Digitalisierungsbericht Video: Streamingdienste auf dem Vormarsch
Die Deutschen lieben YouTube, aber auch ihr Smartphone. Das zeigen aktuelle Zahlen der Medienanstalten, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurden.
Während die Ifa jedes Jahr neue Techniktrends vorstellt, präsentieren die Medienanstalten die Trends der Digitalisierung. Die ist in deutschen Wohnzimmern längst angekommen. 95,4 Prozent der Haushalte empfangen Fernsehen ausschließlich digital, 3,1 Prozent analog über Kabel. Die vollständige Umstellung auf digitale TV-Übertragungswege soll laut Digitalisierungsbericht Video um die Jahreswende geschehen. Die Hälfte der Haushalte hat einen Smart-TV.
Erstmals hat nun das Smartphone den Fernseher als wichtigsten Bildschirm abgelöst. 37 Prozent der Befragten ab 14 Jahren bezeichneten das Smartphone als wichtigstes Bildschirmgerät, 32 Prozent den Fernseher. Fürs Serien- oder Filme- Schauen ist der Fernseher jedoch für etwa zwei Drittel der Befragten das wichtigste Gerät, danach kommen Laptop (10,5 Prozent) und Smartphone (9,3 Prozent). Verändert hat sich nicht nur das Wie, sondern auch das Was. Zwar schauen etwa 68 Prozent der Befragten vor allem lineares Fernsehen oder Livestreams, während ein Viertel primär Video-on-demand oder aufgezeichnete Sendungen sieht. Die unter 30-Jährigen nutzen überwiegend VoD-Angebote (62 Prozent), bei den über 40-Jährigen überwiegt lineares Fernsehen. 88 Prozent der ab 50-Jährigen bleiben linearen TV treu.
Der meistgenutzte Streamingdienst in Deutschland ist mit knapp 24 Millionen Menschen (34 Prozent) YouTube. Die Mediatheken der Sender nutzen knapp 31 Prozent, etwa 29 Prozent die Streamingangebote von Amazon, Netflix und Co. Der Trend ist klar: Streamingdienste gewinnen in Deutschland immer mehr Zuschauer. So ist die traditionelle TV-Nutzung gegenüber dem Vorjahr um 6,1 Prozent zurückgegangen, VoD legte um fast 30 Prozent zu.
In Deutschland sucht die Branche händeringend nach Antworten auf die Konkurrenz aus den Staaten. Eine ist die neue Plattform „7TV“ von ProSiebenSat 1 und Discovery, die Anfang 2019 an den Start gehen und die Angebote 7TV, Maxdome und Eurosport Player zusammenführen soll. „Wenn man nicht bereit ist, über Synergien ein Gegengewicht zu schaffen, dann wird es schwer“, sagte Alexander von Woikowsky, Geschäftsführer 7TV. Unter anderem mit Sport, lokalen und eigenproduzierten Inhalten soll die Plattform punkten.
Optimistisch gibt sich NDR-Programmdirektor Frank Beckmann. „Es ist wichtig, dass Mediatheken sich zusammentun. Je größer das Angebot, desto wahrscheinlicher setzt es sich durch“, sagte Beckmann mit Blick auf den Relaunch der ARD-Mediathek, die nun alle Angebote der einzelnen Anstalten vereint. „Es ist denkbar, dass wir uns mit Partnern zusammentun“, so Beckmann. Von den US-Riesen habe man lernen können, etwa die Personalisierung von Angeboten. Auch das soll in der neuen Mediathek vorkommen.