Mehr Regionales, mehr Bill Gates: „Tagesthemen“ gehen in die Verlängerung
Die „Tagesthemen“ punkten mit Bill-Gates-Interview. Das Erste weitet das Nachrichtenmagazin aus.
Bei einer Frage blieb Bill Gates eine direkte Antwort schuldig. „Wie bewerten Sie den Umgang Ihrer Regierung mit der Pandemie?“, wollte „Tagesthemen“-Moderator Ingo Zamperoni vom Microsoft-Gründer, der einen gewichtigen Teil seines Multi-Milliarden-Vermögens der gemeinnützigen Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung übertragen hat, wissen. Doch da lächelte Gates nur und verwies darauf, dass Amerika angesichts der großen Zahl an Corona-Toten vor einer großen Herausforderung steht. „Irgendwann, wenn das Schlimmste überstanden ist, könne man in Ruhe analysieren, was im Januar und Februar passiert ist. Im Moment müssen wir einander einfach unterstützen.“
Das bemerkenswerte und vor allem auch zeitlich sehr ausführliche „Tagesthemen“-Interview mit Bill Gates fand am Ostersonntag statt. Eine bessere Begründung, warum das Nachrichtenmagazin der ARD mehr Sendezeit benötigt, kann man sich schwerlich vorstellen. Zumal die ARD-Programmkonferenz gerade erst zwei Tage zuvor bekannt gegeben hat, die „Tagesthemen“ vom 7. September an von Montag bis Donnerstag um fünf auf dann 35 Minuten zu verlängern.
Vor zwei Monaten hatten die ARD-Granden bereits beschlossen, das Magazin am Freitag erheblich auszuweiten. Künftig werden den „Tagesthemen“ am letzten Werktag der Woche 30 Minuten Sendezeit zur Verfügung stehen – doppelt so viel wie zuvor. Bei den Kollegen vom ZDF hatte das zu erheblichem Unmut geführt, zumal mit der Verlängerung am Freitag eine Überschneidung mit dem „heute-journal“ verbunden ist.
Drei Verlängerungen wegen Corona
„Die verlängerte Sendezeit werden wir insbesondere dazu nutzen, der Berichterstattung aus den Regionen noch mehr Platz in den ,Tagesthemen‘ einzuräumen“, kündigte ARD-Programmchef Volker Herres an. Die Coronakrise hat die Verlängerung der „Tagesthemen“ übrigens längst vorweggenommen. Bereits dreimal fand die Sendung freitags mit einer Länge von 30 Minuten statt. Mit 5,6 Millionen Zuschauern war das Interesse an der Sendung mit dem Bill-Gates-Interview für einen Ostersonntag beachtlich.
An einem Problem kann allerdings auch die Erweiterung der Sendezeit wenig ändern: dem späteren Beginn der „Tagesthemen“. Während die ARD-„Tagesschau“ bei den Quoten im Durchschnitt vor der ZDF-„heute“-Sendung liegt, profitiert das „heute-journal“ gegenüber den „Tagesthemen“ zumeist durch die frühere Sendezeit. Die Maxime „Je später der Abend“ gilt für Nachrichtenformate eben nicht automatisch. Mit der Verlängerung will das Erste nun die beiden Stärken des Senderbundes – die Information und die regionale Präsenz – stärker zur Geltung zu bringen. Derzeit allerdings konzentriert sich auch bei den „Tagesthemen“ das Interesse auf das global bedeutendste Thema.
Bill Gates dämpfte unterdessen in den „Tagesthemen“ die Hoffnung, dass ein Impfstoff gegen das Coronavirus bereits in Kürze zur Verfügung stehen könnte. Normalerweise dauere dieser Prozess fünf Jahre, derzeit werde versucht, diesen Zeitraum zu komprimieren. „Wenn alles super läuft, geht es vielleicht noch schneller“, sagte Gates. Klare Worte, die keine übertriebenen Hoffnungen wecken.