zum Hauptinhalt
Die Website von lobbyradar.de
© Tsp
Update

Aus für Transparenz-Projekt: ZDF stellt Lobbyradar ein

Das ZDF-Projekt Lobbyradar sollte die Verbindung von Politik und Lobbyisten aufzeigen. Nun beendet der Sender das Projekt.

Das ZDF will sein erst dieses Jahr vorgestelltes Lobbyradar, das die Verflechtungen von Politik und Lobbyisten transparent machen sollte, wieder zu Grabe tragen, bestätigte ein ZDF-Sprecher am Donnerstag vormittag dem Tagesspiegel. "Das hat der Chefredakteur in Vertretung des Intendanten am 20. November im Programmausschuss Chefredaktion erklärt. Zu diesem Zeitpunkt läuft der Vertrag mit dem Partner ,Open Data City' aus. Nach dem viel beachteten Aufbau des Projekts soll es nun in-house nicht weiter verfolgt werden." 

Die Entscheidung sei nicht ungewöhnlich. "Das ,Lobbyradar' war von Anfang an als ein zeitlich begrenztes ,Open Source'-Projekt angelegt: der technische Unterbau, der Quellcode, ist transparent und von außen für Dritte erreichbar. Schon in der Anfangsphase, vor der Publikation, wurde diese zeitliche Begrenzung intern diskutiert und der Vertrag mit Open Data City deshalb bis zum 31. Dezember 2015 terminiert."

Wie viel Geld der Sender in das Projekt gesteckt hat, ließ der Sprecher offen (laut der "Zeit" waren es rund 150 000 Euro). Genauso wie eine Antwort auf die Frage, ob es nicht doch auch noch weitere Gründe für das Auslaufen des Lobbyradar-Projektes beim ZDF gab.

Den Quellen der "Zeit"  zufolge habe sich ZDF-Intendant Thomas Bellut gegen die Weiterführung entschieden, weil andere Großereignisse wie eine Fußball-EM sowie der gemeinsame Jugendkanal mit der ARD Mittel beanspruchten. Laut dem Bericht sprachen Insider aber auch von großem Druck aus dem überwiegend mit Politikern besetzten ZDF-Rundfunkrat sowie aus weiteren Politkreisen. Das ZDF hatte solche Einflussnahme zurückgewiesen. Zwar seien kritische Stimmen laut geworden, die positiven Reaktionen hätten aber überwogen.

Nicht zwangsläufig das Ende des Lobbyradars

Der Sender hatte im Mai die Lobbyradar-Datenbank ans Netz gebracht, die die Verbindungen zwischen Lobbyisten und Politikern visualisieren soll. Der Dienst sollte laut Sender Transparenz schaffen – nicht nur auf der gleichlautenden Website, sondern auch in Form eines Browser-Plugins für Firefox, Chrome und Safari.

Wenn sich der Nutzer an anderen Stellen im Internet aufhält, soll das Plugin im Hintergrund die Inhalte der jeweiligen Website mit den Einträgen in der Datenbank abgleichen. Die Treffer werden markiert und über einen Klick kann der User direkt zu dem Treffer in der Netzgrafik gelangen, um weitere Informationen zu bekommen. In die Datenbank seien mehrere öffentlich zugängliche Listen und eigene Recherchen des Lobbyradar-Teams eingeflossen. Erst jüngst wurden die Ende November bekannt gewordenen Lobbyisten mit Bundestags-Hausausweis hinzugefügt.

Mit dem Ausstieg des ZDF muss aber nicht zwangsläufig das Ende des Lobbyradars gekommen sein. So wurde der Dienst als Open-Source-Projekt angelegt. "Wir bemühen uns gerade um alternative Medienpartnerschaften für einen Fortbestand. Zu den inhaltlichen Gründen müssen Sie bitte mit dem ZDF sprechen", sagt Marco Maas von Open Data City, dem Betreiber des Projekts, einer Agentur für Datenjournalismus.

"Für uns war/ist das Projekt erfolgreich. Wir glauben, dass eine gesammelte Datenbank zum Lobbyismus in Deutschland oder Europa eine sinnvolle Sache ist", so Maas weiter. "Die Kombination aus Plugin und Datenbank war für uns ein Experiment, um datenjournalistische Inhalte in den Alltag von Nutzern integrierbar zu machen, das war für uns ein voller Erfolg. Das Lobbyradar war von Beginn an als Open-Source-Source-Projekt angelegt, um genau so einen Fall auch abzudecken." 

Zur Startseite