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Was für News: In England geht das Bier zur Neige, wussten Linda Zervakis und Matthias Opdenhövel in "'#ZOL".
© dpa

So lief „#ZOL“ auf ProSieben: „Zervakis & Opdenhövel live“ ist eine müde Wundertüte mit Hashtag

Zwischen „stern TV“ und „Mittagsmagazin“: Die Premiere des ProSieben-Journals „Zervakis & Opdenhövel live“ war von allem ein bisschen, nur nichts Originelles.

Fernsehen kann so einfach sein, dachte man sich vorher. Und wollte das mit dem Journal in dem ProSieben-Format "Zervakis & Opdenhövel" wörtlich nehmen. Dann dürfte das ein kurzweiliger Abend werden, zumal Linda Zervakis und Matthias Opdenhövel, aus dem Ersten ins Privatfernsehen gewandert mit dem Informations-und-Unterhaltungs-Label auf der Stirn, gute Ingredienzen mitbringen.

Journal im besten Sinne von Wundertüte, wie es der gute, alte "stern" mal war. Wundern durfte man sich am Montag Abend bei der Premiere von "#ZOL" (so die Kurzform der Sendung) aber nicht nur über den Wortfindungs-Reichtum der Redaktion - Motto: Mach' einen Hashtag in den Titel, bring einen Social-Media-Rückblick der Woche, und wir rocken das Fernsehen -, sondern auch über die Biederkeit in Themenwahl und Darbietung.

Wie kreativ ist das denn? Was haben sich die Macher dabei gedacht? Ja, es ist löblich, Stichwort Nachhaltigkeit, die Frauen und deren Rechte in Afghanistan auch gut drei Wochen nach der Machtergreifung der Taliban nicht alleine zu lassen und dazu Aryana Sayeed, den erfolgreichsten weiblichen Popstar Afghanistans, ins Studio zu holen, genauso wie die vielleicht schon vergessenen Opfer der Flutkatastrophe aus dem Juli in NRW.

Soll ich zu Plasberg umschalten?

Da saßen sie nun in der Primetime im holzgetäfelten Münchner Studiorund und redeten und redeten. Ein paar Zuschauer klatschten. Man ertappte sich beim Gefühl: Das kenne ich schon, das weiß ich doch. Soll ich zu Plasberg umschalten? Bin ich des Themas Frauenrechte in Afghanistan überdrüssig? Das kann nicht sein!

Fernsehen ist eben doch nicht so einfach, schon gar die Unterhaltung. Es bedarf größerer Spannungsbögen und findigerer Fragen als das zu wiederholen, was über lange Minuten im Einspieler zu sehen war. Das perlte genauso wenig wie der Programmpunkt "kleinstes Townhall der Welt", bei dem Bürger im Auto zu Stichwortgebern für die Partei-Thesen von Wolfgang Kubicki und Hubertus Heil wurden.

Als es mit Sänger James Blunt ans Biertrinken in seliger Oktoberfeststimmung ging, weil auf der Insel angeblich das Bier ausgeht, war es des Bieder-Bunten dann doch zu viel. Opdenhövel versuchte es mit Witzen. Zervakis lachte, wie auf Bestellung. Ob Opdi zwischendrin mal dran gedacht, wie durchdacht-schön und solide es bei der "Sportschau" war?

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Eine müde Premierenausgabe von "#ZOL". Ein bisschen "stern TV", ein bisschen ARD-"Mittagsmagazin". Nichts Halbes und nicht Ganzes. Viel Dünnbrettbohren über zwei werbedurchtränkte Stunden. Die Kreativabteilung von Pro7 hat noch eine Menge Arbeit zu leisten, damit das eine feste Fernsehgröße, ein Journal im besseren Sinne am Montag Abend wird.

Daran ändert auch die Einbindung der Zuschauer mittels ProSieben-App (Frage: "Wissen Sie schon, welche Partei Sie wählen?") nichts. Beim TV-Kritiker funktionierte die App nicht.

Für die Quote war das auch nicht gut. Die Gesamtreichweite lag bei nur 470 000, davon kamen 330000 Zuschauer aus der werberelevanten Zielgruppe. Beim jungen Publikum musste sich das Format mit 4,6 Prozent Marktanteil begnügen. Da hatte sich ProSieben mehr versprochen.

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