„Mein Mann, ein Mörder“: Veronica Ferres rettet mal nicht die Welt – sondern einen Film
In dem Beziehungsdrama "Mein Mann, ein Mörder" spielt Veronica Ferres eine betrogene Ehefrau.
Ein B-Movie. Betrügen, Belauern, Bedrohen – mit diesem Kanon läuft „Mein Mann, ein Mörder“ auf den Zuschauer zu. Paul Frey (Ulrich Noethen) betrügt seine Frau Minette (Veronica Ferres) mit der jungen Nora (Esther Zimmering). Sexy Nora will mehr, sie will Paul, zur Klärung aller Verhältnisse fahren sie für ein Wochenende nach Prag, Paul kommt alleine zurück. Ein Genresujet, dadurch akzentuiert und aufgeladen, dass Minette die beiden beim Sex im Hotel beobachtet und bei der Zugfahrt von München in die tschechische Hauptstadt. Sie lässt es geschehen, sie will den bereits früher untreu gewesenen Mann nicht verlieren – und was sie auf keinen Fall verlieren will, das ist ihren Lebenssinn, die Familie, die Tochter, den Sohn. Weit geht ihr Weg, denn sie lässt sich erpressen von Noras angeblichem Ex-Freund (Mehdi Nehbou), der sie mit dem Foto eines Leichenfundes in der Moldau konfrontiert. Ihr Mann, ein Mörder?
Der subjektive Verdacht ist das eine Bedrohungsmoment, das andere ist die objektive Bedrohung von außen. Sex mit dem Erpresser macht die Situation nicht weniger prekär, aber vielleicht bringt Geld die gewollt heile Welt zurück?
Das Drehbuch von Kai-Uwe Hasenheit und Lancelot von Naso, der auch Regie führt, treibt die Handlung in manche Spannungsecke hinein, der Zuschauer wird mit Leerstellen geködert, die sich nur allmählich und schließlich final füllen. Mein Mann, mein Ehemann. Die Machtverhältnisse drehen sich um, statt Paul, der sonst das Feuer liebt, hat jetzt Minette die gefährliche Heldinnen-Rolle – weniger für sich als für die Liebsten. Die Produktion entwickelt in nicht wenigen Momenten einen merkwürdigen Jeanne-d’Arc-Drive.
Ulrich Noethen ist der Menschenbetrüger par excellence im deutschen Fiktions- Fernsehen. Paul, der Coach für Führungskräfte – Minette übersetzt italienische Romane –, setzt diesseits und jenseits des Familienszenarios seine Überzeugungsfähigkeit ein. Er kann lügen, die Wahrheit und Wirklichkeit biegen – doch mit der Nora-Nummer kommt er an sein Ende. Noethen suhlt sich nicht in der Figur, er lässt sie nicht über die Ränder treten, konzentriert gibt er dem nicht immer verstehbaren Paul seine Kontur. Dieses Prädikat „Nicht immer verstehbar“ gilt für den ganzen Film. Er hat seltsame Momente der Langsamkeit, der Ratlosigkeit statt der Rätselhaftigkeit, der Dehnung. Ein B-Movie der unfreiwilligen Art.
Lancelot von Naso schleift die 90 Minuten mit Schauplatz „gehobenes München“ in „Look & Feel“-Manier. Seine Inszenierung ist mehr elegant als effektiv, sie rundet gerne, wo Rauheit gefragt wäre. Böse gesagt: Seine Arbeit erinnert zuweilen an den „Alten“ in einer XXL-Version. Es fehlt die fiese Kraft des Thrillers, es funkelt nicht die Anziehungskraft eines verstörenden Ehe-und-Familien-Dramas.
Veronica Ferres wechselt mit ihrer Minette Frey von der duldsamen, aktiven Ehefrau-Detektivin in den Heldinnenpart hinein. Heldin ist ein vielleicht zu großes Wort für das Innenleben einer Fiktion, die zwischen Ehedrama und Thriller oszilliert. Die Figur bekommt, je mehr der Film über sie und durch sie hindurch seine Richtung, seine Aussage und die Spannung bekommt, den treibenden Part zugewiesen. Die Ferres überzeugt, wie so oft, wenn ihre Figuren nicht von gesellschaftlicher, weltanschaulicher bis hin zu globaler Mission getrieben sind. In diesen Produktionen wird sie zur Großraum-Spielerin, die riesige Sätze mit Verve, Basedow’schen Augen und angeschrillter Stimme ins Publikum schleudert. Hier, als Minette Frey, zeigt sie die Kraft und das Können, eine Rolle subjektiv wie dynamisch von innen nach außen zu entwickeln. Ferres ist die Stärke und die Stärkste in „Mein Mann, ein Mörder“. Sind Frauen die besseren Männer? Joachim Huber
„Mein Mann, ein Mörder“, Arte, Freitag, 20 Uhr 15
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