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Politisches Gewicht: Weight Watchers wirbt mit CDU-Vizechefin Julia Klöckner - die ist darüber "stinksauer".
© dpa

Schleichwerbeverdacht in der "Bunten": Weight Watchers wirbt mit CDU-Vizechefin Julia Klöckner

Weight Watchers wirbt in der "Bunten" mit CDU-Vizechefin Julia Klöckner - das findet die Politikerin gar nicht lustig. Doch das Abspeckunternehmen gibt sich unschuldig.

Die „Bunte“ jubelt: „17 Kilo schöner in sechs Monaten – wie hat sie das geschafft?“. Sie, das ist Julia Klöckner, 41, CDU-Vizechefin und Oppositionsführerin in Rheinland-Pfalz. Sie hat abgenommen. „Mit ein bisschen weniger essen und ein bisschen mehr Sport allein wäre das nicht zu schaffen gewesen“, weiß das People-Magazin und hat sich informiert. Das Abspeckprogramm Weight Watchers soll der Politikerin geholfen haben.

Klöckner ist "stinksauer"

„Julia Klöckner hat sich wie 900 000 andere auch für 16,95 Euro unsere Online-App runtergeladen und Punkte gezählt“, wird Weight-Watchers-Sprecher Karsten Biermann zitiert und darf noch weiter ausführen, wie leicht Abnehmen für „Powerfrauen“ wie Klöckner mit dem Unternehmen ist.Ein ähnlicher Text ist auch online erschienen.

War früher Weinkönigin: Die CDU-Vizechefin Julia Klöckner, hier beim Landesparteitag 2011.
War früher Weinkönigin: Die CDU-Vizechefin Julia Klöckner, hier beim Landesparteitag 2011.
© dpa

Weight Watchers nutzt hier offensichtlich Klöckners Namen für eigene Werbezwecke – und darüber ist die Politikerin „stinksauer“, wie sie dem Tagesspiegel am Dienstag sagte: „Selbstverständlich habe ich Weight Watchers keine Erlaubnis dafür erteilt, mit meinem Namen zu werben. Wie ich abgenommen habe, ist Privatsache.“

Weight Watchers schiebt die Schuld auf die "Bunte"

Eine Weight-Watchers-Sprecherin versicherte dagegen: „Wir werben nicht mit Personen, die nicht ihr Einverständnis dafür erteilt haben.“ Sie schiebt die Schuld auf die „Bunte“, die ihre „journalistische Sorgfaltspflicht“ verletzt habe, da der Artikel mit Weight Watchers „weder abgestimmt noch autorisiert“ worden sei.

Ein „Bunte“-Sprecher widerspricht und betont, dass das Magazin seinen journalistischen Pflichten nachgekommen sei. „Bunte“ habe mehrere Quellen dafür, dass „Frau Klöckner mit Weight Watchers abgenommen hat“. Auch mit Weight-Watchers-Sprecher Karsten Biermann sei darüber gesprochen worden.

Zuvor hatte Klöckner zwar der „Gala“ ein Interview über ihren Gewichtsverlust gegeben – allerdings ohne zu erwähnen, ob ihr dies mithilfe eines besonderen Diät-Anbieters gelungen ist. Ein Gespräch mit „Bunte“ lehnte sie zu diesem Thema ab. Das Magazin berichtete trotzdem – was legitim ist. Warum aber wurde Weight Watchers so viel Platz eingeräumt, um das Abnehmprogramm darzustellen? Noch dazu im schönsten Werbesprech?

Besteht eine Kooperation zwischen "Bunte" und Weight Watchers?

„Hätte Frau Klöckner mit Gemüsesuppe abgenommen, hätten wir auch das geschrieben – und sogar das ganze Rezept abgedruckt“, teilt „Bunte“-Chefredakteurin Patricia Riekel mit, die offensichtlich nicht zwischen Suppen und werbenden Unternehmen unterscheiden will. Gibt es womöglich eine Kooperation zwischen Magazin und Weight Watchers? „Nein“, versichert der „Bunte“-Sprecher. Auch die Weight-Watchers-Sprecherin betont: „Die Zusammenarbeit ist lediglich redaktioneller Natur.“

Presserat äußert Bedenken

Der Presserat äußert Bedenken. „Wenn eine Politikerin erkennbar abnimmt und sich dahingehend öffentlich äußert, kann sicherlich zunächst einmal darüber berichtet werden“, sagte Pressesprecherin Edda Kremer. „Aber die werbliche Sprache und die Hinweise auf Preis und Vorzüge des Abnehmprogramms sind sicherlich sehr diskussionswürdig mit Blick darauf, dass werbliche und redaktionelle Inhalte voneinander getrennt werden müssen.“

Es wäre nicht das erste Mal, dass Berichte über Weight Watchers negativ auffielen. Sowohl einer Boulevardzeitung als auch einem Frauenmagazin sprach der Presserat bereits eine Missbilligung wegen Schleichwerbung aus. 2007 trennten sich ZDF und MDR von Moderatorin Andrea Kiewel, die Schleichwerbung für das Unternehmen machte. Inzwischen ist Kiewel wieder auf Sendung.

Klöckner erwägt nun juristische Schritte: „Sollte Weight Watchers noch einmal meinen Namen nutzen, werde ich rechtlich gegen das Unternehmen vorgehen.“ Sonja Álvarez

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