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Fünf "Tatort"-Premieren in 14 Tagen - was für eine Übertreibung
© ARD

Fünf Premieren in 14 Tagen: „Tatorts“ Tod

Vordergründige Effekthudelei verbindet sich mit einem Überschuss an Sendeterminen: Joachim Huber ärgert sich über Sensation und Inflation des "Tatorts". Und fragt sich, wann zu viel zu viel ist.

Selbst die Fahnder klagen laut über die Schwemme der „Tatort“-Teams, mittlerweile sind es 21. Allgemein wird die Qualität der Drehbücher kritisiert. Jetzt darf sich auch mal der Zuschauer beschweren. Die ARD zeigt in 14 Tagen fünf „Tatort“-Premieren, was am 21. Dezember mit der Krimi-Stolperei aus Erfurt begann, endet am 4. Januar mit der Ösi-Variante. Zwar stimmt der Satz des großen Entertainers Liberace – „Zu viel vom Guten ist wundervoll“ – unverändert, doch taugt er nicht zum Siegel für den Lieblingskrimi des TV-Publikums.

Wie auch, zu viel vom Guten? Der „Tatort 2014“ schwankte zwischen dem Leichenrekord im Frankfurter Shakespeare-Format „Im Schmerz geboren“ und dem Lachkrimi „Mord ist die beste Medizin“ aus Münster. Überhaupt, der Tod: Nie waren es mehr Tote – und Scheintote. Der Münchner Kommissar Franz Leitmayr lag „Am Ende des Flurs“ in seinem Blut, um in der nächsten Folge wie Kai aus der Kiste zu springen. Und hat der Berliner Fahnder Felix Stark sein Finale doch überlebt? Die Macher in den neun ARD-Sendern haben sich viele Freiheiten genommen.

Die ARD gefährdet den Kultstatus der Krimireihe

Und sie spielen mit dem Kultstatus. Anders als die ZDF-Show „Wetten, dass..?“, die an sich selbst zugrunde gegangen ist, verkehrt sich das nunmehr einzige Lagerfeuer der TV-Nation in ein Feuerwerk der Leuchtraketen. Die zunehmende Absage an einen sorgfältig gebauten, kitzligen Spannungskrimi zugunsten vordergründiger Effekthudelei verbindet sich wie jetzt mit einem Überschuss an Sendeterminen. Eine Marke wird gefährdet.

Ein „Tatort“ ist und will ein besonderes Fernsehstück sein. Eines, für den sich zehn und mehr Millionen Zuschauer den Sonntagabend frei halten. Lineares Fernsehen, das sich gegen den Ansturm der Mediatheken und Streaming-Portale lässig behauptet. Nein, die wahre Gefahr für den „Tatort“ droht nicht von außen, sie kommt von innen. Ein Wert ist, dass der Krimi eine Reihe mit Variation ist. Variation muss aber nicht Sensation sein. Und Sensation muss sich nicht mit Inflation verbünden. Im besten Fall (!) bewegt sich der „Tatort“ souverän in seinen Traditionen. Davon kann es zu viel nicht geben.

P.S.: Schon am zweiten Weihnachtsfeiertag sprangen die Zuschauer ab: Der ARD-Krimi verlor nach Quoten den direkten Vergleich mit dem ZDF-Feiertagsklassiker „Das Traumschiff“.

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