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"Kinderlos – warum die Deutschen keine Kinder mehr bekommen" - das war das Thema der Talksendung von Reinhold Beckmann am Donnerstagabend.
© dpa

Reinhold Beckmann: Warum die Deutschen keine Kinder bekommen

200 Milliarden Euro lässt die Bundesrepublik pro Jahr auf die Familien niedergehen. Dennoch ist die Zahl der Geburten weiterhin niedrig, viele Paare entscheiden sich gegen Kinder. Woran das liegt, darüber diskutierte die Runde von Reinhold Beckmann.

Es wird wohl immer ein Geheimnis bleiben, wie das so läuft mit den Kinderwünschen und ihrer Erfüllung. Die Bundesrepublik lässt einen Geldsegen von 200 Milliarden Euro jährlich auf die Familien niedergehen, erntet dafür aber keinen Kindersegen: Es gibt immer weniger Geburten. Ist der Zusammenhang zwischen Kids und Kohle womöglich ziemlich locker? Liegt es eher am gesellschaftlichen Klima, das in Deutschland nach wie vor kühl ist, was die Akzeptanz tobender Kids im öffentlichen Raum betrifft? Oder an den Unternehmen, die es nicht fertig kriegen, flexible Arbeitszeiten einzurichten? An der Überforderung potenzieller Eltern, die alles perfekt stemmen wollen, Nachkommen und Fortkommen, und so in eine "Erwartungsfalle" geraten? Am Niedergang der Versorgungsehe? An der Eurokrise? An der falschen Denke?

Schon die Vielzahl der Aspekte, die Moderator Reinhold Beckmann mit seinen Gästen geduldig durchdeklinierte, zeigte, dass die Kinderfrage sich dem analytischen Zugriff gern entzieht. In der Mitte der Show fiel ein wichtiges Stichwort: Die Entscheidung für ein Kind sei Herzenssache, was bedeute da schon das Geld. Aber Soziologin Michela Kreyenfeld wusste, dass die ökonomische Krise der vergangenen Jahre in manchen Ländern tatsächlich auf die Geburtenrate gedrückt habe.

"Kinder sind ja doch ein Riesenglück!"

Aha. Geld spielt also doch mit. Allerdings ginge es bei uns Mittelschichtlern, fand "Zeit"-Büro-Chef Marc Brost, Vater eines Sohnes, nur um Lebenssorgen, nicht um Überlebenssorgen. Und doch sei sie, sagte die Hebamme und zweifache Mutter Livia Görner, froh über das Elterngeld. Es verschaffe jungen Familien mehr Sicherheit. Warum aber dann nicht der Gesellschaft mehr Nachwuchs?

Die meisten Gedanken zum Thema waren Recyclingprodukte, das ist alles schon so oft durch die Diskursmühle genudelt worden, und es entstehen weder neue Einsichten noch mehr Kinder. Oder? Ganz zart zeichnete sich in Umrissen die entlastende Vorstellung ab, dass es vielleicht gar nicht darum geht, immer mehr kleine Menschen auf diese Welt zu schicken, sondern denen, die schon in ihr rumlaufen, ein besseres Leben zu ermöglichen.

Autorin Nicole Huber hat mit erwünschter Kinderlosigkeit schon eine Konsequenz gezogen: Sie tue, sagte sie, etwas für die Ressourcenschonung auf diesem Planeten. Denn die drohende Übervölkerung... Schauspielerin Jasmin Tabatabai, dreifache Mutter, durchbrach die sich anbahnende Globalisierung des Problems mit dem Ausruf: "Kinder sind ja doch ein Riesenglück!" Dieses Bekenntnis führte zum "Herzenssache"-Stichwort zurück und zu der Erkenntnis, dass der subjektive Faktor beim Thema Kinder einfach zu mächtig ist und dass man den eben nicht ohne Rest unters Mikroskop der Analyse oder unters Raster der Statistik oder gar in die Programmatik der Familienpolitik zwingen kann. 

Die Vereinbarkeitslüge

Marc Brost war eingeladen worden, weil er eine neue Lüge erfunden hat: die Vereinbarkeitslüge. Kind und Karriere, das ginge eben doch nicht zusammen. Um ihn zu widerlegen kam die Runde, mit Brost, auf ein paar gute Ideen. Die sind alle nicht neu, aber wert, auf ihre Umsetzbarkeit hin immer wieder geprüft zu werden. Unternehmen müssen sich bewegen und Karrierehengste eher nicht einstellen. Die Gesellschaft müsse zum Konsens finden, dass Eltern Unterstützung brauchen – auf alle erdenkliche Weise, auch mit Geld. Und mit einer neuen Zeitpolitik.

Schön wäre, da war sich die von Beckmann sicher geleitete Runde einig, wenn Kinderhaben die Selbstverständlichkeit zurückgewönne, die es in alten Zeiten besaß. Ob das geht? Heute, wo "Helikoptereltern" ihr (meist einziges) Kind als "Projekt" ansehen und sich, wie Görner kopfschüttelnd berichtete, gar einer "pränatalen Bindungsanalyse" unterziehen? Um dann den armen Wurm von einem frühkindlichen Optimierungskurs zum nächsten zu chauffieren? Tabatabai dazu: "Kinder sollen spielen und gut is." Klingt einfach. Ist machbar. Kostet nichts. Aber solange die Selbstverständlichkeit fehlt, wird so mancher Kinderwunsch gar nicht erst aufpoppen.

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