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Mundpropaganda - Das Genuss-Interview: "Meine Entdeckung heißt: Brandenburg"

Julia Winkels ist zweifache Mutter mit Fulltime-Job. Stress? Ach wo! Sie sagt: Genuss geht mir über alles

Zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin Svenja Altan gründete Julia Winkels vor neun Jahren die PR- und Marketing-Agentur „Bold“. Das Unternehmen wächst ständig, mittlerweile gibt es Unternehmenssitze in Berlin, Los Angeles und – ganz neu – in München. Die erfolgreiche, junge Agentur steht für große Kampagnen, unter anderem von Esprit, Zalando, Bang und Olufsen.

Frau Winkels, Ihr Berliner Büro wird stetig größer. Mittlerweile beschäftigen Sie dort 60 Mitarbeiter…

Ja, dabei wollten wir in Berlin eigentlich gar nicht mehr wachsen. Aber der Markt hat sich stark verändert, allein schon durch die Digitalisierung. Wir sind relativ früh in diese Welt eingetaucht. Unsere Kunden schätzen, dass wir wissen, wie die neue Generation tickt. Und es ist spannend, Marken neu zu etablieren oder ihnen ein frisches Image zu verleihen, wie derzeit etwa Esprit.

Sie sind eine „working mum“, stehen voll im Job, haben eine neunjährige Tochter, einen sechsjährigen Sohn. Ganz schön viel Stress, möchte man denken, dennoch sagen Sie: "Nichts geht über Genuss. Es gibt kein relevanteres Thema in meinem Leben."

Ja, ich achte darauf, dass Arbeit und Privatleben sich die Waage halten. Und was Genuss betrifft, bin ich ganz schlimm: Ich liebe alles, was einen fröhlichen Lebensstil widerspiegelt. Mode, Freizeit, Essen – das wird alles von mir gelebt. Ich mag es, neue Restaurants zu entdecken, auch in den Gegenden rings um Berlin.

Empfehlungen für Brandenburg? Immer her damit.

Gerswalde zum Beispiel: Die Fischräucherei „Glut und Späne“ dort ist super. Oder auch, was die Japanerinnen in ihrem „Löwencafé“ servieren. Netzeband mit seinem Theatersommer und den „Märkischen Höfen“ gleich neben dem Park ist längst salonfähig. Oder Paretz: Da gibt’s den „Storchenhof“, einen familienfreundlichen Ort für Reiterferien, Familienfeiern, Tagungen mit sehr schönen gestalteten Wohnungen über den Ställen. 

Ihre Empfehlungen für Berlin?

Mein Evergreen ist der Italiener „Pappa e Ciccia“.  Das Essen ist regional, teilweise selbst gejagt und Bio. Das Konzept überzeugt mich jedesmal. Und das Publikum ist interessant: Dort kann man fast täglich Promis treffen, die rund um den Zionskirchplatz wohnen. Ich gehe auch gern am Landwehrkanal spazieren, da ist das „Spindler“ eine gute Adresse. Oder ich gehe über die Brücke Richtung Neukölln auf einen Drink in eine der Kreuzköllner Bars, die „Beuster Bar“ etwa.

Mit der Familie geht‘s am liebsten wohin?

Ins „Mamecha“. Nirgends gibt es ähnlich gute authentische japanische Küche wie dort. Die Hälfte der Gäste sind Japaner. Die japanischen Ladeninhaberinnen haben den besten Tee. Ihre Matcha-Latte-Mischung verschicke ich in die ganze Welt.

Ihr Tipp für den Lunch?

„Klub Kitchen“ in Mitte. Der Lachs mit Edamame, Miso-Sauce, Reis und Avocado-Salsa ist mega lecker! Und der Frappé mit Kokosmilch ist der Hammer. Mein neues Lieblingsding ist „Rocket + Basil“. Die Betreiberinnen sind  Schwestern, ihre Mutter ist Iranerin. Sie servieren neue iranische Küche – hervorragend.   

Kochen Sie zuhause gern?  Und was am liebsten für die Kinder?
Mit meiner Tochter ist momentan schwierig, Ella mag gerade nichts wirklich. Gestern hatten wir dann eben Fischstäbchen mit Kartoffelbrei – schmeckt mir ja auch echt gut. Ich selber mag alles rund um Linsen. Zum Beispiel rote Linsen, mit Knoblauch angebraten, Kokosmilch hinzu, Kurkuma, Ingwer und passierte Tomaten. Dazu Basmatireis, mit viel Butter angebraten, so dass er eine Kruste bekommt – hmm!

Ich bin eine totale Prenzlauer-Berg-Mutter. Wenn ich einkaufen gehe, dann bei Bio-Supermärkten oder im „Biokraftkeller“, einer Initiative aus Brandenburg, die die meisten Produkte selbst produziert und in einem winzigen 15-Quadratmeter-Kellergeschäft in der Schwedterstraße verkauft. Da gibt es so gut wie alles, was man zum Leben braucht. Und wenn man mal kein Bargeld parat hat, wird angeschrieben – wie damals in den Tante-Emma-Läden.

Mögen Sie Streetfood?

Nicht meine erste Wahl. Aber beim Streetfood-Market an der Kulturbrauerei ist ein Wagen, der ein klassisches iranisches Gericht anbietet. Mein Mann ist Iraner, und er hat das geliebt: Berberitze, Reis, Huhn und Orangen-Safransauce. Das haben wir dann ins Kino geschmuggelt…

Ihr ultimativer Bäckerei-Tipp?

"Aera", die Bäckerei der türkischen Schauspielerin Ava Celik, die glutenfreies Brot anbietet. Ein richtig schöner Laden in einem Hof in der Fasanenstraße.

Für welches Unternehmen aus der Genussbranche würden Sie gern mal eine Kampagne machen?

Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust – dafür, eine unbekannte junge Marke bekannt und eine kommerzielle Marke kulturell relevant zu machen. Bahlsen etwa ist für uns alle ein Begriff. Da wäre es Zeit für eine Veränderung, etwas Neues, nicht Kommerzielles zu entwickeln. Und die Superfood-Initiative „Daluma“ fände ich interessant. Weil die jegliche Form von Essen plus Supplements anbietet.

Adressen:

In Brandenburg: Landräucherei „Glut und Späne“ und „Café zum Löwen“, Dorfmitte 11, 17268 Gerswalde; „Landhotel Märkische Höfe“, Dorfstr. 10/11, 16818 Netzeband; „Storchenhof Paretz“, Werderdammstr. 12, 14669 Ketzin. In Berlin: „Pappa e Ciccia“, Schwedter Str. 18, Prenzlauer Berg; „Spindler“, Paul-Lincke-Ufer 42/43, Kreuzberg; „Beuster Bar“, Weserstr. 32, Neukölln; „Mamecha“, Mulackstr. 33, Mitte; „Klub Kitchen“, Almstadtstraße 9, Mitte; „Rocket + Basil“,  Lützowstraße 22, Tiergarten; „Streetfood  auf Achse“, an der Kulturbrauerei, sonntags 12 bis 18 Uhr; „Aera Bread“, Fasanenstr. 74, Charlottenburg; Biokraftkeller“, Schwedter Str. 253 A, Mitte

Dieser Beitrag ist in gekürzter Fassung auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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