NDR-Doku: Staubsaugen in Afghanistan
"Womit spielst du am liebsten?" "Mit Pistolen." Eine Dokumentation des NDR besucht eine Friedens-WG in Kabul und gewinnt bedrückende Einblicke.
„Warst du mal in Paktia? Da ist es schön grün. Dort sind die Taliban“. Journalistin Ronja von Wurmb-Seibel war noch nie in Paktia. Die Provinz ist zu gefährlich für Ausländer, besonders für ausländische Frauen. Stattdessen hat sie mit ihrem Kollegen Niklas Schenck in der afghanischen Hauptstadt den Film gedreht, aus dem dieses Zitat stammt. „Sieben Tage in Kabul“ erzählt die Geschichte einer afghanischen Jungs-WG, die zwar nicht ihrer Zeit, dafür aber ihrem Land weit voraus ist.
Wurmb-Seibel und Schenck sind zu Gast bei den „Afghan Peace Volunteers“, acht jungen Männern, die versuchen, ihre Heimat friedlicher zu gestalten. Schon als Kinder haben sie Anschläge und Krieg erlebt, Verwandte verloren. Jetzt sammeln sie Müll in Parks, kümmern sich um Straßenjungs: „Mit was spielst du am liebsten?“ „Mit Pistolen.“ „Das ist nicht gut. Sag lieber, dass du gerne Fußball spielst“. Ein erstaunliches Engagement angesichts der Tatsache, dass die acht unterschiedlichen Ethnien angehören, die sich normalerweise ignorieren. Oder attackieren. Bei den Peace Volunteers scheint es egal, ob man Paschtune, Tadschike oder Hasara ist.
Natürlich ist auch in der WG nicht immer alles in Ordnung, ebenso wenig wie in Afghanistan selbst. Doch in einem Land, von dem Zuschauer kaum etwas anderes als Terror erwarten, zeichnet der Film mittels feiner Einstellungen ein relativierendes Bild. Ja, in Afghanistan gibt es Anschläge. Aber auch Coca-Cola, iPhones und Internet. Auch in Afghanistan wird Staub gesaugt. Wie Wurmb-Seibel sagt: „Der Terror kommt aus dem Nichts. Dann verschwindet er wieder“.
Das an einigen Stellen arg sentimentale Gitarrengeklimper im Hintergrund hätte man sich bei diesem ernsten Thema sicher schenken können. Es wirkt verstörend genug, wenn neben den aufgeschlossenen, jungen Afghanen komplett verhüllte Frauen vorbeihuschen. Wurmb-Seibel und Schenck ist mit ihrem Film in jedem Fall ein genauer, personenzentrierter Einblick ins Kabuler Leben gelungen. Bedrückend ist er aber auch. „Mit was spielst du am liebsten?“- „Pistolen“. tke
„Sieben Tage in Kabul“, NDR, Sonntag, 15 Uhr 30
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