Neuer Tatort-Kommissar: Ulrich Tukur: "Ich möchte nicht abhängig werden"
Das Zwielichtige kann er am besten: Jetzt ermittelt Ulrich Tukur als "Tatort"-Kommissar in Frankfurt.
Dieser Schauspieler will sich einfach nicht festlegen. Ulrich Tukur entscheidet nach Rollenlage, welche Film-, welche Fernsehfigur er spielen will. Gerade war er im Kino als „John Rabe“ zu sehen, jener deutsche Geschäftsmann, der tausenden Chinesen während der japanischen Okkupation Anfang der 40er Jahre das Leben rettet. Dafür hat Tukur einen deutschen Filmpreis gewonnen. Einen deutschen Fernsehpreis bekam er 2004 für seine diabolische Darstellung eines Massenmörders in einem „Tatort“. Jetzt wird der 52-Jährige Kommissar in der ARD-Reihe. Tukur spielt für den Hessischen Rundfunk den LKA-Fahnder Felix Murot in Wiesbaden, einen Einzelgänger, der keine Freundin hat, der delikates Essen, exquisit geschnittene Anzüge und 20er-Jahre-Musik liebt. Rollen-Accessoires, die der gebürtige Hesse aus Viernheim, wenn auch nicht komplett, so doch stilsicher aus seinem Lebensmittelpunkt Venedig abzuleiten weiß. Mehr als ein Accessoire wird sein, dass Murot in seinem Kopf ein Geheimnis hütet – einen Tumor, den er „Lili“ nennt, mit dem er spricht.
Sender und Publikum dürfen sich glücklich schätzen, dass Ulrich Tukur Lust auf den „Tatort“ hat. Denn dieser Künstler ist quecksilbrig, ein Unsteter, der es ernst meint, wenn er sagt: „Ich möchte nicht abhängig werden.“ Sobald ihn das Kino nervt, arbeitet er für das Theater, nervt ihn das Theater, macht er Musik oder der Martin-Walser-Verehrer schreibt ein Buch. So enstand die Tanzkapelle „Ulrich Tukur und die Rhythmus- Boys“, der Erzählband „Die Seerose im Speisesaal. Venezianische Geschichten“, so übernahm er für einige Jahre die Leitung der Hamburger Kammerspiele. Nichts davon mal so eben, Tukur, der Venezianer mit dem deutschen Look, will es gut machen.
Ulrich Tukur hat im Hamburger Schauspielhaus, bei Peter Zadek, bei den Salzburger Festspielen als „Jedermann“ reüssiert. Ganz wenige Heldenrollen waren darunter. Tukur ist dann unverwechselbar präsent und virtuos, wenn er ins Zwielicht tritt. Nazi-Täter kann er bestens, auch Widerständler wie Dietrich Bonhoeffer oder aber John Rabe, einen, der mit den Nazis symphatisiert und dann, wie der ebenfalls von ihm dargestellte SS-Offizier Kurt Gerstein, das Übermenschliche in sich findet. Der „Tatort“-Kommissar Felix Murot des Ulrich Tukur wird vor solche Herausforderungen nicht gestellt werden. Und genau deswegen wird es besonders werden.