Projekt Algaculture: Algen-Anzug als Küche der Zukunft
Ein symbiotischer Algen-Anzug könnte die Nahrungsmittelzufuhr der Menschheit revolutionieren. Zumindest, wenn es nach dem Designerduo Burton Nitta geht. So soll Kohlendioxid der Atemluft Algenwachstum auslösen, das dem Menschen als Nahrung zurückgeführt wird.
Sie prophezeien das Ende der Agrarkultur, wie wir sie kennen. Michael Burton und Michiko Nitta zeigen in ihrem Projekt "After Agri" als britisch-japanisches Designerduo Burton Nitta auf, wie Nahrungsmittel und ihre Gewinnung die menschliche Evolution, Kulturen und die Umwelt geformt haben. Das Projekt will anhand verschiedener Bereiche der Naturwissenschaften - von den Ernährungswissenschaften bis zur Geophysik - nachzeichnen, wie sich Körper und Lebensraum des Menschen seinem primitivsten Bedürfnis angepasst haben, nämlich dem nach Überleben und Nahrung. Dadurch schauen die Künstler in eine Zukunft, in der Menschen ihren Körper durch physische Erweiterungen erhalten und ihre Kultur grundlegend ändern.
Wir werden zur "Algenkultur"
Ein Unterprojekt dieses Großkonzepts ist "Algaculture" - damit gemeint ist "Algenkultur" im Gegensatz zu Agrarkultur. Darunter versteht das Duo eine neue symbiotische Beziehung zwischen Menschen und Algen. Sie verändern ihren Körper, nach Burton Nitta verbessern sie ihn mit den Algen, die in neuen körperähnlichen Organen leben sollen. Dadurch sollen sie zu semi-photosynthetischen Wesen werden. Menschen würden dadurch pflanzenähnlich werden, da sie ihre Nahrung durch Licht erhalten. Sie werden zu Wirten, die Algen zu Symbionten, die ohne einander nicht leben können. "Warum sollen wir neue Nahrung designen, wenn wir die Art und Weise, wie wir den Körper mit Nährstoffen versorgen, völlig neu gestalten können?", fragen Burton und Nitta.
Der symbiotische Algen-Anzug, den Burton Nitta vorgestellt hat, verwandelt das Kohlendioxid (CO2) der Atemluft in Algen, die man als Nahrung aufnehmen kann. Dazu muss man sich nur an einem Fenster oder im Freien aufhalten. Obwohl die Gerätschaft auf den ersten Blick skurril wirkt, kann die Technologie dahinter gewichtige Auswirkungen haben.
Schon länger sind Algen als Lösung im Gespräch, um mit den Ernährungsproblemen einer immer größer werdenden Weltbevölkerung umzugehen. Nicht erst in der fernen Zukunft könnte das Züchten von Algen eine notwendige, wenn nicht eine Hauptnahrungsquelle werden. Der Algen-Anzug stellt dabei ein sich selbst nachfüllendes und tragbares Frühstück, Mittagessen und Abendessen dar.
Vorzüge der Alge
Das Projekt ist ein Beispiel für eine mittlerweile große Anzahl von Versuchen, Algen nutzbar zu machen. Im Moment laufen zum Beispiel Forschungsprojekte, um aus Algen Biotreibstoff herzustellen. Ebenso steht das energetische Potenzial von Mikroalgen im Raum. Auch in vielen Produkten des täglichen Lebens sind mittlerweile Algen enthalten.
Agar, ein Gel das aus verschiedenen Algen gewonnen wird, gilt als vegetarische Alternative zu Gelatine. Man findet es in Marmelade, Gelee, Majonäse, behandeltem Käse, Cremen und gefrorenen Milchprodukten.
Seegras ist ebenso eine Form von Algen, die von Inselkulturen seit Jahrzehnten genutzt wird. Es ist reich an Vitaminen und Mineralien. Die Algen und Seegräser sind außerdem reich an Omega-3-Fettsäuren. Die meisten Menschen decken den Hauptteil ihres Omega-3-Bedarfs über Fisch und Meeresfrüchte. Besonders in Zeiten, in denen die Überfischung der Meere und das Aussterben von Fischarten keine Utopie mehr ist, können Algen damit ein wichtiger Nährstofflieferant werden.
Außerdem können statt Standardzutaten wie Ei, Butter oder Pflanzenöl die gesünderen Inhaltsstoffe von Algen in verpacktem Essen verwendet werden, wie das Unternehmen Solyzyme beweist. Dadurch sollen die Produkte außerdem weniger Kalorien, gesättigte Fettsäuren und Cholesterin enthalten.
Das Projekt wurde in der "Algen-Oper" im Londoner "Victoria und Albert"-Museum vorgestellt. Dabei trug eine Opernsängerin den Algen-Anzug auf dem Kopf, während er dem Publikum etwas vorsang. Während seiner Vorstellung produzierte das Gerät neue Algen, die er dem Publikum danach als Nahrung anbot. Ob die Zuschauer freudig zugriffen, ist nicht bekannt.
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