Serie: "Tatort" gewinnt, "Homeland" verliert
Einen neuen Rekord hat der „Tatort“ aus Münster zwar nicht aufgestellt, aber immerhin belegt er Rang drei in der Bestenliste der ARD-Krimiserie. Der Thriller „Homeland“ floppt dagegen auf Sat1.
„Tatort“ aus Münster, mehr muss man nicht sagen. Eine Marke, die sich offenbar von alleine trägt. Nichts gegen Grimme-Preisträger Orkun Ertener („KDD“), dem Autor des neuesten Krimis aus Westfalen – aber man hat das Gefühl, Jan Josef Liefers und Axel Prahl könnten 90 Minuten lang Minigolf spielen, und Millionen würden zuschauen. Die Fernsehkonkurrenz am Sonntag jedenfalls hatte wiederum keine Chance. Eine Quote wie im Fußball-Endspiel: Im Schnitt 12,44 Millionen Zuschauer verfolgten den Münster-Krimi „Die chinesische Prinzessin“ in der ARD. Der Marktanteil betrug 33,5 Prozent. Jeder dritte Zuschauer entschied sich für den vom WDR produzierten TV-Fall – 26,1 Prozent der 14- bis 49-Jährigen waren dabei.
Und das, obwohl der Krimi in seiner Ernsthaftigkeit eher gegen den lustigen Strich gebürstet war, der den Münsteraner „Tatort“ sonst auszeichnet und wahrscheinlich auch so beliebt macht. Der slapstickhafte Humor, seine inkorrekte Art, das wurde diesmal auf ein Minimum zurückgefahren. Ein Krimi eher ohne sonderlich viel Esprit. Für die Quotenkrönung hat es trotzdem gereicht. Die bislang höchste Quote hatten Prahl und Liefers am 24. März mit damals gemessenen 12,81 Millionen Zuschauern beim Krimi „Summ, summ, summ“, Schlagerstar Roland Kaiser. Zwei Wochen zuvor sahen 12,57 Millionen Zuschauer Til Schweigers „Tatort“-Premiere. „Die chinesische Prinzessin“ belegt damit Rang drei in der „Tatort“-Bestenliste. 1983 hatte der Krimi „Peggy hat Angst“ mit Kommissarin Karin Anselm alias Hanne Wiegand mehr als 17 Millionen Zuschauer, das war aber vor Etablierung des Privatfernsehens.
Zweite Staffel "Homeland" tut sich schwer
Wenn das so weitergeht, werden Prahl und Liefers für den WDR, die ARD noch unbezahlbar. Der „Tatort“ aus Münster erreicht im Schnitt die höchsten Einschaltquoten aller aktuellen „Tatort“-Teams und damit auch die besten Quoten aller zeitgenössischen deutschen Fernsehserien. 2011 und 2012 sahen durchschnittlich 11,58 Millionen Zuschauer die Folgen mit Thiel und Boerne.
Von diesen Zahlen kann Sat 1 mit seiner immerhin preisgekrönten US-Serie „Homeland“ nur träumen. Die Geschichten um die CIA-Agentin Carrie Mathison und den in Terror-Gefangenenschaft „umgedrehten“ US-Soldaten Brody ziehen immer weniger Zuschauer in ihren Bann. 660 000 Zuschauer am Sonntagabend zwischen 14 und 49 Jahren hätten auf dem Sendeplatz um 23 Uhr 15 für einen ordentlichen Marktanteil gereicht. Durch den im Vergleich zur ersten Staffel früheren Start um 22 Uhr 15 – also parallel zu „Günther Jauch“ – kam die Serie allerdings nur noch auf 8,4 Prozent. Auch die Gesamtreichweite fiel mit 1,18 Millionen Zuschauern noch einmal geringer aus als vor einer Woche.
In der, zugegebenermaßen, etwas schwerfälligen zweiten Staffel bekleidet Brody als Abgeordneter ein politisches Amt. Er steht vor der Wahl, weiter mit den Terroristen zu kooperieren oder einen anderen Weg einzuschlagen. Die Serie thematisiert die Schattenseiten von Amerikas „Krieg gegen den Terror“. So klar wie kein TV-Format zuvor zeigt der Mehrteiler, was die permanente Paranoia aus dem Land der Freien gemacht hat. Auch wenn Sat 1 gerne zweistellige Marktanteile wie beim „Tatort“ hätte, man kann nur wünschen, dass der Privatsender nicht das Interesse an „Homeland“ verliert.