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Alice Herz-Sommer
© dpa

Alice Herz-Sommer: Älteste Holocaust-Überlebende gestorben

Die Pianistin Alice Herz-Sommer wurde 110 Jahre alt. Sie starb im Kreis ihrer Familie. Ein Dokumentarfilm über sie ist für die Oscars nominiert, die am Sonntagabend in Los Angeles vergeben werden. Sehen Sie hier auch ein Video.

Sie war eine leidenschaftliche Musikerin und liebte das Leben bis zuletzt – nun ist die älteste bekannte Überlebende des Holocaust im Alter von 110 Jahren gestorben. Alice Herz-Sommer sei am Sonntag im Kreise ihrer Familie in London friedlich eingeschlafen, erklärte ihr Enkel Ariel Sommer. Die Pianistin sei „eine Inspiration“ für ihre Familie gewesen und die Welt werde ohne sie „bedeutend ärmer sein“.

Alice Herz-Sommer lenkte die Häftlinge mit ihrem Klavierspiel ab

Die 1903 in Prag geborene Jüdin war als junge Frau in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert worden, wo sie durch ihr Klavierspiel ihre Mithäftlinge von dem Grauen um sie herum ablenkte. Herz-Sommer, die mit der Familie des Schriftstellers Franz Kafka befreundet war, verbrachte zwei Jahre in Theresienstadt, bevor sie schließlich befreit wurde. Mehr als 33 400 der insgesamt rund 140 000 Insassen überlebten das Konzentrationslager nicht.

In dem Dokumentarfilm „The Lady in Number 6: Music Saved My Life“, der am kommenden Sonntag bei der Oscar-Verleihung um den Preis als bester Kurzdokumentarfilm antritt, sprach sie über die Bedeutung der Musik und des Lachens für ein glückliches Leben. Sie sei jüdisch, doch Beethoven sei „ihre Religion“, sagte die alte Dame in einem Videoclip zu dem 38-minütigen Film. „Ich glaube, ich lebe meine letzten Tage, doch das macht nicht wirklich etwas, weil ich solch ein wunderschönes Leben gehabt habe.“

„Und das Leben ist wunderschön, Liebe ist wunderschön, Natur und Musik sind wunderschön. Alles, was wir erleben, ist ein Geschenk, ein Geschenk, das wir schätzen und an jene weitergeben sollten, die wir lieben“, sagte Herz-Sommer.

In einem anderen Videoclips zum Film sagte sie: „Ich hasse niemals. Hass bringt nur Hass hervor.“ Musik sei die erste aller Künste. „Es bringt uns auf eine Insel mit Frieden, Schönheit und Liebe. Musik ist ein Traum“, sagte sie. Der Filmproduzent Nicholas Reed sagte am Sonntag der „Los Angeles Times“, sie habe sich über die Nominierung des Dokumentarfilms für den Oscar gefreut, doch sei es ihr darum gegangen, „wie wir alle unser Leben leben“. Auf der Facebook-Seite zu dem Film hieß es am Sonntag, sie habe bis zuletzt in ihrer Wohnung gelebt. Am Donnerstag sei sie krank geworden und nach zwei Tagen im Krankenhaus gestorben. Im letzten Update hieß es: „Der Himmel wurde gerade ein wenig besser.“ (AFP)

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