Der neue Inspektor Barnaby: „Alle sexbesessen und miesepetrig“
Als „Inspector Barnaby“ ist der weltweit beliebte John Nettles nun im Ruhestand. Nachfolger in der britischen Reihe wird Neil Dudgeon. In Großbritannien landete er einen großen Erfolg.
Ein herzliches Willkommen sieht anders aus. Verkniffen und misstrauisch beäugt die Bevölkerung von Causton den zurückhaltenden Mann, der soeben mit seinem Terriermischling aus dem Seebad Brighton zugezogen ist. „Alle sexbesessen und miesepetrig“, wird der frisch gebackene Kriminalhauptkommissar (CDI) John Barnaby (Neil Dudgeon) später über den Ort in der Fantasie-Grafschaft Midsomer sagen - da hat er es schon mit zwei mysteriösen Todesfällen zu tun. John ist der neue „Inspector Barnaby“. Die vom britischen Sender ITV in alle Welt verkaufte, nicht immer realitätsnahe und ein wenig betuliche Kultreihe hat einen neuen Ermittler. Doch weil der Job in der Familie bleibt, passt der Titel „Inspector Barnaby“ weiterhin. Nach 81 Episoden in 14 Jahren löst der bekannte Film- und Fernsehakteur Dudgeon (53, „Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns“) alias John Barnaby den älteren Vetter Tom Barnaby - gespielt von John Nettles - ab. Es sind große Fußstapfen.
Der gentlemanhafte Nettles wurde vom Fernsehpublikum heiß geliebt - auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gilt als Fan der Serie. Schon in der Vorgänger-Staffel war Dudgeon in die Handlung eingeführt worden. Die Stabübergabe sei langwierig, für ihn aber unkompliziert verlaufen, erzählt der Schauspieler im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Im Gegensatz zu seiner spröden Rollenfigur tritt der mit einer Filmproduzentin verheiratete Vater von zwei Kindern sympathisch plauderfreudig auf. „Eines Tages rief mich mein Agent an und sagte, dass John Nettles aufhören wolle. Man denke nun darüber nach, dass Neil diese Rolle übernehme könne. Ein paar Jahre später erhielt ich das Angebot“, sagt der in Yorkshire geborene, in London lebende Dudgeon mit britischem Witz. „Ich glaube, ihnen war kein anderer eingefallen.“ Seit 1997 läuft die Serie, die auf Romanmotiven von Caroline Graham basiert. Der Generationswechsel war zugleich Anlass zu deren moderater Modernisierung. So sind zwar beide Barnaby-Cousins verschlossen, doch hat der 20 Jahre jüngere - und gelegentlich angenehm scharfzüngige - John sein Psychologie-Diplom in der Tasche.
Zauberhafte Landschaft und viele Laster
Die britischen Zuschauer bekamen bereits zweite Staffeln mit Dudgeon zu sehen und belohnten sie mit den besten Quoten seit Beginn der Reihe. Wie erklärt sich der neue Hauptdarsteller den globalen Suchteffekt? „Der Erfolg liegt wohl an ihrer Struktur. Sie kontrastiert die wirklich zauberhafte britische Landschaft mit den Lastern ihrer Bewohner“, meint Dudgeon. „Dass es oft die sich vornehm gebende Oberschicht ist, bei der moralische Abgründe klaffen, wird auch überall im Ausland verstanden.“ Kann sich der Privatmann Dudgeon mit dieser anscheinend urbritischen Welt eigentlich identifizieren? „Ich glaube schon, dass ich typischer Engländer bin. Ich kann mir nicht vorstellen, woanders auf der Welt zu leben - wegen Sprache und Humor, Roastbeef mit Yorkshire Pudding und Steak mit Kidney Pie“, sinniert der Schauspieler. „Über die uns auch in der Reihe zugeschriebene Exzentrik verfüge ich allerdings weniger. Es ist nur so, dass ich mit zunehmendem Alter immer weniger Wert auf die Meinung anderer lege. Ich benehme mich unbekümmerter und äußere mehr, was ich denke. (dpa)
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