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Immer abwehrbereit. Die israelische Armee übt an der Grenze zum Libanon.
© BR

Dokumentation: Zwischen Hoffnung und Verzweiflung

Die ARD-Korrespondenten Jörg Armbruster und Richard C. Schneider geben eine Überblick über die aktuelle Lage im Nahen Osten. Mit Interviews, Analysen und jeder Menge Fakten.

Vor einem Jahr wurde der ARD-Reporter Jörg Armbruster im syrischen Aleppo von einem Scharfschützen angeschossen. Dank einer Not-Operation vor Ort und einer weiteren OP in der Türkei hat der langjährige Korrespondent überlebt. Und der Film, für den er damals unterwegs war, wird nun mit Verspätung ausgestrahlt. Es ist ein ambitioniertes Projekt: Die Konflikte des Nahen Ostens werden den Zuschauern nicht portioniert als Nachrichtenschnipsel oder „Weltspiegel“-Reportage präsentiert, sondern in geballter Form. In 90 Minuten quer durch die Region, mit Beiträgen aus Israel, Iran, Katar, aus Syrien, Libanon, Ägypten, aus dem Gaza-Streifen und dem Westjordanland. Die letzte Station ist Jerusalem.

Der Versuch einer Gesamtschau also, in der noch anschaulicher wird, dass sich kein Thema separat betrachten lässt: Der syrische Bürgerkrieg nicht ohne den Kampf zwischen dem schiitischen Iran und dem sunnitischen Saudi-Arabien um die Vormachtstellung am Persischen Golf. Die Zukunft der Palästinenser und die Frage der Sicherheit Israels nicht ohne den Kampf zwischen Gemäßigten und Dschihadisten im Arabischen Frühling. Und eigentlich all das nicht ohne die Rohstoff-Interessen und die Einflussnahme des Westens und Russlands, was hier wenigstens in der Reportage aus dem Iran angedeutet wird. Armbruster, ehemaliger ARD-Korrespondent im Studio Kairo und Experte für die arabische Welt, sowie Richard C. Schneider, Korrespondent für Israel und die Palästinensergebiete, liefern die meisten Beiträge, sind aber getrennt unterwegs. Doch an verschiedenen Schauplätzen führen sie im Dialog durch diesen „Dokumentarfilm“, der nur bedingt einer ist, weil hier nicht in einem Fluss erzählt wird, sondern einzelne Beiträge zusammengefügt werden. Diese Gespräche nach Drehbuch, beginnend auf der Festung Masada, später in einem Café in Tel Aviv oder telefonisch auf Sichtweite über die israelisch-libanesische Grenze hinweg, wirken oft gekünstelt, aber sie strukturieren den Film. Denn hier werden Fakten auf Fakten gepackt, zahlreiche Interviews mit Politikern, Wissenschaftlern, Religionsführern, Rebellen und vielen „einfachen“ Menschen geführt, und auch das Elend summiert sich, die Bilder aus den Flüchtlingslagern und den zerstörten Städten, der fanatische Hass in den Sätzen. Nur Hoffnung scheint es wenig zu geben. Armbruster und Schneider bemühen sich um Beispiele, treffen etwa eine palästinensische Unternehmerin, die am Bau der Stadt Rawabi im Westjordanland beteiligt ist. Oder berichten von einem israelischen Krankenhaus, in dem syrische Bürgerkriegs-Opfer behandelt werden. Allerdings dürfen deren Gesichter nicht gezeigt werden, denn weil sie sich beim „Feind“ behandeln lassen, droht ihnen bei der Rückkehr Strafe. „Dann werden sie mit uns keine Gnade haben“, sagt die verschleierte Mutter eines verletzten neunjährigen Mädchens. Armbruster sagt, er erwarte einen „großen Funkenflug“ in den arabischen Gesellschaften. Den Aufstand in Syrien, bei dem die Gemäßigten „völlig an den Rand gedrängt“ worden seien, bezeichnet er als „erst einmal gescheitert“. Nach Aleppo kehrte der 66-Jährige nicht zurück, aber an der syrisch-türkischen Grenze traf er den Arzt, der ihn damals operierte, was ganz unpathetisch erzählt wird. Nicht der Reporter, sondern Information und Analyse stehen im Vordergrund. Und Fernsehen, das zeigen will, wie es in dieser komplexen Welt so zugeht, darf auch ruhig mal anstrengend sein.. Thomas Gehringer „Zwischen Hoffnung und Verzweiflung - Der neue Nahe Osten“, ARD, Montag. 22 Uhr 45

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