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Laudator Michael Mittermeier zeichnet Gerlinde Jänicke mit dem  Deutschen Radiopreises 2017 in der Kategorie "Beste Moderatorin" aus.
© dpa

Verleihung des Deutschen Radiopreises: Zwischen Morningshow und Doping-Reportage

Viel Morningshow und S-Bahn-Casting beim "Deutschen Radiopreis". Zwei wichtige Auszeichnungen gingen nach Berlin: an 94.3 rs2 und Radio Eins.

Wer sich am Donnerstagabend im Fernsehen die von Barbara Schöneberger moderierte Verleihung des „Deutschen Radiopreises“ aus der Elbphilharmonie angeschaut hat, bekam vielleicht ein schiefes Bild dessen, was sich in deutschen Landen tagaus, tagein auf UKW und mittlerweile auch im Internet abspielt (oder besser: abspielt und gewürdigt werden sollte, es kann beim Kritikerpreis ja nicht nur nach den Hörer-Zahlen der Radio-MA gehen). Nur drei von elf Preisen gingen an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der Rest an das, was gerne mit dem Wort „Dampfplauderei“ abgetan wird.

Immerhin, die beste Sendung ist öffentlich-rechtlich: Die „Radioeins Radio Show . Das Programm von Radio Eins (RBB) breche aus der Routine aus, liefere mehr als formatierte Berechenbarkeit, zitierte Laudator Peter Maffay aus der Grimme-Jury-Begründung. Beste Morgenshow: die „Radio Hamburg Morningshow“. Radio Schleswig-Holstein (RSH) erhielt die Auszeichnung fürs „Beste Nachrichten- und Informationsformat“ mit dem Magazin „Politik am Sonntag“.

Die multimediale Kampagne „Kopf hoch, das Handy kann warten“ des NDR-Senders N-Joy gewann in der Kategorie „Beste Programmaktion“. Beste „Newcomerin“: Henriette Fee Grützner (Radio PSR). Die Auszeichnung „Bester Moderator“ ging an Wolfgang Leikermoser von Antenne Bayern. „Beste Moderatorin“: Gerlinde Jänicke ( vom Berlin- Brandenburger Privatsender 94,3 rs2). „Das Gong 96.3 S-Bahn-Casting. Deine zwei Stationen Ruhm“ von Radio Gong 96.3 in München wurde in der Kategorie „Beste Innovation“ ausgezeichnet. Susann Krieger von MDR Kultur bekam die Trophäe für die Reportage „Gedoptes Gold, wie aus Heidi Andreas wurde“ über eine DDR-Spitzensportlerin, die sich einer Geschlechtsumwandlung unterzog.

Zur Wahrheit zählt natürlich auch: All die Hörfunk-Auszeichnungen über den Rest des Jahres – wie der Robert-Geisendörfer-Preis – gehen meist an Deutschlandradio & Co. Vielleicht täte es dem „Deutschen Radiopreis“ ganz gut, die Zahl und Qualität der Kategorien zu erhöhen, ähnlich wie beim Deutschen Fernsehpreis. Man kann eine unterhaltsam-informative Morgenshow der Privaten nicht gegen eine Morgensendung oder gar ein Feature im Deutschlandradio ausspielen.

Markus Ehrenberg

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