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ARD-Mediathek.
© ARD

TV-Quote: Wer guckt da?

Immer mehr Menschen sehen ihre Lieblingsserien, Shows oder Krimis zeitversetzt im Internet. Nun soll das auch endlich offiziell gemessen werden. Nicht nur die "heute-show" wird sich freuen.

Guckst du noch im Fernsehen oder schon Videostreams via Internet? Es ist ja überfällig, dass sich auch die Quotenforscher dieser Frage annehmen. Fernsehgucken wird gemessen, Videostreams in Mediatheken nicht. Erste Daten der neuen Videostreaming-Messung durch die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) sollten ursprünglich im Jahr 2013 veröffentlicht werden. Bei der technischen Implementierung gab es aber Verzögerungen. Noch im Januar soll es nun so weit sein, sagt Karin Hollerbach-Zenz, Vorstandsvorsitzende der AGF: „Wir werden bis zum Ende des Monats Daten für mehrere Angebote erfasst haben und diese dann unmittelbar nach Vorliegen in die Veröffentlichung geben.“

Anfang Oktober stellte die AGF, der Zusammenschluss der Sender ARD, Pro Sieben Sat 1 Media AG, Mediengruppe RTL Deutschland und ZDF, ihre neue Videostreaming-Messung vor, durch die es erstmals auch für Mediatheken mit der normalen Fernsehquote vergleichbare Daten geben soll, also sekundengenau und auch mit Details, was Alter, Bildungsgrad etc. des Publikum angeht. Immer mehr gerade jüngere Zuschauer richten sich nicht mehr nach dem laufenden Fernsehprogramm. Sie wollen ihre Sendung dann sehen, wann es zeitlich am besten passt. Beliebte Formate wie der „Tatort“ sind nach Ausstrahlung in der Regel sieben Tage lang in den Mediatheken der Fernsehsender abrufbar.

Um all diese verspäteten Abrufe zu erfassen, musste für die Mediatheken die Player-Software angepasst werden, jedes Video mit Tags versehen werden. Erfasst werden sollen nicht nur die zeitverzögerten Angebote der klassischen Mediatheken. Die „Internetquote“ soll auch die Angebote eines Web-TV-Senders oder eines Bewegtbildangebots auf einer klassischen Internetseite einbinden, also Live-Streams. Diese Nutzungsmessung sei „noch nicht inkludiert, soll aber so rasch wie möglich folgen“, so Hollerbach-Zenz.

Bezahlen in jedem Fall

Dann können auf eine Neun-Millionen-Quote für einen „Tatort“ oder „Polizeiruf“ noch mal ein bis zwei Millionen Zuschauer drauf kommen, die sich das Ganze zeitversetzt im Netz anschauen. Jüngere Formate à la „heute-show“ dürften ihre Quote durch diese Messtechniken beträchtlich erhöhen. Die meisten Fans der „heute-show“, so hört man öfters, besitzen kein Fernsehgerät mehr. Der Messwert wird diesen Sehgewohnheiten besser entsprechen sowie der Logik der umstrittenen öffentlich-rechtlichen Haushaltsabgabe. Schließlich müssen diese Abgabe, im Unterschied zu früher, auch Haushalte bezahlen, die gar keinen Fernseher haben, sondern einen PC mit Internetanschluss oder „nur“ Smartphones.

Markus Ehrenberg

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