Zwei Mal das Pubertier: im Kino und im Fernsehen: Speed? Oder Coca-Cola?
Im Kino läuft: „Das Pubertier – Der Film“. Im ZDF folgt: „Das Pubertier – Die Serie“.
Wenn es das Kinopublikum mit dem am 6. Juli gestarteten „Pubertier“ gut meint, dann, ja dann kommt es zum direkten Vergleich mit der ZDF-Serie gleichen Titels. Die sechs Teile der öffentlich-rechtlichen Produktion starten im zweiten Programm am 7. September, in der ZDF-Mediathek sind die ersten drei Folgen schon vom 24. August an zu sehen (und aktuell bereits im ZDF-Vorführraum).
Also: „Das Pubertier – Der Film“ gegen „Das Pubertier – Die Serie“. Beides nach dem Bestseller von Jan Weiler. Die Kinoproduktion protzt mit der Besetzung, also mit Jan Josef Liefers als Journalist Hannes Wenger, Heike Makatsch als Ehefrau Sara und Harriet Herbig-Matten als beider Tochter Carla. In der ZDF-Serie lauten die Rollen und ihre Darsteller: Jan Maybacher (Pasquale Aleardi), Carla Maybacher (Mia Kasalo) und Sara Maybacher (Chiara Schoras). Klar, Kino muss immer deutlicher auf Prominenz setzen.
Hier führt Leander Haußmann Regie, und er tut es mit aller Konsequenz, Lautstärke, Drastik. Ein reiner Furzkissen-Spaß. Wer dieses Lichtspiel mit Skepsis angeht, der wird ins Schleudertrauma geraten, wenigstens verdammt viel schlechte Laune bekommen. Voll pubertär das Ganze, Vati ist der größte Vollhorst unter allen Vollhorsten, alle und alles rasen: Eltern, Tochter, Hormone, Sprüche, Scherze. Wer sich darüber freuen will, dass es bei den Wengers noch viel schlimmer zugeht als im eigenen Zuhause, der kann sich sehr freuen. Die anderen freuen sich darüber, dass das Machwerk nur 91 Minuten dauert.
Die bisher sechs ZDF-Folgen – Fortsetzung möglich – entfernen sich weiter von der Buchvorlage. Sie drücken längst nicht so stark auf Tempo und Turbulenz. Jeweils 45 Minuten lang bieten sie weniger einen erzählerischen Sturzbach als ein sich ständig erweiterndes Delta. Klar, auch die Maybachers, allen voran Vater Jan, werden ins familiäre Chaos gestürzt, sobald Tochter Carla von einem Tag auf den anderen von einem freundlichen, entzückenden Mädchen zu einer 13-jährigen Pubertierenden mutiert, die sich durch Rumzicken, Empfindlichkeiten, Launen und eine prinzipielle Abwehrhaltung gegen elterliche Ratschläge auszeichnet. Papa Jan ist schockiert und leidet unter den urplötzlichen Veränderungen im familiären Rollengefüge – immer in der Hoffnung, dass doch noch alles gut wird. Hier agieren doch Menschen, während im Kinofilm die Prototypen triumphieren.
Das ZDF nennt sein Werk eine „Dramaserie“, was allerdings eine echte Übertreibung ist. Wenn man so will: „Das Pubertier – Der Film“ lässt das Thema explodieren, die Serie implodieren. Im Kino gibt es Pubertät auf Speed-, im Fernsehen gibt es Pubertät auf Coca-Cola-Niveau. Aber einer wird bei beiden Produktionen beste Laune haben: Jan Weiler, das Bestseller-Pubertier. Joachim Huber
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