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Der Notarzt Patrick Pelloux, der für "Charlie Hebdo" bisher eine kolumne geschrieben hat, will nicht mehr für die Satire-Zeitung arbeiten.
© AFP

Satire-Zeitung in der Kritik: Weiterer Mitarbeiter verlässt "Charlie Hebdo"

Kurz nach dem Abschied von Zeichner Luz will nun auch Kolumnist Patrick Pelloux nicht mehr für "Charlie Hebdo" arbeiten. Offenbar gibt es Unstimmigkeiten in der Redaktion.

Ein weiterer Mitarbeiter der französischen Satire-Zeitung "Charlie Hebdo", die mehrere ihrer besten Zeichner Anfang des Jahres bei einem islamistischen Attentat verlor, wird die Redaktion verlassen. Der Notarzt Patrick Pelloux, der seit zwölf Jahren eine Kolumne bei "Charlie Hebdo" hatte, kündigte am Samstag an, sich Anfang des Jahres zurückzuziehen.

"Nicht länger den Mut, jede Woche weiterzumachen"

"Wenn ich beschlossen habe, nicht länger für 'Charlie Hebdo' zu schreiben, dann weil etwas vorbei ist", sagte Pelloux dem Studentensender Web7Radio. Er habe "nicht länger den Mut, jede Woche weiterzumachen".

Erst am Mittwoch hatte der Zeichner Luz angekündigt, die Redaktion zu verlassen. Der 43-Jährige hatte das Titelblatt der ersten Ausgabe nach dem Anschlag gezeichnet. Die Mitarbeiterin Zineb El Rhazoui verwies am Samstag auf Spannungen innerhalb der Redaktion wegen finanzieller und redaktioneller Fragen, aber auch der Frage, wer die Entscheidungen trifft. "Es ist klar, dass die Dinge nicht gut laufen mit der Leitung", sagte El Rhazoui der Nachrichtenagentur AFP. "Patrick gehört zu den Leuten, die sie schon seit Monaten auf dem Kieker hatte."

"Ich denke, ich gebe dieser Zeitung nichts mehr"

Bei dem Angriff zweier Islamisten auf die Redaktion in der Pariser Innenstadt waren am 7. Januar zwölf Menschen getötet worden, unter ihnen mehrere bekannte Karikaturisten. Pelloux war einer der Ersten, der am Tatort eintraf. Das Attentat zog eine Reihe von Änderungen nach sich: Neue Zeichner wurden eingestellt, während mehrere altgediente Mitarbeiter die Zeitung verließen. "Ich denke, ich gebe dieser Zeitung nichts mehr. Ich werde sie ohne Pauken und Trompeten verlassen", sagte Pelloux Web7Radio.

"Eine gute Karikatur ist ein Aufschrei"

Doch nicht nur intern steht die Zeitung in der Kritik. Erst kürzlich löste sie Diskussionen aus, weil sie die Bilder des toten dreijährigen Aylan Kurdi am Strand in Bodrum als Vorlage für zwei Karikaturen genutzt hatte. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel verteidigte Chefredakteur Gérard Biard die Zeichnungen. "Eine gute Karikatur ist ein Aufschrei", sagte er. Biard war in Berlin, um im Rahmen der Potsdamer Medienkonferenz Sanssouci Colloqium den M100 Media Award für die Verdienste von „Charlie Hebdo“ um die Meinungsfreiheit entgegen zu nehmen. AFP/sal

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