WhatsApp: Wo chattest du?
Schwere Zeiten für WhatsApp: Der Markt für Messenger Dienste wächst und wächst. Manchmal ist es auch hilfreich, in Sachen Liebe ganz auf die Messenger-Dienste zu verzichten.
Auf diese Kommunikation kann man gerne verzichten. Seit ein paar Tagen kursiert im Internet eine Zeichenkette, die den mit 600 Millionen Nutzern weltweit größten Messenger-Dienst WhatsApp abstürzen lässt. Zwei Teenager aus Indien haben die Sicherheitslücke entdeckt und führen diese sogar in einem Youtube-Video vor. Sobald ein Nutzer die 2000 Zeichen lange Nachricht öffnet, bricht die App ab. Nach Angaben des Onlinemagazins „The Hacker News“ muss der Nutzer die komplette Konversation löschen, um mit dem Gesprächspartner wieder chatten zu können. Der bisherige Chatverlauf geht verloren. Die Schwachstelle betrifft fast alle Android-Versionen. Nur unter der aktuellen iOS-Version 8.1.1 und Windows Phone 8.1 funktioniert der Angriff offenbar nicht. Die bösartige Nachricht lässt sich durchaus auch effektiv einsetzen, wenn jemand den eigenen Chatverlauf auf dem Handy eines Kontaktes zum Verschwinden bringen möchte.
Warum ist ein App-Absturz so einfach? Wie kann man das verhindern? WhatsApp hat sich zu dem Vorfall auf Tagesspiegel-Anfrage nicht geäußert. Die Macher der beliebten Messenger-App halten sich mit Auskünften zum Datenschutz grundsätzlich zurück. Auch die Datenschutzerklärung lässt Fragen offen. Seit mehreren Wochen schon steht WhatsApp in der Kritik, weil der Dienst neue blaue Häkchen eingeführt hat, die dem Verfasser anzeigen, dass der Empfänger eine Nachricht gelesen hat. Bereits in der Vergangenheit fiel der Dienst immer wieder durch Sicherheitslücken auf. So ermöglichte er beispielsweise, das komplette Nutzungsverhalten einer Person auszulesen. Bei Schnelltests der Stiftung Warentest erhielt die App das Urteil „sehr kritisch“ im Bereich Datenschutz.
Weitreichende Befugnisse eingeräumt
Bei der Sicherheit hat WhatsApp Änderungen angekündigt, zunächst für die Android-Nutzer. Hier werden die Nachrichten beim Sender verschlüsselt und erst beim Empfänger wieder entschlüsselt. Apple-Nutzer betrifft das noch nicht. Ob das Unternehmen weiterhin auch Zugriff auf die Kontakte, Bilder und den kompletten Chatverlauf der Kunden hat, ist unklar. WhatsApp lässt sich von seinen Nutzern bei der Installation weitreichende Befugnisse einräumen. Selbst auf das Mikrofon im Handy hatte WhatsApp Zugriff, wenn der Kunde zuvor die Voicemail-Einstellung für WhatsApp aktivierte. Theoretisch kann WhatsApp in diesem Fall alles belauschen, was der Benutzer gerade so macht.
Auch deswegen stellt sich immer öfter die Frage nach Alternativen zu WhatsApp, zudem der Dienst schon länger in Sachen Innovation auf Sinnvolles warten lässt – sprich Zugang über den PC oder direkt über den Browser. Der Markt für Kurznachrichten-Apps und andere Kommunikationsdienste wächst. Vor allem durch die Dienste Threema (das die Daten bereits vor dem Versenden noch auf dem Handy verschlüsselt, entschlüsselt wird die Nachricht erst beim Empfänger), Line (rund 400 Millionen Menschen chatten weltweit mit diesem Nachrichtendienst, die meisten davon in Asien) oder Joyn (eine App, mit der man Fotos, Videos und Audios versenden kann, dahinter stehen die Größen Telekom, o2 und Vodafone).
Und nun kommt Wire
Alle diese Dienste haben natürlich noch zu wenig Nutzer, kritische Masse. Was nützt es dem WhatsApp-Verweigerer, wenn er zwar auf der sichereren Seite ist, aber keine kostenlosen Kurznachrichten und Bilder versenden oder empfangen kann, weil alle seine Freunde immer noch bei WhatsApp unterwegs sind? Wie es mit einmal eingeschlagenen Wegen in der Regel ist: Man will sie nur ungern verlassen. Denn trotz der Kritik am Kauf durch Facebook, Serverproblemen sowie Bedenken in Sachen Datenschutz ist die Nutzung von WhatsApp immer noch hoch. Mehr noch: Studien haben zuletzt ergeben, dass der Messenger von Jugendlichen sogar stärker genutzt wird als Facebook.
Und nun kommt Wire – eine neue Kommunikations-App aus Europa, die WhatsApp Konkurrenz machen möchte. Ein über 50-köpfiges Team aus 23 Ländern steckt dahinter, unterstützt von Skype-Mitgründer Janus Friis. Wire ist für Kurznachrichten, Anrufe sowie das Teilen von Musik, Fotos und Videos gedacht. Seit Mittwoch steht die App zum Download für Android und iOS (also für iPhones und iPads) bereit, bei Android allerdings erst ab der Version 4.4. Wire soll nahtlos auf Smartphones, Tablets und Computern funktionieren, wie das Gründer-Team mit Sitz in der Schweiz und Entwicklungszentrum in Berlin ankündigte. Bei Sprache setzt Wire die sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ein, bei der das Signal auf dem ganzen Weg geschützt ist. Bei Bildern und Videos wird die Kommunikation zwischen Gerät und Servern verschlüsselt.
Scheidung wegen WhatsApp
Die Macher der App hoffen, in dem umkämpften Markt für Internetkommunikation mit einer bequemen Bedienung und guter Übertragungsqualität punkten zu können. Ein Vorteil soll sein, dass man schnell zwischen Text, Sprache und Bildern wechseln kann, sagte Chef und Mitgründer Jonathan Christensen der dpa. In Sachen intuitiver Nutzerführung und Sprache (bislang nur auf Englisch) muss, das zeigt sich nach ersten Tests, allerdings nachgearbeitet werden. Immerhin funktionierte die Anruffunktion reibungslos. Wire ist WhatsApp damit um eine wichtige Funktion voraus.
Vielleicht ist es aber auch recht hilfreich, ganz auf die Messenger-Dienste zu verzichten. Wegen einer ignorierten WhatsApp-Nachricht hat sich neulich ein Saudi von seiner Frau scheiden lassen. Die Gattin hatte laut der Zeitung „Arab News“ zu ihrer Verteidigung vorgebracht, sie habe wegen dringender Telefonate nicht antworten können. Ihr Mann wandte das Argument gegen sie: Über zu häufigen Schwätzchen mit Freunden und Verwandten vernachlässige sie Haus und Kinder.
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