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Da waren es nur noch elf: Ex-Minister Günther Krause (2.v.r.) verließ das Camp nach nur einem Tag aus gesundheitlichen Gründen.
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Start des RTL-Dschungelcamp: Top-Quote nach Kritik-Welle

Genug der Vorrede: RTL ruft zu Spenden für Australien auf, das Zuschauerinteresse nimmt wieder zu. Bloß Günther Krause reist nach nur einem Tag ab.

Mangelndes Zuschauerinteresse musste RTL zum Start der 14. Staffel von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" (Ibes) nicht befürchten. Nachdem das RTL-Dschungelcamp in den Vorjahren zum genauso selbstverständlichen wie inzwischen etwas abgenutzten Eintrag im Terminkalender geworden war, konnten sich Gegner und Verteidiger des TV-Formats nun wieder öffentlich mit Kritik oder Verständnis überbieten. Entsprechend hoch war das Interesse: 6,01 Millionen Zuschauer schalteten nach 21 Uhr 15 RTL im Durchschnitt ein. In der Spitze verfolgten sogar 7,31 Millionen den Einzug der Kandidaten ins Camp. Im Vorjahr war die Durchschnittsquote der Startfolge auf 5,95 Millionen gesunken.

Ist es moralisch vertretbar, wenn die Teilnehmer des Dschungelcamps in Insekten baden, wenn auf dem gleichen Kontinent Milliarden Tiere im Feuer qualvoll verenden? Diese Frage bewegt die Fernseh-Nation und macht das Dschungelcamp zu einem Top-Gesprächsthema.

Frage Nummer eins lautete entsprechend: Wie geht RTL damit um? Die Antwort: kurz und bündig. In Australien laufe derzeit ebenfalls eine einheimische Version des Dschungelcamps, wie Moderatorin Sonja Zietlow nüchtern feststellte. Dieser Hinweis hat nur einen Haken, er ist fehlerhaft: „I’m A Celebrity … Get Me Out Of Here!“, also das australische Ibes, wird nicht in Australien, sondern in Südafrika produziert.

Die australische Botschafterin in Berlin bemerkte indes: In Australien ist jede Hilfe zum Wiederaufbau willkommen. RTL, seit Jahren in Australien zu Gast, nennt die Spende von 100.000 Euro zum Start der Show entsprechend eine Hilfe aus Überzeugung und fordert die Zuschauer auf, ebenfalls mit Spenden zu helfen.

Stolz auf den Professor Doktor Günther Krause

In die Tom-Buhrow-WDR-Entschuldigungsfalle tappt hier also niemand, dafür gibt es genügend andere Fallen, wobei Ibes gleich bei Frage Nummer zwei ist: Wie führt sich Ex-Minister Günther Krause ins Camp ein? RTL ist extrem stolz darauf, erstmals einen Politiker in der Show zu haben, zudem noch einen Professor Doktor wie mehrfach betont wird.

Darum wird er statt im Hubschrauber mit Edelkarosse und Motorradstaffel ins Camp geleitet und muss zudem keine Dschungelprüfung absolvieren.

Das Konzept geht auf: Günther Krause bekommt Oberwasser. Seine ministeriellen Fehltritte erklärt er bereitwillig als Fake News und von den Medien inszenierte Fettnäpfchen, eine mediale Hetzjagd eben.

Seine Mission im Camp: Die Menschheit davon überzeugen, dass man die kosmische Strahlung für die Erzeugung von Energie nutzen kann. Der Günther macht den Horst, Sven Ottke zeigt Teamleader-Qualitäten, Sonja Kirchberger lässt sich nicht hetzen und Sternchen Anastasiya Avilova kommt zwischen dem Planeten Merkur und ihrem Ex-Lover, das Model Marcus Schenkenberg, durcheinander.

Noch in der Nacht wird allerdings bekannt, dass Krause aus gesundheitlichen Gründen das Camp nach der ersten Folge verlässt.

Großbrände im "Nachtjournal"

Dass sich in Australien die Situation der Brände wieder verschärft hat, weil zwei Feuer zu einem Großbrand verschmolzen sind und den Südosten des Kontinents bedrohen, wird erst nach der Sendung im "RTL-Nachtjournal" thematisiert. Im Camp gibt es kein Feuer, nirgends.

Wenn hier etwas nicht ganz durchsichtig ist, dann der Frühnebel, aber sicher kein Rauch. Das normale Leben muss hier draußen bleiben, das erfahren die Teilnehmer gleich zu Beginn auf die harte Tour.

Diese zwölf Kandidaten bevölkern die 14. Ausgabe des Dschungelcamps: Markus Reinecke, Elena Miras, Toni Trips, Daniela Büchner und Marco Cerullo  V.u.l.: Günther Krause, Sonja Kirchberger, Prince Damien, Raúl Richter, Anastasia Avilova und Sven Ottke. (von links oben nach rechts unten).  
Diese zwölf Kandidaten bevölkern die 14. Ausgabe des Dschungelcamps: Markus Reinecke, Elena Miras, Toni Trips, Daniela Büchner und Marco Cerullo  V.u.l.: Günther Krause, Sonja Kirchberger, Prince Damien, Raúl Richter, Anastasia Avilova und Sven Ottke. (von links oben nach rechts unten).  
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Auch vergeht den Zuschauern beim Fernsehbesuch des Dschungelcamps ganz offensichtlich nicht der Appetit. Der Lebensmittelfabrikant Gutfried bewirbt Fleischwurst und Salami in Scheiben, Hosta weckt Lust auf Schoko-Puffreis und Ovomaltine will Crunchy Cream ohne Palmöl an den Verbraucher bringen. Autohersteller Opel wirft im Intro zur Sendung den neuen Corsa-e im Dschungel ab. Wenn schon zurück zur Natur, dann bitte im Viertürer auf schwarzen Alufelgen und elektrisch angetrieben.

Das australische Blätterdach leuchtet auch im Jahr 2020 so grün wie eh und je. Es gibt Extrem-Prüfungen wie den Gang über eine wacklige Hängebrücke ohne Halteleinen und auf dem Speiseplan stehen weiterhin Tiervaginas und -hoden sowie Kakerlaken und Grillen.

Bis zu 100.000 Euro für Werbeeinspieler

Same procedure as every year, wie es beim RTL-Dinner for Twelve heißt. Und auch die Werbepreise bleiben hoch. Der klassische Einspieler mit 30 Sekunden kostet mindestens 47.250 Euro, die teuersten Platzierungen liegen sogar bei über 100.000 Euro, wie die Experten von „Horizont“ ermittelten. Eine besondere Sonderwerbeform von McDonald’s wird es erst später geben: Wer aus dem Camp rausgewählt wird, wird auf dem Weg ins Hotel mit einem Zwischenstopp beim Burgerbrater getröstet.

Den Buschbränden in Australien kann man sich medial freilich auch anders nähern. Der Sender Dmax hat mit „Outback Inferno“ die Arbeit der Feuerwehrleute in einer TV-Serie begleitet, sie wird nun anlässlich der neuen Notsituation von Dienstag an wiederholt. Immerhin in einem lässt sich RTL nicht lumpen. Ebenso wie bei Dmax gibt es die Spendenaufrufe.

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