Arabische Herscherinnen: Achse der Schönen
Die arabischen Herrschergattinen geben ihren Ländern neuen Glanz – allen voran Asma al-Assad aus Syrien.
Französische Komplimente sind immer noch die schönsten. Das Klatschmagazin Paris Match umschmeichelte sie als „Königin Diana des Orients“, für die Modezeitschrift Elle überstrahlt ihr Chic sogar die Präsidentengattinnen Michele Obama und Carla Bruni. Wo immer die syrische First Lady auftritt, sie verbreitet Glanz und Eleganz, die so gar nicht zu dem verschrobenen und grauen Image ihres Landes passen wollen. Längst ist Asma al-Assad, seit neun Jahren mit Staatschef Bashar al-Assad verheiratet, die prominenteste Sympathieträgerin Syriens. Während der schlaksige Präsident mit den stahlblauen Augen oft steif und ungelenk wirkt, betört seine Frau auf heimischer und internationaler Bühne mit ihrem offenen und unkomplizierten Wesen. Die drei Kinder fährt sie selbst zum Kindergarten und zur Schule. Besucher lädt sie gerne in der Altstadt ins Cafe ein – ohne Leibwächter und großes Aufsehen. Auch beim christlichen Konvent der Salesianerinnen von Damaskus wird sie öfter gesehen.
Asma al-Assad gehört zu dem wachsenden Kreis moderner arabischer First Ladies, die sich – gut ausgebildet und selbstbewusst – auf der internationalen Bühne zu bewegen wissen und auch zu Hause ihren Platz in der Öffentlichkeit beanspruchen. Jordaniens Königin Rania profiliert sich als Sponsorin für Wirtschaft und Kunst. Marokkos Königin Salma, die ihr Haar gerne offen zeigt, hat sich als Vorkämpferin für Frauenrechte und Gleichberechtigung einen Namen gemacht. Sheikha Mozah bint Nasser Al-Missned, die charmante Lieblingsfrau des Emirs von Qatar, tritt im Westen in Hosenanzügen auf und hat inzwischen die gesamte Universitätsausbildung ihres Landes auf neue Füße gestellt. Asma al-Assad dagegen kümmert sich vor allem um die Bevölkerung auf dem Land. Vor acht Jahren gründete sie die erste Nichtregierungsorganisation, die den Leuten auf dem Dorf unter anderem mit Mikrokrediten unter die Arme greift.
Ein besseres Image in der Welt jedenfalls kann Syrien politisch gut gebrauchen. Unter US-Präsident George W. Bush zählte das Land mit zur Achse des Bösen. Die schützende Hand von Präsident Assad über Hamas und Hisbollah ärgert nicht nur den Westen, sondern auch viele arabische Potentaten. Vor zwei Jahren bombardierten israelische Kampfflugzeuge einen verdächtigen Betonbau in der syrischen Wüste. Seitdem untersucht die Atomenergiebehörde in Wien, ob Damaskus – wie sein engster Verbündeter Teheran – ebenfalls ein geheimes Atomprogramm aufbauen will. Und kürzlich erst schimpfte nach einem schweren Bombenanschlag in Bagdad der irakische Regierungschef Nuri al-Maliki, die meisten Terroristen auf irakischem Boden sickerten nach wie vor über Syrien ein.
Ihre syrische Verwandtschaft kannte Asma al-Assad in den ersten 25 Jahren ihres Lebens nur von Ferienbesuchen in der Stadt Homs. 1975 in London geboren als Tochter einer Diplomatin und eines Herzchirurgen, führte sie das Leben eines assimilierten Immigrantenkindes aus gutem Hause. An der Elite-Mädchenschule Queen’s College, wo die junge Muslima morgens am anglikanischen Schulgebet teilnahm, legte sich die Teenagerin den Vornamen Emma zu. „Sie wollte als modernes Mädchen ohne arabischen Bezug anerkannt werden“, erinnert sich einer ihrer Lehrer. Mit 16 Jahren kehrte sie zum Namen Asma zurück, das anschließende Studium am King’s College schloss sie mit Bestnoten ab, machte Diplome in Informatik und Französischer Literatur. Sechs Monate reiste sie durch Europa und Fernost, bevor sie als Investmentbankerin bei der Deutschen Bank in London anheuerte. Später arbeitete sie bei J. P. Morgan in Paris und an der Wall Street in New York. Ihre Zulassung zur Harvard Business School hatte die damals 25-Jährige gerade in der Tasche, da kam Bashars Aufstieg ins Präsidentenamt dazwischen.
Wie das Paar sich kennengelernt hat und ob es eine Liebesheirat war, da gehen die Angaben auseinander. Die französische Zeitung „Le Monde“ will wissen, dass sie sich bereits 1992 auf einem Cocktailempfang begegnet sind. Asma selbst sagte in einem Interview, sie und ihr zehn Jahre älterer Mann hätten sich ein Jahr vor der Hochzeit verliebt, also Ende 1999. Andere behaupten, die Verbindung sei erst nach dem Amtsantritt Bashars im Juli 2000 in traditioneller Weise von beiden Familien arrangiert worden.
Wie auch immer, nach ihrem Umzug von London nach Damaskus verschwand Asma zunächst einmal ganz von der Bildfläche. Drei Monate lang war sie mit Jeans und Rucksack in Syrien unterwegs, um inkognito herauszufinden, was ihre Landsleute denken und wo ihnen der Schuh drückt. „Für mich war das ein logischer Schritt – der beste Weg, um mit meinem Land vertraut zu werden“, sagt die gelernte Computerexpertin heute. Seither versteht sie sich als Botin des Volkes, die ihrem Mann erzählt, was sie draußen bei ihren Begegnungen erfährt. Doch so beliebt ihr unkonventionelles Wesen beim Volk ist, so misstrauisch überwacht die alte Garde immer noch den Radius der jungen First Lady. Einmal installierte der Geheimdienst sogar ein Spionageprogramm auf ihrem Computer, um alle E-Mails mitlesen zu können. Immer noch merkt man ihr die kalte Wut an, wenn sie darauf angesprochen wird: „Es stimmt, das ist passiert, Schluss aus. Ich lasse mich durch so etwas nicht provozieren“, entfährt es ihr.
Für ihre Wahlheimat wünscht sie sich vor allem Frieden. „Ich hatte Glück, als ich in England aufwuchs“, sagt sie. „Ich habe erleben dürfen, was Frieden heißt – das ist der größte Unterschied zum Nahen Osten.“ Als sie 2000 in Syrien ankam, sei ihr das sehr bewusst geworden. „In England habe ich mich nie mit Krieg oder politischer Instabilität beschäftigen müssen“, sagt sie. Aber nur wer in sicheren Verhältnissen lebt, „ist wirklich frei, Pläne zu schmieden, Träume zu haben, Ehrgeiz zu entwickeln und voller Energie in die Zukunft zu schauen.“
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