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ZDF-Samstagskrimi: Wilsberg interaktiv

Bielefeld gibt es gar nicht: Zwei neue Fälle führen den Privatdetektiv zu den Verschwörungstheoretikern des Internet.

Der Schauspieler Leonard Lansink ist den neuen Medien sehr zugetan, vor allem die Möglichkeiten, die ihm das soziale Netzwerk Facebook bietet, um mit seinen Fans in Verbindung zu bleiben, nutzt er ausgiebig. Weil er die Zahl der maximalen Freundschaften schon vor längerem erreicht hat, kann er neue Anfragen zwar nur selten annehmen, aber wer ihn kontaktiert, kann tatsächlich mit einer Antwort rechnen – was durchaus nicht für alle Prominenten-Accounts gilt. Seine Bekanntheit verdankt Lansink insbesondere der Rolle des Münsteraner Antiquars und Privatdetektivs Georg Wilsberg. Seine beiden nächsten Fällen – die Folge „Aus Mangel an Beweisen“ läuft am heutigen Sonnabend im ZDF, drei Wochen später folgt „Die Bielefeld-Verschwörung“ – führen den Westfalen tief ins Internet, dorthin, wo sich die Verschwörungstheoretiker darüber austauschen, was den Menschen über das Kennedy-Attentat, die Mondlandung und die Stadt Bielefeld verheimlicht wird. Die gibt es gar nicht, Bielefeld ist nur ein Mythos, behaupten sie.

Der erste Fall spielt in dem kleinen Münsterland-Ort Horsthausen, wo Wilsbergs Freund Talkötter (Oliver Korittke) zum Altherren-Team des Fußball-Vereins gehört und wo auch Ekkis Eltern und sein Cousin Thomas leben. Als dessen Sohn Max entführt wird, soll Wilsberg das geforderte Lösegeld überbringen, aber die Übergabe scheitert. Während der Privatermittler weiterhin versucht, den Jungen zu finden, stürzen sich Kommissarin Springer (Rita Russek) und ihr Assistent Overbeck (Roland Jankowsky) auf einen naheliegenden Verdächtigen: Wolfgang Schwendter stand vor Jahren schon einmal wegen Kindesmissbrauchs vor Gericht, kam aber wegen Mangels an Beweisen frei. Doch es gibt noch eine weitere Spur, und die führt zu Max’ Fußballtrainer Nils Erdel (Daniel Roesner) – der an Außerirdische genauso glaubt wie an die Bielefeld-Verschwörung.

Zu den positiven Eigenschaften von Wilsberg gehört neben seiner westfälischen Sturheit sicherlich auch, dass man ihm so schnell nichts vormachen kann. An Verschwörungen glaubt er genauso wenig wie an eine große Konspiration: „Wer von ,denen‘ spricht, ist irgendwo falsch abgebogen“, ist seine Maxime, vor allem aber kennt Wilsberg einen Bewohner von Bielefeld: seinen Freund Manfred „Manni“ Höch, dargestellt von Heinrich Schafmeister. Manni Höch gehörte zum ursprünglichen „Wilsberg“-Ensemble von 1998. Bevor Oliver Korittke als Finanzbeamter Ekki Talkötter zum Wilsberg-Freund wurde, war es der Bauamtsmitarbeiter Höch, der dem Detektiv mit Autos, Handys oder Geld aushelfen musste. Und dieser Manni Höch arbeitet nun in Bielefeld im Bauamt und kann in der Folge „Die Bielefeld-Verschwörung“ gerade noch den Diebstahl wichtiger Unterlagen verhindern. Doch der vermummte Täter hinterlässt die Adresse eines Wohnhauses in Münster – wo gerade zu der Zeit ein junger Mann, der zuvor noch nach Beweisen für die Nicht-Existenz von Bielefeld gesucht hatte, mit einem Herzinfarkt tot auf der Straße zusammengebrochen ist.

Das interaktive Element ist für „Wilsberg“ nicht einmal neu. Bereits 2001 gab es das Projekt „eSkript“, bei dem die Zuschauer direkt in die Entstehung einer Folge eingebunden wurden. Der Blog www.101bielefeld.de, der die Zuschauer diesmal zum Mitmachen auffordert, hat eher den Charakter einer digitalen Schnitzeljagd, selbst auf Facebook gibt es eine Seite zur Bielefeldverschwörung. Mit durchschnittlich 5,7 Millionen Zuschauern kann das ZDF mit der „Wilsberg“-Quote zwar zufrieden sein, über das Netz verstärkt das jüngere Publikum anzusprechen, kann aber nicht schaden. Kurt Sagatz

„Wilsberg – Aus Mangel an Beweisen“, Sonnabend, und „Die Bielefeld-Verschwörung“, 18. Februar, jeweils 20 Uhr 15 im ZDF

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