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Jana Pareigis hat am Dienstag zum ersten Mal die "heute"-Nachrichten um 19 Uhr präsentiert.
© ZDF und Svea Pietschmann

Kritik nach Premiere in den „heute“-Nachrichten: ZDF-Moderatorin Pareigis gendert – und schon melden sich die Sprachpäpste

Während der „heute“-Nachrichten hat Jana Pareigis die Gendersprache benutzt. Das führt zu Kritik. Ungerechtfertigterweise. Ein Kommentar.

Es ist eine Petitesse und auch wieder nicht. Jana Pareigis hat bei ihrer Premiere als Moderatorin der „heute“-Nachrichten im ZDF die Gendersprache benutzt. Wie angekündigt übernahm sie von Vorgängerin Petra Gerster das Sternchen und machte eine kleine Pause beim Sprechen der alle Geschlechteridentitäten umfassenden Sprachform, etwa in „Bewohner*innen“. Sie wechselte dies aber auch mit der ausformulierten Wendung ab, etwa in „Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten“.

Dem ersten Auftritt von Jana Pareigis wurde allgemein applaudiert, Kritik gab es am Gebrauch des Gender-Sternchens. Einer schrieb dem Tagesspiegel mit Blick auf eine Majorität in der Bevölkerung, die diese Sprachpraxis ablehnt: „Hier wird also im gebührenfinanzierten Fernsehen der demokratische Mehrheitswille ignoriert, um einer sprachjakobinischen Ideologie den Weg zu bereiten. Deshalb war die Premiere der Frau Pareigis auch nicht ,souverän und seriös’, sondern einfach nur überheblich und übel.“

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Das Urteil ist überhart, es übersieht, ja missachtet die eigentliche Leistung eines überaus geglückten Parforceritts durch die Nachrichtenwelt – zugleich fordert das Urteil heraus.

Weil es unterstreicht, wie die Gendersprache eine längst erregte Gesellschaft weiter erregen, aufregen und spalten kann. Nach der Diskussion um die Impfpflicht kommt gleich die Debatte um das Binnen-I.

[Lesen Sie auch: „heute“-Moderatorin Jana Pareigis im Interview (T+)]

Weil das Urteil eine Grundsätzlichkeit übersieht: Sprache gehört allen oder keinem, nicht Jana Pareigis, nicht dem Kritiker, nicht Joachim Huber. Wer immer aus seinem individuellen Sprachgebrauch eine allgemeine Ideologie abzieht, der schwingt sich zum Sprachpapst auf, der bedroht alle anderen mit Exmatrikulation und redet im Extrem der Inquisition der Sprache das Wort – also dem Schweigen.

Meine Sprache, Deine Sprache, Ihre Sprache: Ich möchte mich in meiner Sprache ausdrücken, mich darin wiederfinden, sie ist im persönlichen wie gesellschaftlichen Miteinander das, was mich ausmacht. Meine Sprache gehört mir. Die Sprache von Jana Pareigis gehört Jana Pareigis. Daran gibt es nichts zu kritisieren. In keiner Sprache.

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