Fußball im Fernsehen: Spiel ohne Grenzen
Auch in den kommenden vier Jahren hält der Bezahlsender Sky die Live-Rechte an der Fußball-Bundesliga. Das bestätigte der Ligaverband. Die Zusammenfassungen laufen weiterhin in der Sportschau im Ersten.
Die Sky-Aktie schien schon zur Börseneröffnung Freudensprünge zu machen. Um bis zu 25 Prozent auf 2,50 Euro kletterte das Papier des Bezahlfernsehsenders zu Beginn des Parketthandels. Auch später schlug sie noch mit einem deutlichen Plus zu Buche und Sky Deutschland durfte sich am Dienstag als ein Gewinner des Tages fühlen. Allerdings war der Preis, den der größte Sieger bei der Auktion der nationalen Fernsehrechte an der Fußball-Bundesliga zu zahlen hat, üppig wie nie. Auf eine Summe von 485,7 Millionen Euro im Jahr beläuft sich der Betrag, den das Medienunternehmen von Rupert Murdoch künftig dafür bezahlen muss, alle Spiele und alle Tore in der ersten und zweiten Liga weiter live zeigen zu können.
Das ist fast doppelt so viel wie im bisherigen Jahresmittel für die Spielzeiten 2010/11 bis 2012/13. Dafür brachte der Bezahlfernsehsender Sky 250 Millionen Euro im Jahr auf. Nun also folgt für die Jahre 2013 bis 2017 das, was Reinhard Rauball, der Präsident des Ligaverbandes, nach einer harmonischen Mitgliederversammlung der Bundesliga einen „Quantensprung“ nannte. Sky vor allem, aber auch die vier anderen künftigen Partner ARD (bisher für 100 Millionen Euro per annum dabei, künftig für zehn Prozent mehr), ZDF, Sport 1 und die für den neu ausgeschriebenen Sektor Web-TV und Mobilfunk über die Plattform Bild.de hinzukommende Axel Springer AG lassen sich ihre Teilhabe am lukrativen Rechtepaket der Bundesliga Einiges kosten. In Zahlen ausgedrückt heißt das: Ab der Saison 2013/14 erlöst die Bundesliga für vier Spielzeiten rund 2,5 Milliarden Euro (bisher 1,6 Milliarden); das sind 628 Millionen Euro pro Jahr im Schnitt (bisher: 412) oder ein Einnahmenplus von 52 Prozent.
Leer ging bei der Versteigerung nach dem sogenannten „Klassik-Szenario“ in einem eng mit dem Bundeskartellamt abgestimmten Bieterverfahren ein bisheriger Rechteinhaber aus: die Deutsche Telekom, die seit 2010 für rund 25 Millionen Euro im Jahr die Rechte am Internetfernsehen (IPTV) hält. Diese Rechte gehen ab der Saison 2013/14 ebenfalls an Sky.
Damit bleiben der Liga mögliche rechtliche Auseinandersetzungen erspart, die bei einem Bietererfolg der teilstaatlichen Telekom vielleicht die Konsequenz gewesen wären. Für Sky wiederum hätte der Verlust der Exklusivrechte an 612 Bundesligaspielen pro Saison womöglich zu einer Massenflucht seiner etwa drei Millionen Abonnenten geführt. Der Sender aus der Newscorp-Mediengruppe des US-amerikanischen Unternehmers Rupert Murdoch sah sich, um seine Zukunft auf einem der wichtigsten Fernsehmärkte der Welt nicht zu gefährden, gezwungen, viel mehr zu bieten als ursprünglich gedacht. Vor Wochen hatte Sky-Deutschland-Chef Sullivan die Bonner allerdings zur Zusammenarbeit eingeladen. Der Manager dürfte Interesse daran haben, die Telekom mit ins Boot zu holen, um die Kosten für Sky zu drücken. „Wir sind offen für Partnerschaften“, sagte Sullivan am Dienstag.
Über das Resultat eines zwanzigmonatigen Prozesses rund um den Verkauf der nationalen Medienrechte an der Bundesliga zeigte sich Christian Seifert, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga (DFL), überrascht: „Dieses Ergebnis hat unsere Erwartungen stark übertroffen.“ Seifert, einer der besonders gewieften Profis im deutschen Profifußballgeschäft, war so etwas wie ein persönlicher Gewinner des Tages. Rauball sprach von einem „Ritterschlag“ für den Mann, der die Bundesliga mit diesem Abschluss näher an die Branchenführer aus der Premier League gerückt hat. Die Engländer generieren 750 Millionen Euro ihrer insgesamt 1,3 Milliarden Euro für die immer noch weltweit begehrteste Liga aus dem Inlandsgeschäft und 560 Millionen aus dem Auslandsbusiness mit dem Verkauf von Medienrechten. Die italienische Serie A kommt auf circa 820 Millionen Euro, Real Madrid und der FC Barcelona teilen sich die Hälfte des auf 600 Millionen Euro taxierten Fernsehgeldes an die Primera División. Frankreichs Ligue 1 liegt jetzt mit einem Abschluss von 570 Millionen Euro unter der Bundesliga.
Von einem „Meilenstein“ sprach Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende von Bayern München, von einem „guten Tag für den deutschen Fußball“ Rauball, der Präsident des Ligaverbandes. Monika Piel, die Vorsitzende der ARD, freut sich darauf, „dass die ,Sportschau’ ihre große Tradition fortsetzen kann“. Da sich die Liga am Ende eines komplizierten Bieterprozesses für bewährte Partner entschied, ist die ARD der zweite große Gewinner der Versteigerung. Die „Sportschau“ am Samstag kann weiter von 18 Uhr 30 an die Highlights der Liga zeigen, sie könnte tags darauf schon von 21 Uhr 15 an (bisher: 21Uhr 45) über die zwei Sonntagsspiele berichten, und sie erwarb das Recht an sieben Live-Spielen. Das ZDF kann als Zweitverwerter weiter Erstligafußball im „Aktuellen Sportstudio“ zeigen inklusive der Erstvermarktung des Samstagabendspiels. Sport 1 behält sein Live-Übertragungsrecht von der Montagspartie in der zweiten Liga.
Dass so viel frisches Geld Begehrlichkeiten in den 36 Erst- und Zweitligaklubs wecken wird – etwa bei Spielern – ist sicher. Rauball rief zum „verantwortungsbewussten Umgang“ mit dem neuen Reichtum auf. Wie der große Preis unter den Vereinen aufgeteilt wird, muss unter Wettbewerbs- und Solidaritätsgesichtspunkten geklärt werden. Länder wie England, Spanien oder Italien sind kein Vorbild: Dort verschuldeten sich die Klubs trotz oder wegen der hohen Überweisungen aus den Fernsehhonoraren auf exorbitante Weise.