osten von Kuba getroffen. „Wir haben Wellen von drei bis vier Metern Höhe. Außerdem heftigen Regen und leichte Überschwemmungen“, sagte der Leiter des Zivilschutzes der kubanischen Stadt Baracoa, Tony Matos. Rund 1,3 Millionen Kubaner mussten ihre Häuser verlassen. Die US-Streitkräfte zogen Teile ihres Personals von der Militärbasis Guantánamo ab. Zuvor war „Matthew“ über den Westen von Haiti und Teile der benachbarten Dominikanischen Republik gepflügt.
Zahlreiche Straßen standen unter Wasser, Bäume und Strommasten knickten um. Die wichtigste Brücke zwischen Haitis Hauptstadt Port-au-Prince und den Departments im Süden stürzte ein. Zelte und Wellblechhütten, in denen zahllose Menschen seit dem verheerenden Erdbeben von 2010 gelebt hätten, seien einfach „weggeblasen“ worden, berichtete der Leiter der deutschen Hilfsorganisation Humedica, Wolfgang Groß, aus Port- au-Prince dem Sender SWRinfo.
Vor allem im Süden Haitis richtete „Matthew“ große Schäden an. Dort starben mindestens 22 Menschen. Mindestens acht Menschen wurden nach Behördenangaben von umstürzenden Bäumen erschlagen, sechs wurden von den durch Regenfälle angeschwollenen Flüssen mitgerissen.
In dem völlig verarmten Karibikstaat wurden nach Angaben der Vereinten Nationen 1300 Notunterkünfte mit Kapazität für 340 000 Menschen eingerichtet. Allerdings sei fraglich, ob die Evakuierungszentren dem anhaltenden heftigen Sturm standhalten könnten. Die Europäische Union gibt 255.000 Euro Soforthilfe, auch das Caritas-Hilfswerk sagte der Region unmittelbare Unterstützung in Form eines Hilfsfonds zu.
Angesichts der Verwüstungen wurden die für Sonntag geplanten Parlaments- und Präsidentschaftswahlen verschoben. Die Behörden müssten zunächst die Schäden begutachten, erklärte der Leiter der provisorischen Wahlbehörde, Léopold Berlanger, am Mittwoch. Bis Mittwoch kommender Woche solle ein neuer Wahltermin bekannt gegeben werden.
Auch in der Dominikanischen Republik wurden nach Angaben des örtlichen Zivilschutzes vier Personen getötet. Auf der Inselgruppe St. Vincent und die Grenadinen soll ein Teenager laut CNN bei einem von den Ausläufern von „Matthew“ verursachten Erdrutsch ums Leben gekommen sein. (dpa/rtr)