Pulitzer-Preis für Recherchen zu Panama Papers: "Süddeutsche Zeitung" gehört mittelbar zu den Gewinnern
Näher dran kann eine deutsche Zeitung nicht an einen Pulitzer-Preis herankommen. Die "Süddeutsche Zeitung", die maßgeblich an den Enthüllungen der "Panama Papers" beteiligt war, wird zusammen mit dem Recherchenetzwerk ICIJ geehrt.
Eine kleine Spitze in Richtung Oscar-Verleihung konnte sich Mike Pride nicht verkneifen. „Ich wollte nur sicherstellen, dass ich den richtigen Umschlag habe“, sagt der Vorsitzende des Pulitzer-Preis-Gremiums, in Anspielung auf die Vergabe des wichtigen Filmpreises, der in diesem Jahr zunächst „La La Land“ zugesprochen wurde, bevor „Moonlight“ als wahrer Gewinner genannt wurde. Die Überraschung bei der Vergabe der Pulitzer-Preise war allerdings auch ohne vertauschte Umschläge groß – vor allem aus deutscher Sicht. An den Recherchen zur Enthüllung der „Panama Papers“ durch das Internationale Recherchenetzwerk ICIJ, die am Montagabend mit einem Pulitzer-Preise ausgezeichnet wurden, war die „Süddeutsche Zeitung“ maßgeblich beteiligt. Näher dran kann wohl kein ausländisches Medium an die weltweit renommierteste Auszeichnung im Journalismus kommen.
Die Regeln sind eindeutig: „Im Journalismus-Wettbewerb können Bewerber jegliche Nationalität haben, aber ihre Arbeit muss in Zeitungen, Magazinen oder regelmäßig veröffentlichenden Webseiten aus den USA erschienen sein“, heißt es in den Statuten des Pulitzer-Preises. Deutsche Medien können diese renommierte Auszeichnung also eigentlich gar nicht gewinnen. Auch die „Süddeutsche Zeitung“ wurde somit nicht direkt ausgezeichnet, sondern über ihre Beteiligung am Internationalen Netzwerk Investigativer Journalisten (ICIJ mit Sitz in Washington.
Recherchenetzwerke immer wichtiger
An den Recherchen zu den Panama Papers waren 190 Mitgliedern aus mehr als 65 Ländern beteiligt. Indirekt gehöre die Ehrung allen weltweit beteiligten Medien, sagte der Jury-Vorsitzende Mike Pride. „Es ist keine Frage, dass dies ein viel größeres Projekt war.“ Die beteiligten Medien auf der ganzen Welt hatten im April 2016 über rund 200 000 von der Kanzlei Mossack Fonseca gegründete Briefkastenfirmen berichtet, in denen Politiker, Prominente und Sportler ihr Vermögen geparkt haben sollen. Die Veröffentlichung führte zu Ermittlungen auf der ganzen Welt und zu einer Debatte über Steueroasen und Geldwäsche. „Glückwunsch an das ganze Team von mehr als 370 Journalisten! Großen Dank an die Süddeutsche Zeitung“, schrieb das ICIJ beim Kurznachrichtendienst Twitter. „Das ist fantastisch. Ich habe keine Worte mehr“, schrieb „Süddeutsche“-Journalist Bastian Obermayer.
Recherchenetzwerke wie das ICIJ oder der Rechercheverbund von „Süddeutscher Zeitung“ sowie NDR und WDR spielen bei großen Enthüllungen eine immer wichtigere Rolle. Die Partnerschaft zwischen der Zeitung und den den beiden öffentlich-rechtlichen ARD-Sendern ist allerdings zunächst bis 2017 beschränkt.
Für die Recherchen über Europas fatale Abhängigkeit vom US-Software-Giganten Microsoft hatte das internationale Journalisten-Team Investigate Europe unter Beteiligung des Tagesspiegels drei Monate Ökonomen, IT-Manager, Sicherheitsexperten und Politiker aus zwölf europäischen Ländern sowie EU-Kommission und Parlament befragt. Für eine einzelnes Medium sind solche Recherchen finanziell und personell kaum zu stemmen.
Zweiter Schwerpunkt: Donald Trump
Neben den „Panama Papers“ stand vor allem die Berichterstattung rund um die Wahl des umstrittenen US-Präsidenten Donald Trump im Fokus der diesjährigen 101. Pulitzer-Preise. Die Debatten um „Fake News“ habe deutlich gemacht, dass seriöse und fundierte Berichterstattung „wichtiger denn je“ sei, sagte der Vorsitzende des Pulitzer-Preis-Gremiums Pride. So gewann der Reporter David Fahrenthold von der „Washington Post“ den Pulitzer-Preis in der Kategorie „Nationale Berichterstattung“. Seine „beharrliche Berichterstattung“ habe ein „positives Beispiel für transparenten Journalismus“ in Wahlkämpfen aufgestellt und gleichzeitig die von Trump immer betonte Großzügigkeit bei Spenden an Wohltätigkeitsorganisationen in Frage gestellt, hieß es in der Begründung.
Peggy Noonan vom „Wall Street Journal“ bekam die Auszeichnung in der Kategorie „Kommentar“ - „für wunderschön zusammengestellte Kolumnen genau zum richtigen Zeitpunkt, die die Leser während eines der spaltendsten Wahlkämpfe in der Geschichte unseres Landes mit den gemeinsamen Werten aller Amerikaner verknüpft haben“. (mit dpa)
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