Champions League im TV: Zahlen, bitte!
Die Champions League im Fernsehen ist kompliziert – und teuer: Erstmals läuft sie live nicht mehr im Free TV, sondern nur bei Sky und Dazn. Wer zeigt was?
Mario Gomez versteht die Welt nicht mehr, zumindest den Fußball im Fernsehen. „Ich komm’ nicht mehr mit, was man bestellen muss, um ein Spiel zu sehen“, sagte der Stürmer des VfB Stuttgart nach dem Bundesligaspiel in Freiburg. „Das finde ich sehr schade für die Fans, auch, dass es nicht nur ein Paket gibt, das man sich bestellt und dann alle Bundesligaspiele, alle Champions-League-Spiele sieht. Das ist ein Trend, der mir nicht gefällt.“ Er selbst habe keinerlei Abos.
So wie Gomez dürfte es rund zehn Millionen Fußballfans gehen, die es bislang gewohnt waren, Mittwochabends beim ZDF vorbeizuschauen, um – zusammen mit Oliver Kahn und Oliver Welke – zumindest eine Toppartie des Champions-League-Spieltages live zu sehen. Böses Erwachen in dieser Woche. Um alle Spiele ihrer Mannschaft in der Champions League live im TV verfolgen zu können, brauchen Fußballfans kostenpflichtige Zugänge zu Sky und Dazn.
Im Free-TV laufen nur noch Tore und Highlightzusammenfassungen spät am Abend, bei Sky Sport News HD. Aufgeteilt werden die Live-Spiele zwischen den beiden Anbietern nach einem komplizierten Schlüssel. Zudem gibt es mit dieser Saison zwei Anstoßzeiten, 18 Uhr 55 und 21 Uhr. Demnach laufen die ersten beiden Spiele von Borussia Dortmund (Dienstag) und Bayern München (Mittwoch) bei Sky (jeweils 21 Uhr). Wer Schalke gegen Porto und Donezk gegen Hoffenheim sehen möchte, braucht ein Abo bei Dazn.
Dazn? Bis vor Kurzem wussten viele gar nicht, wie man die Tochter der britischen Perform Group ausspricht. Nun lässt man in Sachen Streaming die Muskeln spielen, will eine Art Netflix des Sports werden, zeigt sogar mehr Champions-League-Spiele als der Platzhirsch Sky. Dabei hatte der Pay-TV-Sender den Vertrag mit der Uefa abgeschlossen, Dazn eine Sublizenz erworben.
Auch mal Bundesliga-Live-Spiele im Visier
Wie unübersichtlich das Vertragswerk der beiden Bezahl-Anbieter ist, zeigt sich an den zwölf Spieltagen der Gruppenphase. Neunmal darf Sky sich eine Begegnung aussuchen, diese exklusiv zeigen. Dreimal besitzt Dazn dieses Vorrecht.
Sky setzt auf die Attraktivität der bei den Kunden beliebten Konferenzen, 40 sind das insgesamt. Reduzieren wird Sky hingegen sein Angebot an Live-Partien auf 34 der insgesamt 138 Spiele pro Saison. Es seien „mehr Einzelspiele mit deutscher Beteiligung“ als bei Dazn, verspricht Sky und verweist darauf, dass fünf der sechs Bayern-Spiele in der Gruppenphase nur bei Sky zu sehen sind.
Man sei sozusagen „der Bayern-Sender“, was natürlich etwas übertüncht, dass Sky bei gleichbleibenden Preisen (im 24-Monats-Abo durchschnittlich 29,99 Euro) weniger Exklusiv-Fußball anbietet. Der Streamingdienst zeigt rund 110 Partien, darüber hinaus alle 205 Partien der Europa League . Dazn kostet 9,99 Euro, ist im Unterschied zu Sky monatlich kündbar,
Eine starke Konkurrenz also, die laut Dazn-Deutschland-Chef Thomas de Buhr auch mal Bundesliga-Live-Spiele im Visier hat. Den jahrelang gepflegten Slogan „alle Spiele, alle Tore“ muss Sky weiter modifizieren, nachdem ja schon in der Bundesliga Rechte an Eurosport verloren gingen. Kunden benötigen neben dem Sky-Vertrag ein Dazn-Abo. Die Alternative? Sports Bars mit Sky-Lizenz. Alle Spiele der Bundesligisten sind dort zu sehen. Sky und Dazn kooperieren.
Und sonst? Viele glauben ja, es geht zu Hause auch ohne Abo. Nutzer von Streamingportalen, die Livestreams von Bundesliga- und Champions-League-Spielen kostenlos anbieten, sollten jedoch aufpassen. Dass die Betreiber solcher Seiten nicht legal operieren, überrascht nicht. Aber auch User illegaler Streamingportale werden in die rechtliche Pflicht genommen, wie der EuGH 2017 in einem Grundsatzurteil entschied.
Bleibt Pay-TV-Verweigerern am Mittwoch in einer Abo-losen Welt das ganz normale ZDF-Programm (mal abgesehen von ein bisschen Euro League auf Nitro am Donnerstag, RTL zeigt ab dieser Saison jeden Spieltag eine Partie). Der frei werdende Platz am Abend solle, so der Mainzer Sender, mit „einer attraktiven Mischung aus Fiktion und Information bestückt“ werden. An erster Stelle stehen fiktionale Programme, Fernsehfilme für den Mittwochabend sowie eine Erhöhung der Stückzahl von „Aktenzeichen XY… ungelöst“. Ob Mario Gomez daran Gefallen findet?