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Günther Jauch kehrte wegen der Anschläge in Frankreich vorzeitig aus der Weihnachtspause zurück.
© dpa

TV-Talk von Günther Jauch: Was folgt aus dem Terror von Paris?

Haben die Sicherheitsbehörden versagt? Und wie reagieren wir auf den Terror in Frankreich? Darüber ließ Günther Jauch seine Runde diskutieren. Eine nachdenkliche Debatte - der jedoch die nötige Expertise fehlte.

Einmal, da fuhr Thomas de Maizière, doch aus der Haut. Als Ulrich Wickert, der langjährige ARD-Korrespondent in Paris, vom „Versagen der Sicherheitsbehörden“ in Frankreich sprach. Die hätten die drei späteren Attentäter zwar im Vorfeld beobachtet, was aber folgte daraus? „Absurd“, nannte der Bundesinnenminister derartige Vorwürfe und kommentierte Wickerts Einlassungen mit Blick auf die beeindruckende Demonstration in Paris mit einiger Empörung: „Das gibt es nur in Deutschland.“

Na ja, auch und gerade in Frankreich wird in den kommenden Tagen und Wochen über die Wirkungen und Nebenwirkungen des mörderischen Anschlags und der nachfolgenden blutigen Geiselnahmen diskutiert werden. Genau das muss ja passieren, auch in Deutschland. Deshalb war es nur richtig und notwendig, dass Günther Jauch mit seiner Talkshow früher als geplant aus der  Weihnachtspause zurückgekehrt ist. „Der Terror-Schock – wie reagieren wir auf die neuen Anschläge?“ war das Thema und die Runde in ihrer Zusammensetzung ein nur um den Innenminister erweiterter „Presseclub“.

Bei Günther Jauch fehlten diesmal die Bescheidwisser

Souad Mekhennet, eine Investigativreporterin und Dschihad-Expertin, Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner, Wickert, schließlich Jauch – eine Journalistendichte wie nur selten in der ARD-Talkshow. Und damit eine Gefahr für die Debatte vor 4,23 Millionen Zuschauern: Dass die Diskussion über „Charlie Hebdo“ und die Folgen zur Frage fokussiert wird, wie Medien und Journalisten künftig mit Religionskarikaturen umgehen werden. Döpfner war sehr strikt, er warnte vor „vorauseilendem Gehorsam“ und „falscher Vorsicht“. Soud Mekhennet machte da, mehr unbemerkt und mehr ungeschickt formuliert, eine interessante Anmerkung: Ihre Recherchen hätten ergeben, dass nicht wenige Muslime und nicht nur radikale Muslime der Meinung seien, es gebe gar keine Meinungsfreiheit. Die Berichterstattung über den Islam münde stets in den Islamismus-Vorwurf. Wie gesagt, eine interessante Beobachtung, die eine tiefergehende Betrachtung wert gewesen wäre, doch die Runde ging darüber hinweg.

Überhaupt: Es fehlte in diesem Talk nicht an Meinung und nicht an Mutmaßung und schon gar nicht an Nachdenklichkeit, was jedoch ganz sicher fehlte: Expertise. Nicht zur Frage, wie Publizistik und Journalismus reagieren sollen, sondern über das Woher des Islamismus und die entsprechenden, viel weitergehenden Reaktionen. De Maizière skizzierte, was die deutschen Sicherheitsbehörden tun und  nicht tun können, um Anschläge wie in Paris zu verhindern. Ist das falsch, zu lasch, ist das richtig, also genug?

Da fehlten die Bescheidwisser; ebenso fehlten Gäste für das eminent wichtige Thema, was die Attentate für das Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen in Deutschland bedeuten werden. Die Runde war zu wenig politisch aufgeladen und besetzt. Selbst an einem Tag, an dem in Frankreich und in vielen anderen Ländern Millionen Menschen machtvoll dafür demonstriert haben, dass republikanische Werte das Zusammenleben bestimmen sollen. So und positiv gesehen, war „Günther Jauch“ auch eine Demonstration für die Demonstration. So und negativ gesehen, war die Talkshow eine Fußnote zu jenem 11. Januar 2015. Selbst wenn ganz am Ende noch das Stichwort „Pegida“ fiel.

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