Mesut Özil hat geheiratet: Mit Blick auf den Bosporus und Präsidenten
In einem Luxushotel in Istanbul hat Mesut Özil seine Hochzeit gefeiert. Präsident Erdogan feierte mit, laut türkischen Zeitungen als Trauzeuge.
Die Braut Amine Gülse kam in Weiß, der Bräutigam Mesut Özil trug schwarz als sie am Freitagabend bei untergehender Sonne in dem Luxushotel in Istanbul eintrafen, wo ihre Hochzeitsfeier stattfand. Das Hotel ist bekannt für seine Terrassen nur wenige Meter über dem Wasser, die einen schönen Blick auf Boote und Brücken bieten. Dort hatten schon Mitte der Woche Vorbereitungen für die Hochzeit begonnen. Auf dem hinteren Teil der Pool-Terrasse zum Bosporus hin wurde eine in Weiß gehaltene Bühne aufgebaut, mit wehenden weißen Schleiern, weißen und roten Blumen, großen, runden Tischen, Lüstern und einem Banner mit den Buchstaben „M“ und „A“ darauf.
Wer zur Hochzeit geladen war, blieb zunächst unklar – bis auf den wohl bekanntesten und umstrittensten Gast. Am frühen Abend stellten sich Sicherheitsleute mit dem Siegel der Präsidentschaft (Cumhurbaskanligi) auf der Kleidung auf dem Grundstück auf.
Mehrere sagten auf die Frage nach dem Grund für die Sicherheitsvorkehrungen, dass Präsident Recep Tayyip Erdogan erwartet werde. Erdogans Kolonne parkte dann gegen 20 Uhr Ortszeit vor einem Seiteneingang. Man sah ihn kurz im Garten, dann wieder Richtung Ausgang gehen. Kurze Zeit später raste seine Kolonne davon. Auf dem Bosporus lagen Boote der Küstenwache. Dazwischen aber war Zeit für einen in jedem Fall optisch eindrücklichen Auftritt mit dem Brautpaar vor dem Bosporus. Der Präsidentenpalast ließ diese dann auch über Agenturen verbreiten, mehrere türkische Zeitungen titelten in ihren Online-Ausgaben: "Erdogan als Trauzeuge bei Özil-Hochzeit".
Wochenlang war über die Hochzeit von Mesut Özil und Amine Gülse spekuliert worden. Erst am Donnerstagabend hatte der deutsche Fußballer bestätigt: Freitag sollte geheiratet werden. Mehr gab Özil nicht preis. Er spricht ohnehin inzwischen kaum noch mit der Presse – wenn, dann kommuniziert er über seine Social-Media-Kanäle. Ähnlich hält es offensichtlich seine nun Ehefrau. So kamen auch die ersten Bilder über ihren Instagram-Account.
Und so war auch kurz vor der Hochzeit bekanntgeworden, dass sich das Paar anlässlich seiner Trauung für kranke Kinder, Hilfsbedürftige in der Türkei sowie Flüchtlinge in Syrien und der Türkei einsetzt – und dafür Freunde, Familie und Fans einspannt. Der Fußballer von Arsenal London rief „alle, die etwas Gutes tun möchten und können“, dazu auf, wie er selbst den Verein Big Shoe zu unterstützen. Dieser setzt sich für kranke Kinder ein.
Die Organisation aus Wangen im Allgäu sammelt weltweit Geld für Ärzte, damit sie Kinder aus sozial benachteiligten Familien operieren können. Er selbst werde 1000 Operationen für hilfsbedürftige Kinder finanzieren, kündigte Özil an. Nach eigenen Angaben unterstützt er die Organisation schon seit 2014. Big Shoe bedankte sich umgehend in einem Facebook-Eintrag und wünschte dem Paar das Beste für die Hochzeit und die Zukunft sowie Glück und Gesundheit.
Am Freitag bedankte sich dann auch der Chef des türkischen Roten Halbmondes, Kerem Kinik, über Twitter bei Özil und Gülse für eine große Essensspende: Mahlzeiten für 16000 Bedürftige hat das Paar demnach gespendet. „Lieber @MesutOzil1088, ich wünsche dir und Amine Glück im Dies- und Jenseits“, schrieb Kinik auf seinem verifizierten Account. Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, das Essen sei an 14000 Personen in 14 verschiedenen Armenküchen sowie an 2000 Flüchtlinge in Camps in der Türkei und Syrien verteilt worden.
Özil und Gülse (26), die als Schauspielerin und Model arbeitet, sind Medienberichten zufolge seit 2017 ein Paar. Bei dieser Hochzeit geht es aber eben nicht nur um Glamour und Romantik, wie bei vielen anderen Promi-Trauungen. Es ist auch eine politische Angelegenheit. Seit rund einem Jahr denken viele bei Özil nicht mehr an Fußball – sondern an sein Verhältnis zu Erdogan. Gemeinsam mit Ilkay Gündogan hatte Özil für ein Foto mit dem in Deutschland umstrittenen Politiker posiert. Dass der Spieler nun Erdogan zu seiner Hochzeit eingeladen haT, „macht einen natürlich schon traurig“, gab Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) zu Protokoll. SPD-Politikerin Sawsan Chebli nannte die Einladung „verantwortungslos“.
In der Türkei dagegen ist Özil spätestens seit dem von vielen Menschen als ungerecht empfundenen Umgang der Deutschen mit dem türkischstämmigen Spieler ein Held. Mit der Hochzeit am Bosporus bekennen sich der Bundesbürger Özil und seine in Schweden geborene Braut symbolisch zur türkischen Heimat ihrer Familien. Aber auch wenn der deutsche Fußballer in der Türkei gefeiert wird – der eigentliche Star ist Amine Gülse. Das sagt etwa eine Journalistin der Tageszeitung „Milliyet“ der Tagesschau. Özil habe nicht in der Türkei gelebt und ist dort kaum bei Veranstaltungen. Sie hingegen war im Jahr 2014 Miss Türkei und spielt in einer bekannten Fernsehserie mit. Gülse sei der Grund, warum die Hochzeit so breit in den Medien aufgegriffen werde. Über ihn würde höchstens die Sportredaktion berichten. mit dpa, AFP