Eurovision Song Contest: Wie Dirk Stermann nach Wien zum ORF kam und in Österreich zum Star wurde
Das deutsch-österreichische Humor-Duo „Stermann & Grissemann“ soll im Mai 2015 auf der Bühne stehen, wenn die Alpenrepublik Gastgeber für den Eurovision Song Contest sein wird.
Dirk Stermann winkt ab. „Wir haben uns immer über den Eurovision Song Contest lustig gemacht. Zur Moderation hätten wir nicht das Format“, sagt der 48-jährige Kabarettist. Mehr als 11 000 Menschen auf Facebook sehen das anders. Sie wollen das deutsch-österreichische Humor-Duo „Stermann & Grissemann“ im Mai 2015 auf der Bühne stehen, wenn die Alpenrepublik Gastgeber für das musikalische Mega-Event sein wird.
Die Unterstützung passt in den Lebenslauf des gebürtigen Duisburgers, der in den vergangenen 25 Jahren in Österreich ein Star in Radio, Fernsehen und auf der Bühne geworden ist. Grissemann & Stermann liefen zwischen 1998 und 2011 sonntags auf Radio Eins (RBB) mit ihren Sendungen „Show Royale“ und „Blech oder Blume“. Es ist eine ungewöhnliche Medienkarriere in einem Land, das den „Piefkes“ aus dem Nachbarland oft äußerst reserviert gegenübersteht. „Du wirst nie reden dürfen, weil du Deutscher bist“, sei die Ansage von Kollegen beim ORF gewesen, als Stermann 1988 dort als freier Mitarbeiter anfing. Er wollte in Deutschland nicht sechs Jahre auf einen Studienplatz in Theaterwissenschaften warten, packte wegen einer „diffusen Liebe“ zu einer Studentin die Koffer und landete an der Donau.
Das angenehmere Ost-Berlin
„Wien, das war das angenehmere Ost-Berlin“. Grau, ganz ostig. „Ich fand das total gut“, sagt er. Im Gegensatz zu Freunden blieb er, fand den Job beim ORF, schmiss das Studium und durfte im Radio sprechen – mit sonorer Stimme und ziemlich Hochdeutsch. Ein mögliches Erfolgsrezept: „Akzeptanz durch Penetranz“, sinniert Stermann, der nebenbei auch Bestsellerautor ist. Seit 1990 ist der Vater einer Tochter mit Christoph Grissemann als künstlerisches Duo unterwegs. Zusammen machten sie die Radiosendung „Salon Helga“ zum Kult, moderierten den Protestsongcontest in Wien und führen seit 2007 durch die Late-Night-Show „Willkommen Österreich“. Mit einem Marktanteil von 20 Prozent gilt sie als erfolgreich in Europa. „Der Humor in Österreich ist härter, wird aber charmanter präsentiert“, meint er. Bundespräsident Heinz Fischer, selbst oft „Opfer“ der scharfzüngigen Moderatoren, bewies mit einem Dankesbrief zur 250. Sendung Nehmerqualitäten.
Das Duo ist auch nicht zimperlich im gegenseitigen Austeilen. „Sie gehen gekonnt aufeinander los. Es bleibt undurchsichtig, ob es spontan oder geplant ist“, sagt der TV-Kritiker der Zeitung „Kurier“, Philipp Wilhelmer. „Die beiden sind ein Leitpflock der ORF-Comedy“, urteilt er. Dabei sei das Mit- und Gegeneinander eines Österreichers und eines Deutschen ein „wichtiges Spannungs- und Spielmoment in der Bühnenbeziehung.“ Der Blick des Auslandsdeutschen Stermann auf seine Heimat ist inzwischen voller Wohlwollen. Geprägt noch von Helmut Kohl (Bundeskanzler) und Berti Vogts (Bundestrainer) falle ihm der ungemein sympathische Wandel von Schwarz-Rot-Gold sehr auf. Aktuell hat er zusammen mit Grissemann gerade einen schrägen Kinofilm abgedreht. Es geht um drei Saxofonspieler, die in Bademänteln durchs Leben gehen und auf Youtube einen Welthit landen.
Im November soll sein neues Kabarettprogramm stehen. Arbeitstitel: „Für die Eltern was Perverses.“ Und? Worum geht’s? „Wir haben noch keine Zeile, aber irgendwas wird’s schon werden. Im Radio haben wir immer auf den letzten Drücker gearbeitet“, gibt er sich entspannt.
Ach ja, er hat noch einen Vorschlag für die ESC-Moderation. „Das sollen Christoph Waltz und Conchita Wurst zusammen machen.“ Der Oscar-Preisträger und die ESC-Gewinnerin 2014 sind beide Bartträger. „Die Bärte passen zu Österreich.“ Matthias Röder (dpa)
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