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Der „George Clooney des  Kabaretts“  mit dem ersten deutschen Comedy-Programm für 86 Millionen Netflix-Kunden weltweit. Nuhr thematisiert das Image von Deutschland, es geht um Flüchtlinge, Hitler, öffentliches Rauchen oder Erdogan.
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Interview mit dem deutschen Comedian und Kabarettisten: „Sie sind doch Dieter Nuhr!“

Netflix streamt das erste deutsche Comedy-Programm für den weltweiten Markt: Dieter Nuhr über Anspruch, falsche Erwartungen und Sigmar Gabriel.

Herr Nuhr, wie schaffen Sie es, dass Ihre deutsche Comedy in den USA und anderswo auf der Welt verstanden wird?

Ich habe es bisher eigentlich immer so gehalten, dass ich meinen Humor auf die Bühne gebracht und dann erwartet habe, dass es andere Leute gibt, die ihn teilen. Ich glaube nicht mehr, dass wir in nationalen Blasen leben, in denen Humor nicht mehr verstanden wird – wir sind alle geprägt von amerikanischen Comedians, durch Kinofilme oder die Stand-up-Programme. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das an der Grenze haltmacht.

Wo führt das hin, mit Untertiteln?
Ich glaube, dass alles, was mir durch den Kopf geht, auch einigen Menschen in Amerika durch den Kopf gehen wird. Dann ergibt es sich automatisch, dass es Übereinstimmungen im Humor gibt. Ob sie bereit sind, sich die Show mit Untertiteln anzuschauen, da bin ich sehr gespannt. Sonst mache ich’s beim nächsten Mal in Englisch.

Wie kam es überhaupt zur Zusammenarbeit von Dieter Nuhr mit Netflix?
Eigentlich sehr unspektakulär. Ich bin gefragt worden, habe drei oder sieben Sekunden nachgedacht und „Ja“ gesagt, weil es ein ganz anderes Publikum erreichen kann als das, was ich sonst im Fernsehen mache. Das ist natürlich großartig. Alles, was das Publikum verbreitert, ist erst mal positiv. Es verlässt den eigenen Kulturraum. Das finde ich grandios.

Was meinen Sie mit „Kulturraum“?
Ich kann dazu vielleicht eine kleine Geschichte erzählen: Ich war in Jaipur in Indien und bin von einer Inderin auf der Straße angesprochen worden: „Sie sind doch Dieter Nuhr!“, und ich dachte, jetzt laust mich aber wirklich der Affe, wie ist das möglich? Dann erklärte sie mir halb in sehr gebrochenem Deutsch, halb in Englisch, dass sie einen deutschen Mann geheiratet habe, in Jaipur lebe und versuche, Deutsch zu lernen – mit deutschen Comedians. Da laufe ich durch Indien und es erkennt mich eine Inderin, die noch nie in Deutschland war. Das ist natürlich ein witziges Erlebnis, das zeigt, dass wir alle in einer Welt leben. Im Moment ist es vielleicht noch eine Inderin, aber womöglich sind es dann nächstes Jahr 30 Amerikaner.

Deutscher Humor ist ja durchaus gewöhnungsbedürftig. Noch mal, glauben Sie wirklich, dass die US-Amerikaner interessant finden, was Frau Merkel, Herr Steinmeier oder Herr Gabriel machen?
Nein, das glaube ich nicht. Deswegen werde ich in der Show auch nicht darüber sprechen. Ich glaube, dass Sigmar Gabriel auch in Deutschland nicht wirklich interessant ist. Und ich möchte auch nicht über Angela Merkels Hosenanzug reden. Das sind alles so Dinge, die mich gar nicht interessieren.

Sondern?
Ich glaube, wenn man heute über Politik redet, dann redet man über die großen Themen: über Gewalt, über Religion oder über Krieg. Und über Mentalitäten. Ich glaube, das interessiert die Leute überall auf der Welt, weil es überall auf sie einwirkt. Ich denke, dass die nationalen Grenzen da längst gesprengt sind, also Sigmar Gabriel – wer was das nochmal? War das nicht dieser Sänger...?!

Die Comedy-Show "Nuhr in Berlin" mit Dieter Nuhr ist abzurufen beim Streamingdienst Netflix.

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