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Aufgebrachte Bürger wehren sich gegen die Vertreibung aus der Innenstadt.
© SWR/kurhaus produktion/Martin Ko

Die Spur des Geldes: TV-Doku fragt: Wem gehört Berlin?

Häuser kaufen in Berlin, das ist für Spekulanten derzeit ein lohnendes Geschäft: Eine ARD-Dokumentation hinterfragt, welche Folgen das für die Bevölkerung hat.

„Berlin ist billig, beinahe so billig wie Tirana“, sagt der norwegische Investor und lacht. 2000 Wohnungen besitzt er in der Stadt, es sollen mehr werden. Das Rezept scheint einfach: Man kauft unsanierte Miethäuser billig auf, vertreibt die Bewohner mit einer kräftigen Mieterhöhung wegen Modernisierung, setzt Hartnäckige unter Druck, bis sie ihre Sachen packen. Über Käufer braucht sich der Investor keine Sorgen zu machen. Auf eine Wohnung können 30 Bewerber oder mehr kommen. Man braucht nur zu sortieren und findet dann garantiert jemanden, der die Kaufsumme mit ein paar tausend Euro überbietet.

Kristian Kähler und Andreas Wilcke sind zu betroffenen Mietern gegangen und haben bei den erfolgreichsten Investoren über die Schulter gesehen. Sie waren Augenzeuge, als in Kreuzberg ein Räumungsbefehl durchgesetzt wurde und 850 Polizisten anrücken mussten, um die von der Initiative „Zwangsräumung verhindern“ organisierte Sitzblockade zu brechen. Resigniert legt der türkische Familienvater den Schlüssel in die Hand der Gerichtsvollzieherin. „Das war unser Leben“, sagt seine Frau.

Die Wohnungen sind großzügig geschnitten

Es sind großzügig geschnittene, bislang preiswerte Wohnungen nahe der Hasenheide, auf die der Investor sein Auge geworfen hat. Ob angekündigte Modernisierungen stattfinden oder vorgetäuscht werden, steht auf einem anderen Blatt. Bei den Kronprinzengärten nahe der Staatsoper spricht bei deren Präsentation Christa Prinzessin von Preußen ein Weihewort. Der Preis liegt bei 5000 Euro und aufwärts pro Quadratmeter. Im Stadtbezirk Friedrichshain hat ein anderer Investor eine von Fabriken geräumte Freifläche gefunden, auf der er 600 Eigentumswohnungen bauen will.

Wie wird das gehen mit den neuen zahlungskräftigen Leuten und den anderen Anwohnern, fragt eine Frau, die sich in die feine Anlage eingekauft hat, mit Blick in die Rigaer Straße. „Es gibt kein sicheres Zuhause mehr“, bringt eine von Räumung bedrohte Kreuzbergerin die Lage der „kleinen Leute“ auf den Punkt. Dagegen weiß auch der frühere Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz, keinen Rat. Dass auf die Weise der soziale Frieden gefährdet wird, daran lässt dieser Film keinen Zweifel.

„Wem gehört die Stadt? Wenn das Geld die Menschen verdrängt“, ARD, Dienstag 22 Uhr 45

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