Debüt von Lou de Bètoly: Neustart in Farbe
Odély Teboul war Teil des Berliner Designerduos Augustin Teboul. Jetzt beginnt noch einmal ganz von vorne.
Für jemanden, der jahrelang nur mit Schwarz gearbeitet hat, lebt Odély Teboul in einer überraschend farbenfrohen Wohnung. Eine Blumengirlande schmückt die Decke über der Tür. Auf dem Sofa stapeln sich bunte Kissen, ein Perserteppich verdeckt das Parkett. Überall im Raum erinnern kleine Souvenirs an die Indien-Reise der Designerin im Januar. Eine rosafarbene Strick-Version des Elefantengottes Ganesha hängt in einer Ecke des Zimmers. „Ich fand das so kitschig, ich musste es einfach kaufen“, sagt Odély Teboul. An einer Kleiderstange hängen die ersten Teile der Kollektion für ihr neues Label Lou de Bètoly.
Es ist ein Jahr vergangen, seitdem sie das letzte Mal eine Kollektion präsentiert hat, damals noch gemeinsam mit Annelie Augustin. Die beiden Designerinnen hatten 2011 die Marke Augustin Teboul gegründet, eines der vielversprechendsten Berliner Labels überhaupt, das mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Sängerinnen wie Beth Ditto, Rihanna und Gwen Stefani trugen Augustin Teboul.
Odély Teboul braucht nicht viele Worte, um das Ende zu begründen: „Annelie wollte aufhören, ich wollte weitermachen.“ Nun ist die Französin am heutigen Freitag zum ersten Mal allein beim Vogue Salon im Kronprinzenpalais dabei.
„Hysteria“ hat sie ihre neue Kollektion getauft. Tatsächlich schreien die Kleidungsstücke nach Aufmerksamkeit. Ein rotes Häkelkleid, so feingliedrig wie ein Spinnennetz, hängt neben einer Jacke, die über und über mit bunten Aufnähern versehen ist. „Hysteria“ trägt eindeutig die Handschrift von Odély Teboul, die gemeinsam mit Annelie Augustin zwölf Saisons lang aufwendig verzierte, gehäkelte und gestrickte Kleidungsstücke entworfen hat, alles in Schwarz. Nur in der letzten Kollektion gab es Farben. Daran knüpft Lou de Bètoly an. In manchen Details findet sich Tebouls Indienreise wieder.
Der Name ihres neuen Labels ist ein Anagramm. Mithilfe von Scrabble-Buchstaben wurde aus Odély Teboul Lou de Bètoly. „Ich finde es spannend, eine Art andere Identität zu haben“, sagt die Designerin. „De Bètoly“ steht für „deux bêtes au lit“, zu Deutsch „zwei Bestien im Bett“. „Die Metapher meint den inneren Kampf eines jeden Menschen, zum Beispiel in Situationen, in denen wir nicht wissen, was wir tun sollen.“
Im Dezember begann sie mit den ersten Entwürfen. Intuitiv experimentierte sie mit verschiedenen Techniken, probierte aus, welche Strick- und Häkelmuster miteinander harmonieren. „Handwerkskunst hat mich schon immer fasziniert. Meine Mutter hat mir vieles beigebracht“, erzählt sie. Immer wieder klingen in ihren Sätzen Zweifel durch, ob die Modebranche eine solche Arbeitsweise überhaupt noch braucht. „In der heutigen, schnelllebigen Zeit haben wir uns von der ursprünglichen Definition von Mode entfernt. Vordergründig dreht sich alles nur noch um Marketing und Verkaufszahlen. Mode ist ein Balanceakt zwischen Kreativität und Kapitalismus“, so sieht sie das.
Trotz aller Zweifel ist es für sie keine Option gewesen, sich aus der Modebranche zurückzuziehen: „Dieses Bedürfnis, etwas zu produzieren, ist einfach in mir.“ Bei „Hysteria“ hat sie zum ersten Mal den Gedanken an eine in sich geschlossene Kollektion über Bord geworfen. Glitzerfäden, Swarovski-Steine, Aufnäher, Transparenz und Neonfarben sollen den Chaos-Charakter verdeutlichen. Sie wollte Kleidungsstücke kreieren, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen.
Auf den zweiten Blick ist es gar nicht so chaotisch. Es wirkt, als würden sich viele verschiedene Puzzleteile zu einem Bild zusammenfügen, denn das handwerkliche Geschick der Französin findet sich in jedem Kleidungsstück wieder. So ist „Hysteria“ ein bisschen von allem: sportlich, elegant, laut, detailverliebt und ein wenig kitschig – wie das rosa Mitbringsel aus Indien.
Sophia Steube
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