Umstellung von DVB-T auf DVB-T2: Wie bleiben Sie sicher auf TV-Empfang ?
Am Mittwoch wird das Antennenfernsehen DVB-T abgeschaltet. In Berlin ist davon jeder fünfte Haushalt betroffen. Soll man nun in die Nachfolgetechnik investieren? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
In der Nacht vom Dienstag auf den Mittwoch, also vom 28. auf den 29. März, wird in vielen Ballungsräumen Deutschlands – darunter auch in der Hauptstadtregion – der Fernsehempfang über Antenne umgestellt. Der im Jahr 2003 eingeführte Übertragungsstandard DVB-T wird in den betroffenen Gebieten komplett abgeschaltet, für den Nachfolgestandard DVB-T2 wird neue Technik benötigt. Betroffen von der Umstellung sind in Deutschland rund zehn Prozent oder umgerechnet mehr als drei Millionen Haushalte. In Berlin ist das digitale Antennenfernsehen besonders beliebt. Hier liegt die Quote der DVB-T-Haushalte bei 22,5 Prozent, in 11,8 Prozent der Haushalte ist das Antennenfernsehen der einzige Zugang zum TV-Programm. Im Sendegebiet des Rundfunk Berlin-Brandenburg betrifft der Umstieg zunächst den Großraum Berlin/Potsdam und den Raum Frankfurt (Oder), im Raum Cottbus und vielen anderen Regionen Deutschlands wird bis Anfang 2019 umgeschaltet.
DIE GRETCHENFRAGEN:
WER GENAU IST BETROFFEN?
Die Ankündigung der Umstellung hat viele Zuschauer verunsichert – die sperrige Buchstabenkombination erschließt sich auch in ausgeschriebener Form (Digital Video Broadcasting – Terrestrial) nicht von selbst. Die wichtigste Frage lautet: Wer ist überhaupt betroffen? Tätig werden muss nur der, dessen Fernseher das Programm via Antenne erhält. In den allermeisten Fällen handelt es sich um eine Zimmerantenne, entweder in Stabform oder als Flachantenne, seltener ist eine Antenne an der Hauswand oder auf dem Dach. Ist der Fernseher mit dem TV-Kabel dagegen mit einer Buchse in der Wand verbunden, kann daher zumeist Entwarnung gegeben werden. Für Mieter kann im Zweifel ein Anruf bei der Wohnungsgesellschaft hilfreich sein. Ein weiteres Indiz, dass man aktiv werden muss, sind die Laufbänder im TV-Programm. Sie laufen vor allem auf Fernsehern, die DVB-T nutzen.
WAS ÄNDERT SICH MIT DVB-T2?
Zum einen bedeutet der Umstieg: Mehr Programme in besserer Bildqualität. Die Zahl der Sender steigt von rund 30 auf dann 40, allesamt in Full-HD-Qualität, die sogar noch über dem HD-Standard von Kabel und Satellit liegt. Zum anderen wird der Empfang der rund 20 Privatsender via Antenne nach einer dreimonatigen Probephase kostenpflichtig. Pro Jahr werden für das benötigte Freenet-TV-Abo 69 Euro fällig, und das für jeden Fernseher – was faktisch das Ende des „Free-TV“ bedeutet. Dafür gibt es künftig mehr Regionen in Deutschland, in denen die Privatsender ihre Programme via Antenne übertragen. Viele DVB-T2-Empfänger verbinden das Fernsehen zudem mit dem Internet, inklusive Sender- Mediatheken, IP-TV, Internet-Radio und Video- on-Demand-Diensten.
WELCHE TECHNIK WIRD BENÖTIGT?
Viele Fernseher, die innerhalb der vergangenen anderthalb Jahre gekauft wurden, haben das nötige Empfangsteil für DVB-T2 eingebaut. Ältere TV-Geräte benötigen eine Settop-Box, die es ab 40 Euro gibt. Das grüne DVB-T2-HD-Logo, auf das sich Gerätehersteller, Sender und Handel geeinigt haben, zeigt, dass Fernseher oder Settop-Box dem neuen Standard entsprechen. Geräte mit diesem Logo können die unverschlüsselt übertragenen öffentlich-rechtlichen Programme wiedergeben. Die Privatsender werden jedoch verschlüsselt übertragen. DVB-T2-fähige Fernseher brauchen zur Entschlüsselung ein besonderes CI+-Modul. Settop-Boxen haben das Entschlüsselungsmodul zumeist bereits integriert. Auch hier gibt es wieder ein grünes Logo, diesmal mit der Aufschrift Freenet TV. Eine Übersicht über geeignete Geräte hat die Deutsche TV-Plattform unter www.tv-plattform.de/de/dvb-t2-hd-geraeteliste veröffentlicht, Stiftung Warentest hat einen ausführlichen Gerätetest durchgeführt.
WAS MUSS MAN AM UMSTELLUNGSTAG TUN?
In der Nacht zum 29. März wird die alte Technik ab-, der neue Standard eingeschaltet. Selbst die sechs DVB-T2-Testkanäle sind dann nicht mehr zu erreichen. Unabhängig davon, ob sich das DVB-T2-Empfangsteil im Fernseher oder in einer Settop-Box befindet, muss ein kompletter Sendersuchlauf gestartet werden, um die rund 40 Programme zu finden und in die Senderliste zu übernehmen. Um zwölf Uhr mittags soll die Umstellung abgeschlossen sein, erst dann sollte der Suchlauf erfolgen. Die Freenet-TV-Guthabenkarte (für 69 Euro im Jahr, auch monatlich für 5,75 Euro buchbar) wird aber erst nach Ablauf der drei Probemonate benötigt.
WANN BRAUCHT MAN EINE NEUE ANTENNE?
Generell gilt: Hat die alte Antenne für DVB-T-Fernsehen funktioniert, tut sie das auch bei DVB-T2. Für DVB-T-Einsteiger wird es etwas unübersichtlicher. Erster Schritt hier: Der Empfangscheck für DVB-T (mit Eingabe der Postleitzahl) auf Internetseiten wie ueberallfernsehen.de. Fällt der positiv aus, kann gekauft werden – es sind diverse Antennen-Modelle auf dem Markt. Preispalette: von fünf bis 80 Euro, von der Stabantenne bis hin zu Antennen mit Verstärker. Grundsätzlich gilt: Je stärker das Empfangssignal, desto kleiner der Antennenaufwand. Erheblichen Einfluss auf die Stärke des Empfangssignals haben Topografie und Bebauung daheim (Stahlbeton!?). Im Erdgeschoss eines Hochhauses wird der Empfang per Zimmerantenne eher schlechter sein als in einer der darüberliegenden Wohnungen. Im äußersten Fall liefert eine Außenantenne (auf Balkon oder Dach) DVB-T/T2-Empfang. Wohlgemerkt, wenn dieser Empfangscheck erfolgreich war.
FUNKTIONIERT DVB-T2 AUCH MIT COMPUTERN UND LAPTOPS?
An Empfangsgeräten für Computer und mobilen Endgeräte gibt es eine große Auswahl. Wichtig ist, dass sie mit der deutschen Variante von DVB-T2 kompatibel sind (auf das grüne Logo achten). Damit ist sichergestellt, dass zumindest die 20 öffentlich-rechtlichen Programme empfangen werden können. Für den Empfang von Privatsendern gibt es derzeit nur den USB-Stick von Freenet TV (rund 70 Euro). Er funktioniert mit Computer und Laptop ab Windows 7 und Mac.
KABEL, SATELLIT:
WAS KOSTEN DIE ALTERNATIVEN?
Die Tendenz geht zum Satelliten-TV, aber acht Millionen Menschen in Deutschland schauen via Kabel bei Vodafone. Das kann man weiter tun. Das Senderangebot dort ist üppig. Ein Preisvergleich und ein Wechsel könnten sich allerdings lohnen. DVB-T2 kostet, will man auch die privaten Sender empfangen, rund 70 Euro im Jahr – ein vergleichbarer TV-Kabel-Basisvertrag bei Vodafone zwischen 48 Euro (für Mieter, die ihren Kabelanschluss ohnehin mit der Miete bezahlen) und über 200 Euro für Hauseigentümer (die ihren Kabelanschluss über zehn Euro selber zahlen). Auch Satellitenfernsehen bleibt eine Option. Ohne Abo, also gratis, gibt es mit der Schüssel zahlreiche öffentlich-rechtliche Sender in HD. Für die Privaten wie RTL, ProSieben und Sat1 in der HD-Variante wird eine HD-Karte nötig. Die kostet für ein Jahr etwa 60 Euro, weniger als bei DVBT-2.
WAS IST MIT ZATTOO UND ANDEREN TV-APPS?
Die versprechen Fernsehen überall, beispielsweise via Smartphone oder Tablet, aber auch auf dem großen Fernseher (Smart TV). Das Programmangebot ist zumeist umfangreicher als bei DVB-T2. Die Kosten variieren zwischen kostenlos (70 Sender, mit Werbung, ohne HD) und 9,99 Euro/Monat (mit HD) beim Pionier Zattoo, 4,99 Euro/Monat als Basisangebot bei waipu.tv (59 Sender) und ab 6,99 Euro/Monat bei Magine TV (37 Sender, davon 20 in HD). Alle Angebote sind für einen Monat gratis testbar.
WAS HABEN DIE TV-SENDER
EIGENTLICH DAVON?
Für die TV-Sender lohnt sich der Systemwechsel in jedem Fall: Die ARD rechnet damit, dass die Kosten für die Ausstrahlung über Antenne – nach dem Mehraufwand für die Umstellung selbst – von jetzt jährlich 110 Millionen Euro auf 95 Millionen sinken werden. Bei den Privatsendern sieht die Rechnung etwas anders aus, da sie neue Regionen hinzunehmen und somit neue Kosten hinzukommen. Aber dafür erhalten sie ihren Anteil aus der Freenet-TV-Abogebühr. Und noch einen Profiteur soll es geben: die frei werdenden Frequenzen sind Teil der „Digitalen Dividende“ mit der die Bundesregierung die Breitband-Internetversorgung in Deutschland insbesondere auf dem Land verbessern will.
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