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TV-Doku: Wege nach Arabien

Aufklärung mithilfe der Geschichte: Carola Wedel entdeckt die „Schätze des Islam“ auf der Berliner Museumsinsel.

Geplant war es nicht, doch ein Treffer ist der Film allemal. Seit zehn Jahren verfolgt die ZDF-Journalistin Carola Wedel mit ihrem Kamerateam die Veränderungen auf der Berliner Museumsinsel. Für 2011 hatte sie sich das Museum für Islamische Kunst vorgenommen – nicht ahnend, dass es das Jahr der Arabischen Revolution werden würde, in dem sie Direktor Stefan Weber begleiten wollte. So wurde aus einer ansonsten womöglich beschaulichen Reise in die Vergangenheit und den gemächlichen Versuchen, deren Zeugnisse für die Gegenwart attraktiv zu machen, ein aufregender Trip.

Berlins Museum für Islamische Kunst, das sich im Pergamonmuseum befindet und jährlich über eine halbe Million Besucher hat, also keineswegs schlummert, wurde trotzdem in den Strudel der Ereignisse gerissen. Seit der Arabellion soll es mehr denn je zwischen Orient und Okzident vermitteln, die vielfältigen Kulturen des Nahen Ostens nahebringen, die bisweilen turbulenten Dynamiken auch rückwirkend verständlich machen. Ein weiterer Punkt, nicht erst seit diesem Jahr: Die anhaltenden Debatten um den Islamismus fordern zur Aufklärung heraus – gerade mithilfe der Historie.

Das Berliner Museum für Islamische Kunst, übrigens das einzige deutschlandweit, scheint in diesem Moment einen ausgesprochen glücklichen Griff getan zu haben mit seinem neuen Direktor Stefan Weber, der sich weltgewandt zwischen den verschiedenen Kulturen bewegt und sein Haus einem breiteren Publikum öffnen möchte. So ist die nüchterne Dokumentation über ein Museum zu einem lebensprallen Porträt geworden. Carola Wedel begleitet den smarten Museumsmann auf Reisen nach Saudi-Arabien, Jordanien und Ägypten, wo er etwa auf dem Tahrir-Platz in Kairo eine Aktivistin trifft und sich vorahnend schon skeptisch über die Errungenschaften der Revolution äußert.

Vor allem aber ist Weber ein Mann der kostbaren Objekte, der Artefakte. Die Dokumentation nimmt ihren Ausgang mit einer über tausend Jahre alten, kostbar geschliffenen gläsernen Karaffe, die er für sein Haus gewinnen konnte, nachdem sie irrtümlich als französischer Weinkrug in einer Provinzauktion in England auf den Markt gekommen war. Mit glänzenden Augen nimmt der Schätzehüter die Dauerleihgabe aus den Händen des Sammlers Richard de Unger in Empfang, dem das Museum bereits zahlreiche Ausstellungsstücke verdankt.

Museumsarbeit aber findet im Kleinen wie Großen statt: 2019 soll die Kollektion innerhalb des Pergamonmuseums vom Süd- in den Nordflügel wechseln und damit ihre Ausstellungsfläche verdreifachen. Auf dem Bildschirm im Büro von Stefan Weber stehen bereits die Objekte an Ort und Stelle – wäre da nur nicht die Denkmalpflege, die den Stadtbahnsaal retten möchte und dessen Fensterfront nicht durch die weltberühmte Mschatta-Fassade verstellen lassen will. Carola Wedel macht keinen Hehl daraus, dass sie zu ihrem Direktor hält, der darin eine Berliner Petitesse sieht angesichts der kolossalen Umbauten, denen sich andere große islamische Sammlungen wie etwa im Louvre in Paris oder im Metropolitan Museum in New York in den letzten Jahren stellten. Noch befindet sich das Berliner Museum auf dem Weg. „Roads to Arabia“ heißt nicht ganz zufällig auch die nächste große Ausstellung im Januar.

„Schätze des Islam. Jahrhundertprojekt Museumsinsel“, 3sat, 20 Uhr 15; ZDF, 4.12., 0 Uhr 30, ZDFinfo, 5.12., 19 Uhr 30

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