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"Bild Politik".
© Screen: Tsp

"Bild Politik": Täter, Opfer, Rentner

Niemals dürfe das Gefühl entstehen, bestimmte Fragen würden nicht mehr beantwortet – oder nicht mehr gestellt. Man werde alles fragen und schreiben. Nur: Wer kauft eigentlich Springers „Bild Politik“?

Anders als alle herkömmlichen Nachrichten- und Politik-Magazine wolle man sein, teilte Axel Springer zum mit Spannung erwarteten Start seines Magazins vor vier Wochen mit. Das wurde auf dem ersten Blick schon durch die Ressortaufteilung deutlich: nicht mehr Innenpolitik, Außenpolitik oder Wirtschaft, stattdessen hieß es „Ärger“, „Neugier“ und „Freude“. Näher dran an den Emotionen, an den Menschen wolle man sein. Das ist, zugegeben, anders. Anders als bei der Konkurrenz von Spiegel & Co. Die Mechanismen in der Branche bleiben allerdings die gleichen. Sind erst mal schwache Verkaufszahlen im Umlauf, wird schon über die Langlebigkeit dieses neuen Print-Projektes diskutiert.

Springer finde in seinem Testgebiet in und um Hamburg nur wenige Käufer für das neuen Magazin, schrieb Meedia.de vor ein paar Tagen und bezieht sich auf Angaben aus dem Grosso-Umfeld. Die Erstausgabe habe sich nur 2 500 bis 3 000 Mal am Kiosk verkauft. Auch die beiden Folgeausgaben hätten ähnliche Werte erzielt. Anders als offiziell angegeben habe Springer nicht 20 000 Hefte in Handel gebracht, sondern mindestens 30 000.
Springer selbst wollte diese Zahlen auf Tagesspiegel-Nachfrage nicht kommentieren, verweist auch auf die Bilanzpressekonferenz des Unternehmens am Donnerstag.

Fakt ist, dass das Blatt offenbar noch in der Orientierungsphase ist. Es wird einiges ausprobiert. Der Eindruck bleibt: Durch die Ressort-Aufteilung und Anmutung ist alles und jedes in Frage gestellt. Tenor von Co-Chefredakteur Nikolaus Blome (mit Selma Stern): Niemals dürfe das Gefühl entstehen, bestimmte Fragen würden nicht mehr beantwortet – oder gar nicht mehr gestellt. Man werde alles fragen und schreiben. Es dürften sich aber auch nicht Meinungen und Fakten immer weiter bösartig vermischen.

Ein hehrer Anspruch. Manche Leser fühlen sich angesprochen („Normalerweise informiere ich mich online über Politik..Sieht ein wenig aus wie eine App“), andere in der Diktion („Warum haben bei uns Täter mehr Rechte als Opfer?“, „Warum lieben Verbrecher den Paragrafen 24?“) an den konservativen Blog „Tichys Einblick“ erinnert.

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