Zeitschrift von Barbara Schöneberger: Voll normaaal
„Barbara“ will anders sein als alle Frauenmagazine – ohne Klischees geht es aber auch in der Zeitschrift von Barbara Schöneberger nicht.
Als sich Jürgen Klopp vergangene Woche als neuer Trainer des FC Liverpool vorstellte, beschrieb er sich mit dem hübschen Satz „I am the normal one.“ Das war einerseits als Seitenhieb zu verstehen auf den früheren FC-Chelsea-Trainer José Mourinho („I’m a special one“). Andererseits dürfte Klopp den Satz ganz genau so meinen: er will der Normalo sein – eine Eigenschaft, die in der Welt der Frauenzeitschriften nicht gerade als erstrebenswert gilt: „Körper, Seele, Sex: So können sie ihr Leben in nur einer Stunde verändern“ („Cosmopolitan“), „Fitter + Schöner + Schlanker in 48 Stunden“ („Jolie“) und bei der „Glamour“ sagt ja schon der Name, dass „normal“ nicht sexy sein kann.
Doch nun kommt am Donnerstag mit „Barbara“ eine Zeitschrift an den Kiosk, die genau wie Klopp für sich in Anspruch nimmt, normal zu sein – und gerade deshalb „kein normales Frauenmagazin“: „Barbara“ heißt sie, Namensgeberin ist Moderatorin Barbara Schöneberger, die das monatlich erscheinende Heft zum Preis von 3,80 Euro zusammen mit dem Verlag Gruner + Jahr entwickelt hat.
„Wir kämpfen alle mit den gleichen Herausforderungen“, schreibt Schöneberger, 41, im Editorial und versichert den Leserinnen „Ich bin eine von Euch“, auch wenn sie einen Maskenbildner an der Seite habe, der als Berufsbild angeben könne, „tätig im Fassadenbau“ zu sein.
Es sind genau solche Sprüche, mit denen Schöneberger eine der bekanntesten Marken in Deutschland und damit eines der gefragtesten Testimonials geworden ist. Sie wirbt für Fertigsalate, Zahnpflegeprodukte und Autos – doch bei „Barbara“ will sie nun mehr geben als ihren prominenten Namen. Wo „Barbara“ drauf- steht, soll auch Barbara drinstecken.
Barbara Schöneberger wird auf jedem Cover zu sehen sein
Es gebe „kein Thema im Heft, das sie nicht gut findet, das sie nicht mit ausgewählt hat und das sie nicht bis zur letzten Zeile gelesen hat“, erklärte Chefredakteurin Brigitte Huber vorab. Allerdings soll das Heft kein Schöneberger-Fanzine sein. „Wir greifen jedes Thema auf, das Frauen interessiert, aber eben aus einem frechen und humorvollen Blickwinkel“, sagte Huber. Schöneberger werde als roter Faden durch das Heft führen, auf jedem Cover zu sehen sein, das Editorial sowie andere Rubriken schreiben und ein großes Promi-Interview führen. Dazu trifft sich die Moderatorin einmal pro Woche mit der etwa zehnköpfigen Redaktion und bringt ihre Ideen mit.
Entstanden ist die Idee vor etwa zwei Jahren. Damals schaute sich G+J-Produktchef Stephan Schäfer nach einer geeigneten Namensgeberin für ein Magazin nach dem Vorbild der erfolgreichen „Linda“ (mit Linda de Mol) in den Niederlanden und „O“ (mit Oprah Winfrey) in den USA um. „Wir haben nach einer Person gesucht, die bekannt und authentisch genug ist, um so ein Konzept zu stemmen“, sagte Huber. „Da kamen wir schnell darauf, dass das eigentlich nur eine sein könnte, und das ist unsere Barbara.“
Passend zum Start ist das Motto im ersten Heft „Das Erste Mal“ – und dabei geht es nicht immer in Schönebergers typischem Li-La-Laune-Ton zu: Eine Singlefrau macht ein „Praktikum“ als Vierfach-Mama für einen Tag, Menschen erzählen, wie es ist, einen nahestehenden Menschen zu verlieren, eine Frau erzählt vom Doppelleben ihres Mannes. Doch ganz ohne Klischees kommt auch „Barbara“ nicht aus. Unter den deftigen Kochrezepten (Schweinebraten, Rinderrouladen, Sahne-Biskuitrolle) fehlen zwar die Kalorienangaben, doch nur eine Seite später wird im „Snackcheck“ vorgerechnet, wie viel „Hüftgold“ in Chips und Nüssen steckt. Auch wirkt das Stück über den Versuch, ohne Make-up auf die Straße zu gehen, wenig glaubwürdig, wenn beide Models Naturschönheiten ohne Pickel und Falten sind. Schöneberger selbst taucht im Heft immer wieder auf, berichtete beispielsweise, wie sie im Krankenschwestern-Outfit einst ihr Sexleben aufzupolieren versuchte, ihr Stylist plaudert eine Bräunungspanne aus und mit Sängerin Sarah Connor spricht sie über den ersten Vollrausch.
Am Ende des Hefts fühlt man sich so wie oft nach Schöneberger-Interviews: Es wurde viel gequatscht, aber wenig gesagt.
Die Entertainerin muss nun mit Gruner + Jahr beweisen, dass sie das Magazin über mehr als einige Ausgaben tragen kann. Dafür wird es mehr brauchen als einige markige Sprüche und eine Portion Selbstironie. Die Leserinnen müssen das Gefühl haben, für sich tatsächlich etwas mitzunehmen, das andere Frauenmagazine eben nicht bieten – und das sollte mehr sein als das Gefühl, völlig normal zu sein.
Sonja Álvarez
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