Kehrtwende im Kanzler-Duell: Steinbrück will nun doch mit Raab
Erst nein, dann ja: Der SPD-Kanzlerkandidat kann sich nun doch ein TV-Duell mit Moderator Stefan Raab vorstellen. Auch Merkel hat keine Einwände. Doch damit ist noch nichts entschieden.
Peer Steinbrück sieht sich als einen Mann, der für klare Kante steht. Als sich die Republik über seine Aussagen zum vergleichsweise niedrigen Kanzlergehalt wunderte, ruderte er lange nicht zurück, auch für die Fragen nach den Finanziers von Peerblog.de zeigte er wenig Verständnis. In einem Punkt aber hat der SPD-Kanzlerkandidat nun eine kurzfristige Kehrtwende eingelegt: Er kann sich jetzt doch vorstellen, dass Pro-Sieben-Moderator Stefan Raab das Fernsehduell zwischen ihm und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mitmoderiert.
„Wenn Angela Merkel dann auch mit Stefan Raab einverstanden ist, wird es so geschehen“, sagte Steinbrück der „Bild“-Zeitung am Freitag. Noch zwei Tage zuvor hatte er der „Passauer Neuen Presse“ gesagt, dass er Raab nicht als Moderator will, weil Politik „keine Unterhaltungssendung, sondern ein ernstes Geschäft“ ist. Das kam bei den Sendern gar nicht gut an. Sie wollen sich bei ihrer Moderatorenwahl nicht reinreden lassen.
Steinbrücks Sprecher Michael Donnermeyer begründete den Rückzieher nicht etwa damit, dass Steinbrück eingesehen hat, ein falsches Signal gesendet zu haben – nein, es seien die Journalisten selbst, die den Meinungswechsel bewirken: „Der politische Journalismus verliert immer mehr Terrain, dann verkämpfen wir uns daran auch nicht allein“, sagte Donnermeyer.
Eines hat Steinbrück mit seinem Hü und Hott allerdings erreicht. Bereits acht Monate vor der Bundestagswahl im September ist das TV-Duell zur Chefsache geworden. So ging es in der Regierungspressekonferenz am Freitag darum, ob sich auch Merkel vorstellen könne, dass Raab das TV-Duell mitmoderiert. „Die Bundeskanzlerin spricht sich weder für noch gegen einen bestimmten Moderator oder eine bestimmte Moderatorin aus“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. „Sie spricht sich dafür aus, dass nicht die Politik die Moderatoren bestimmt, sondern, wie in den vergangenen Jahren auch, die Sender selber.“
Einem TV-Duell mit Raab als Co-Moderator dürfte also nichts im Wege stehen – sofern sich die Teams der Politiker und die Sender darauf einigen, dass die Debatte von mehreren Moderatoren geleitet wird. Denn Merkel will weiterhin nicht auf Steinbrücks Forderung nach zwei Fernsehduellen eingehen. „Es gibt auch weiterhin keinen Grund, von der bewährten Tradition der Jahre 2005 und 2009 abzuweichen“, sagte Seibert. Damals hatte es jeweils nur ein Duell mit vier Fragestellern gegeben, 2009 waren dies Frank Plasberg (ARD), Maybrit Illner (ZDF), Peter Kloeppel (RTL) und Peter Limbourg (Sat 1). Die „Tradition“ von nur einem Duell ist allerdings von Merkel selbst begründet worden, denn als 2002 zum ersten Mal TV-Duelle anlässlich einer Bundestagswahl veranstaltet wurden, trafen sich Gerhard Schröder (SPD) und Herausforderer Edmund Stoiber (CSU) zweimal zur Debatte vor den Kameras. Präsident Barack Obama und sein Herausforderer Mitt Romney traten im vergangenen Jahr sogar dreimal zum TV-Duell an.
Wann das Duell zwischen Merkel und Steinbrück stattfindet, steht noch nicht fest. Seibert bestätigte den 8. September, der von Medien genannt wurde, nicht. Raab steht als Moderator zumindest bereit, wie er am Freitag in Interviews sagte. Dass er nicht nur Unterhaltung, sondern auch Politik kann, will er am Sonntag erneut beweisen, wenn die zweite Folge seiner Show „Absolute Mehrheit – Meinung muss sich wieder lohnen“ läuft. Mit den Politikerinnen Dorothee Bär (CSU), Katja Dörner (Die Grünen), Linda Teuteberg (FDP) und Yvonne Ploetz (Die Linke) will er unter anderem über die Frauenquote und Mietpreise diskutieren – und auch Peer Steinbrück dürfte dann wohl Thema sein. Sonja Pohlmann
„Absolute Mehrheit – Meinung muss sich wieder lohnen“, Sonntag, 22 Uhr 50, ProSieben