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"Tatort: Sturm" am Neujahrstag Die Kommissare Faber (Jörg Hartmann, zweiter von rechts) und Bönisch (Anna Schudt, rechts) fahnden nach den Polizistenmördern..
© WDR

"Sturm" heißt der ARD-Krimi am Neujahrstag: Wer sich den "Tatort" zumutet, muss sich Terror im "Tatort" zumuten

Soll die ARD den "Tatort" am Neujahrstag zeigen? Terror ist das Thema. Aber Terror ist eben Thema. Daran kann der "Tatort" nicht vorbeisehen

Dieser Tatort ist nicht in Berlin, er ist in Dortmund. Denn es ist ein „Tatort“. Der ARD-Krimi mit „Sturm“ im Titel ist für den Neujahrstag im Ersten um 20 Uhr 15 angesetzt. Im Schlussbild zündet ein Terrorist den Sprengsatz, mehrere Menschen sterben. Nur in diesem Moment finden sich Parallelen zum realen Anschlag in Berlin; der Dortmunder „Tatort“ reflektiert ganz andere Zusammenhänge. Und doch ist da Nähe, zwei Mal sogar, einmal bedingt durch das Thema „Terror“ und zum zweiten durch die Zeit. Der „Tatort“ wird zum Zeitpunkt seiner Ausstrahlung nur knapp drei Wochen von der Tat in Berlin entfernt sein. Es wird so sein, dass das fiktionale Geschehen mit dem realen Geschehen verbunden, wenn nicht verglichen wird, deshalb diskutieren die Verantwortlichen, ob sie ihn ausstrahlen können und dürfen.

Der "Tatort" verhandelt Gewalt

Der „Tatort“ als Krimiformat verhandelt Sonntag für Sonntag Gewalt von Menschen an Menschen. Bis zu zehn Millionen Zuschauer schalten ein. Mord, Totschlag, das Publikum ist so sensibel wie unsensibel, wenn es um seine Lieblingsunterhaltung im Fernsehen geht.

Terror ist Realität, Terror im Fernsehfilm ist Spiel mit der Realität. Daraus zieht der „Tatort“ seine Kraft und seine Anziehung. Die ARD-Reihe ist nahe dran an gesellschaftlichen Entwicklungen und Fehlentwicklungen in Deutschland. Deswegen war Big Data das Generalthema des „Tatort“-Jahres 2016, deshalb darf Terror den „Tatort“ 2017 grundieren. Die Zuschauer muten sich den „Tatort“ gerne zu, da kann ihnen Terror im „Tatort“ zugemutet werden, nach und vor terroristischen Angriffen. Das ist weder zynisch noch gefühllos. Terror ist zynisch und gefühllos. Ein verantwortungsvoll gemachter „Tatort“ wird daran nicht vorbeisehen.

Joachim Huber

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