Glossar: Was ist personalisierte Medizin?
Besonders die Krebsforschung hofft, mithilfe von DNA-Analysen Therapien individueller gestalten zu können. In das Forschungsfeld der "personalisierten Medizin" werden große Hoffnungen gesetzt.
Bei keiner anderen Krankheit ist es so offensichtlich wie bei Krebs: Jeder Tumor ist einzigartig und eine Medizin, die Krebsarten in allzu große Gruppen unterteilt, hilft nur einer Minderheit der Patienten. Noch immer bekommen etwa 75 Prozent von ihnen eine teure Chemotherapie, von der sie lediglich die Nebenwirkungen spüren. Längst schauen sich Forscher daher die Molekularbiologie der Tumore an, analysieren zum Beispiel das Erbgut und die Signalwege der Krebszellen. Denn nur wer die Schwachstellen des jeweiligen Tumors kennt, kann ihn besser behandeln. Seit etwa zehn Jahren sind die ersten Krebsmedikamente auf dem Markt, die dieses Prinzip nutzen. Sie haben das Leben vieler Patienten verändert.
Aus ersten Erfolgen in der Krebstherapie wurde eine Verheißung für alle. „Personalisierte Medizin“ heißt der Prunkwagen, auf den nun alle aufspringen wollen. Forscher wollen besser verstehen, warum wir krank werden und wie der Körper dabei reagiert. Die Pharmafirmen hoffen, dass mit einer gezielten Auswahl von Patienten weniger Medikamente noch kurz vor der Zulassung scheitern. Auch Wirkstoffe, die es in der Vergangenheit nicht geschafft haben – „gefallene Engel“ –, könnten möglicherweise kleinen, genau definierten Gruppen von Patienten helfen. Roche zum Beispiel baut gezielt seine Diagnostiksparte aus und investiert Milliarden, um auf Erbgutsequenzierung spezialisierte Firmen aufzukaufen. Etliche Firmen arbeiten außerdem an Lösungen, die die Datenflut der Molekularbiologie nutzbar machen sollen. Sollte die „maßgeschneiderte Therapie“ kein vollmundiges Versprechen bleiben, sondern zum Alltag in den Kliniken werden, wäre der Markt riesig. Viele Ärzte kritisieren, dass Wörter wie „maßgeschneidert“ zu hohe Erwartungen bei den Kranken wecken. Ihnen geht es um kleinere Schritte: präzisere Diagnosen und damit etwas bessere Chancen auf Heilung – nicht nur in der Krebsmedizin. jas
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