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Hat Facebook Republikaner wie Präsidentschaftskandidat Mitt Romney, im Bild links zusammen mit Barack Obama, benachteiligt. Das Social Network weist die Vorwürfe zurück.
© AFP
Update

Facebook unter Manipulationsverdacht: Senatsausschuss verlangt Aufklärung

Die mögliche Benachteiligung von Republikanern in den Nachrichtentrends von Facebook beschäftigt nun auch den US-Senat. Das soziale Netzwerk soll sich vor einem Ausschuss rechtfertigen.

Facebook gerät in den USA wegen Vorwürfen, seine Nachrichten-Inhalte zu Ungunsten konservativer Politiker zu manipulieren, zunehmend unter Druck. Der Handelsausschuss des Senats verlangt von Facebook Aufklärung darüber, wie seine Nachrichten-Trends ("Trending Topics") zusammengestellt werden. Mitarbeiter des Konzerns sollten sich darauf vorbereiten, den Ausschuss über die Zusammenstellung der Rubrik zu unterrichten, schrieb der Ausschussvorsitzende John Thune am Dienstag an Konzernchef Mark Zuckerberg.

Facebook hatte am Dienstag den Vorwurf zurückgewiesen, die Auswahl von Artikel für seine Rubrik „Trending Topics“ manipuliert zu haben. Ehemalige Mitarbeiter des sozialen Netzwerks hatten anonym berichtet, nicht ein „neutraler“ Algorithmus identifiziere die wichtigsten Trends. Vielmehr sei der Nachrichtenstrom unter chaotischen Rahmenbedingungen zulasten von konservativen Politikern und Websites wie breitbart.com beeinflusst worden. Der zuständige Facebook-Manager Tom Stocky erklärte, das Online-Netzwerk habe keine Belege dafür gefunden. Solche Manipulationen seien nach den internen Richtlinien verboten, schrieb er in einem Facebook-Eintrag am späten Montag (Ortszeit).

In einem Bericht des Blogs „Gizmodo“ hatten namentlich nicht genannte frühere freie Mitarbeiter berichtet, bei der Überprüfung der News-Trends seien Nachrichten über Politiker wie den einstigen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney oder Treffen konservativer Gruppen herausgefiltert worden. Dagegen seien Themen wie die Bewegung gegen Rassen-Diskriminierung „Black Lives Matter“ künstlich hinzugefügt worden. Die Nachrichten-Trends sollen widerspiegeln, welche Ereignisse gerade die Nutzer interessieren und sind zugleich ein wichtiger Kanal, über den Nachrichten sie erreichen.

Facebook-Manager Stocky betonte nun, es gebe technische Barrieren gegen Manipulationen der „Trending Topics“. Zudem würden die Aktionen der Mitarbeiter aufgezeichnet und kontrolliert. Aufgabe des Teams sei es vor allem, die von einer Software ermittelten Trend-Nachrichten lediglich auf Doppelungen, Fälschungen oder schwache Quellenlage zu prüfen.

Zuckerberg hat eine klare Position zu Trumps Ideen

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hatte vor einigen Wochen mit einem politischen Statement für Aufsehen gesorgt, im dem er sich gegen das Errichten von Mauern wandte. In den USA wurde das als Breitseite gegen den republikanischen Präsidentschafts-Anwärter Donald Trump aufgefasst, der eine Mauer zwischen den USA und Mexiko vorgeschlagen hatte. Mit über 1,6 Milliarden Mitglieder weltweit wäre Facebook in der Lage, die Ansichten vieler Menschen über eine gezielte Nachrichtenauswahl zu beeinflussen.

„Wir fügen keine Artikel künstlich den Trend-Themen hinzu und weisen auch unsere Prüfer nicht an, dies zu tun“, schrieb Stocky. Auch eine Überprüfung habe gezeigt, dass der Vorwurf, „Black Lives Matter“ sei gezielt zum Trend gemacht worden, falsch sei. Vor einigen Monaten war ein interne E-Mail Zuckerbergs bekannt geworden, in der er Mitarbeitern verbot, den Slogan der Bewegung auf einer Kritzel-Wand in der Facebook-Zentrale durchzustreichen. Das Silicon Valley ist traditionell eher für eine liberale Gesinnung bekannt.

Den von „Gizmodo“ zitierten Mitarbeitern zufolge seien Themen manchmal zu den Trends hinzugefügt worden, um sie aktueller oder politisch relevanter wirken zu lassen. Einer von ihnen, der sich als Anhänger der Konservativen zu erkennen gab, erzählte, es seien individuelle Entscheidungen einzelner Personen gewesen, die Artikel blockiert hätten. Zugleich räumte auch das Blog ein, dass es keine Belege dafür habe, dass dies eine Firmenpolitik gewesen sei. dpa/AFP/sag

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