Der Fund von Tell Halaf: Zwei Agenten in Arabien
Der Film „In geheimer Mission“ zeigt die Begegnung der Rivalen T.E Lawrence und Max von Oppenheim im nordsyrischen Karkemis. Warum Berlin noch heute vom Duell der beiden Archäologen profitiert.
Lawrence von Arabien, der legendäre britische Agent, der die Araber im Ersten Weltkrieg zum Aufstand gegen das Osmanische Reich geführt hat, ist vielen Menschen bekannt – dass er auch als Archäologe in Karkemis in Nordsyrien gearbeitet hat, dürften dagegen weniger Menschen wissen. Auch Max von Oppenheim, der legendäre Ausgräber von Tell Halaf, dem antiken Guzana, ebenfalls in Nordsyrien, ist bis vor kurzem eher Spezialisten ein Begriff gewesen. Ebenso, dass er auch als Agent im Ersten Weltkrieg im Auftrag des Kaisers gehandelt hat. Aus diesem Stoff haben Kay Siering und Saskia Weisheit von Spiegel TV den Film „In geheimer Mission“ für Arte und das ZDF gedreht, passend zur Ausstellung „Die geretteten Götter aus dem Palast von Tell Halaf“, die Ende Januar im Berliner Pergamonmuseum eröffnet wird.
Die beiden Filmemacher porträtieren T.E. Lawrence und Max von Oppenheim als Archäologen und rivalisierende Agenten im Ersten Weltkrieg. Tatsächlich hat Max von Oppenheim, Bankierssohn mit eigenem Kopf, bereits 1899 bei einer Reise nach Syrien die Steinfiguren des Tell Halaf entdeckt. Erst ab 1911 fing er an, sie auszugraben – mit viel Erfolg. Einmal hat von Oppenheim T. E. Lawrence auf dessen Grabung 1912 in Karkemis besucht, der Film stilisiert die Begegnung zu einem wortkargen Treffen zweier Rivalen unterschiedlicher Herkunft, Lawrence aus einfachen Verhältnissen, von Oppenheim als eigenwilliger Spross einer der reichsten Familien Deutschlands.
Die Regisseure haben mit vielen Spielszenen an Originalschauplätzen von Oppenheims Reisen und Grabungen inszeniert, bei Lawrence helfen Szenen aus dem berühmten Spielfilm, einige historische Filmsequenzen sind ebenfalls eingearbeitet. Beide haben den Orient bereist, beide sprechen Arabisch, doch von Oppenheim ist der erfolgreichere Archäologe, obwohl er kein ausgebildeter Wissenschaftler ist, Lawrence ist der bessere Agent, der mehr von Bombenanschlägen und Kriegsführung versteht.
Max von Oppenheim, der durch seine Entdeckung der Aramäerstadt Guzana berühmt wurde, durfte seine Funde kurz vor dem Ersten Weltkrieg nicht mit nach Deutschland nehmen. Von Konstantinopel aus versuchte er während des Krieges auf seinen Vorschlag hin im Auftrag des Kaisers die Araber zum Dschihad, zum Heiligen Krieg, gegen die Engländer in Ägypten aufzustacheln – mit der Wochenzeitung „El Dschihad“ und comicartigen Flugblättern für Analphabeten, wie der Historiker Martin Kröger erzählt. Die Engländer ließen ihn überwachen. Eine überraschende Facette im Leben des großen Archäologen, dem es nach dem Krieg vergönnt war, einen Teil seiner Funde mit Erlaubnis der französischen Mandatsverwaltung in Syrien nach Berlin mitzunehmen, wo er sie ab 1930 in seinem privaten Tell Halaf Museum zeigte.1943 wurde es durch amerikanische Phosphorbomben zerstört. Der Film geht leider nur kurz auf das zunächst aussichtslose Tell-Halaf-Projekt des Vorderasiatischen Museums ein, das aus 27 000 Bruchstücken in jahrelanger Puzzlearbeit die Sammlung von Oppenheims wieder auferstehen ließ – eine „Weltsensation“, wie der Film zu Recht bemerkt, und Voraussetzung für die geplante Ausstellung.
Im Duell von Oppenheim–Lawrence wird von Oppenheim als Sieger erklärt, Lawrence konnte den Arabern die versprochene Unabhängigkeit nicht geben, von Oppenheim öffnete der Welt die Tore zum Reich der Aramäer und ihren faszinierenden Großskulpturen, die vom 28. Januar an im Pergamonmuseum zu besichtigen sind. Rolf Brockschmidt
„In geheimer Mission – Der Fund vom Tell Halaf“, 21 Uhr 10, Arte, im ZDF am Sonntag, 19 Uhr 30
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